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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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wirkliche Welt für ihn wesenlos wird. Die Worte des Vaters über das künftige Studium erreichen ihn nicht mehr.
    Apathisch unterwirft er sich dem Entschluß des Vaters, sich an der Ohio-Universität einzuschreiben, läßt sich von ihm zum Studienbeginn hinbringen, bezieht ein Zimmer und flieht wieder in seine blutigen Tagträume. Als der Vater das erste Zeugnis erhält, stellt er fest, daß Jeff die Vorlesungen und Pflichtseminare kaum besucht und nicht einmal die Hälfte der erforderlichen Punkte erreicht hat.
    Von Jeffs Studienkollegen erfährt der Vater, Jeff habe meistens betrunken auf dem Bett gelegen. Jeff wird zum Weiterstudium nicht zugelassen und kehrt nach Hause zurück. Hier trinkt er weiter, der Vater ist machtlos gegen die Sucht. Jeff fährt in der Trunkenheit Auto und wird festgenommen. Nun stellt ihn der Vater vor eine Entscheidung: Entziehungskur oder Armee. Jeff entscheidet sich für die Armee.
    Ein Vierteljahr später wird er wegen chronischer Trunkenheit aus der Armee entlassen.
    Bald darauf – der Vater und Shari haben inzwischen geheiratet – verläßt Dahmer Vater und Stiefmutter und zieht nach Milwaukee in das Haus seiner Großmutter. Großmutter und Enkel verstehen sich miteinander, denn schon als Kind hat Jeff oft bei der Großmutter gewohnt. Jeff ist höflich zu ihr, aufmerksam, hält ihren Garten in Ordnung. Manchmal allerdings fällt der Großmutter im Keller oder in der Garage ein widerlicher Geruch auf. Jeff erklärt ihr, er experimentiere mit Tierkadavern.
    Nach einigen Jahren nimmt sich Jeff eine eigene Wohnung in Milwaukee. Er hat eine Hilfsarbeit in einer Schokoladenfabrik erhalten.
    Ein Sonntagmorgen im Mai 1991. Jeff ist jetzt dreißig Jahre alt. Am späten Vormittag erhebt er sich aus dem Bett und begibt sich ins Badezimmer.
    In der Badewanne liegt eine Leiche. Dahmer hatte Tony Hughes vorletzte Nacht in einer Schwulenbar kennengelernt, zu sich nach Hause eingeladen und getötet. Hughes ist sein zwölftes Opfer. Bereits gestern abend hat er den Kopf der Leiche abgetrennt, um ihn im Säurebad von allen Weichteilen zu befreien und ihn anschließend zu konservieren. Jeff sammelt die Schädel seiner Opfer, manche bewahrt er in einem Regal, manche im Schrank auf. Wie den Jäger die Trophäen der erlegten Tiere, so erinnern die Schädel der Ermordeten Dahmer an die Überlegenheit über seine Opfer.
    Dahmer wäscht sich, kleidet sich an und geht in die Wohnküche. Hier steht ein 230-LiterFaß, das mit Säure gefüllt ist. Der ekle Geruch, der dem Faß entströmt, stört Dahmer nicht. Er überzeugt sich, daß Hughes' Schädel abgesunken ist. Die Säure wird in wenigen Tagen ihr Werk getan haben. Dann ist der Schädel blank und wird ihm wie die anderen in seiner einsamen Bude Gesellschaft leisten.
    Dahmer füttert die Fische im Aquarium und bereitet sich dann einen Kaffee. Er hat nie Appetit, wenn er seine Mordgier wieder nahen fühlt, diese Sucht, Sex und Tod zu einem furiosen Rausch zu vereinen. Längst ist der ursprüngliche Anlaß zum Töten verdrängt und vergessen. Dahmer tötet nicht wie anfangs, um seine Besucher wenigstens als Tote bei sich zu behalten. Im Lauf der Jahre hat sich das Morden verselbständigt, ist zum Selbstzweck geworden, zu intensivstem Lustgewinn. Lust bereitet das Herumstreifen in Schwulenkneipen und Saunas und an Bushaltestellen, die Suche nach einem Opfer. Lust bereitet die Kunst, das Opfer anzusprechen und es in seine Wohnung zu locken. Lust bereitet der Sex mit dem noch lebenden oder auch mit dem toten Mann. Lust bereitet es, ihn zu betäuben und perfekt zu erwürgen. Und die letzten Zuckungen des Sterbenden und sein rasender Herzschlag gewähren reine Lust. Diese aus vielen einzelnen Vorgängen zusammengesetzte stundenlange Lust ist es, die Dahmer immer öfter und in immer kürzeren Abständen zu seinen Morden treibt. Allein in den letzten zwei Monaten hat er sich dreimal diesen Genuß verschafft.
    Und heute, obwohl noch die halbzerstückelte Leiche in der Badewanne liegt, spürt er wiederum den Drang, sich ein Opfer zu erjagen.
    Er verläßt seine Wohnung in dem weitläufigen verlotterten Mietshaus. Dahmer hat gelernt, wie ungefährlich es ist, seine Opfer hierher zu bringen. Die Großstadt macht die Menschen gesichtslos, sie treiben aneinander vorbei, leeren Raum zwischen sich wie Sterne im Weltall. Niemals ist Dahmer bisher auch nur einmal in Mordverdacht geraten. Niemand erinnert sich, eines der vermißten Opfer mit Dahmer gesehen zu haben. Sein

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