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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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von der Verteidigung beantragten psychiatrischen Gutachten stimmt auch die An klage weitgehend zu. Die Psychiater beurteilen Aileen als einen Grenzfall von Geistesstörung, den sie als »antisoziale Persönlichkeitsstörung« bezeichnen. Die wichtigsten Merkmale dieser Störung sind bei Aileen zu finden: Unberechenbarkeit in verschiedenen Lebensbereichen, instabile zwischenmenschliche Beziehungen, unangemessener übermäßiger Zorn oder unkontrollierte Wutausbrüche, extremer Stimmungswechsel, chronisches Gefühl innerer Leere.
    Diese mentale Beeinträchtigung, so sagt der Ankläger im Schlußplädoyer, rechtfertige jedoch nicht Aileens Taten: »Wir wollen hier nicht darüber urteilen, ob Aileen Wuornos nicht ganz normal ist oder ein schiefes Bild von der Welt hat, ob sie beeinflußbar ist oder perverses trifft sicher all dies auf sie zu. Aber sie wußte, was sie tat, und sie wußte, daß es unrecht war, was sie tat. . . Wer ist verantwortlich? Aileen Wuornos sagt, daß es die Gene sind.
    Aileen Wuornos sagt, es waren ihre Eltern, die all dies verursacht haben. Sie schiebt es auf die Prostitution, aber sie sagte auch, daß sie das Geld mochte. Sie beschuldigte Ty Moore. Sie beschuldigte die Ermittlungsbeamten. Sie beschuldigte sogar die Opfer. Dies ist kein Fall, der Vergebung verdient.«
    Die Verteidigerin verweist in ihrem Schlußplädoyer nochmals auf Aileens widrige Lebensumstände: »Sie ist mit einer Krankheit belastet, die sie extrem leicht in Angstzustände versetzt. Sie weiß nicht, wer sie ist. Sie ist immer allein, immer frustriert. Wie Sie Dr. McMahon sagen hörten, ist Lee noch ein verletztes und zurückgebliebenes Kind, das immer wieder ausprobiert, einen Ausweg aus seinem Dilemma zu finden. Sie fühlt sich verfolgt, hat keine Kontrolle mehr über sich.« Die Verteidigerin bittet die Geschworenen, kein Todesurteil zu fällen.
    Die zwölf Geschworenen fordern einstimmig die Todesstrafe auf dem elektrischen Stuhl.
    Auch der Serienmörderin Aileen Wuornos kamen mehrere subjektive wie objektive Umstände zugute, die ihre Verbrechen begünstigten. Aileen selbst war durch die Zwänge jahrelanger Prostitution geübt, mit der Maske des Lächelns Männer für sich zu interessieren. Ihre Opfer hegten gegenüber einer freundlich lächelnden Frau keinen Argwohn oder versprachen sich dabei sogar sexuellen Spaß.
    Aileen beging ihre Morde meist in einsamen Wäldern. Manchmal versteckte sie zusätzlich ihre Opfer. Die Opfer wurden erst nach Tagen oder Wochen gefunden, was die kriminalistische Untersuchung des Tatorts erschwerte. Die geraubten Wagen hinterließ Aileen weit entfernt vom Tatort. So kam ihr die Weite des Landes zustatten. Der Zusammenhang zwischen Mordopfer und Wagen wurde nicht gleich erkannt und eine rechtzeitige Ermittlung erschwert.
    Den größten Vorteil zog die Serienmörderin aus der Eigenart des amerikanischen Rechtssystems. Es ist föderalistisch aufgebaut und gibt den territorialen Behörden von Polizei und Justiz starke Selbständigkeit. Jede Behörde wacht eifersüchtig über ihre Souveränität. Das behindert die Ermittlung in allen Fällen, die über das eigene Territorium hinausgehen. Michael Reynolds berichtete im Fall Aileen Wuornos, wie die einzelnen Behörden und sogar die Mitglieder der Sonderkommission einander Informationen vorenthielten, um selber damit zu glänzen, wie schwer es einigen Mitarbeitern fiel, sich in ein Team einzubinden, wie »gegenseitiger Futterneid« die Zusammenarbeit störte.
    Auch technische Mängel traten bei der Ermittlung auf. Um einzelne Morde als Teile eines Serienverbrechens zu erkennen, braucht man eine möglichst perfekte Methode des Vergleichens. Zwar gibt es in den USA seit 1984 eine Vergleichskartei auch für atypische Gewaltverbrechen.
    Diese Kartei sammelt Strukturmuster von Gewalttaten und ermöglicht es, das Tatmuster neu auftretender Verbrechen mit den bereits gespeicherten Tatmustern zu vergleichen. Da Serienmörder ihre Morde in der Regel auf stets gleiche Weise begehen, kann so verhältnismäßig schnell, schon nach zwei oder drei Morden, ein Serienmordverbrechen erkannt werden. Aber vielen Ermittlungsbehörden fehlt das Geld, sich am Ausbau dieser Vergleichskartei zu beteiligen, so daß sie infolge dieses Informationsmangels meist viel zu spät das Vorgehen eines Serienmörders erkennen.
    Ungewohnt in diesem Fall war auch die Vermutung, eine Frau könnte die Serienmorde begangen haben. Zwar soll Aileen Wuornos die 35. bekannt gewordene

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