Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.
Polizisten, der der jungen Frau soeben eine Abfuhr erteilt hat: »Sir, ich glaube, Sie brauchen hier gar nicht viel zu tun. Der junge Mann ist mein Freund. Wir hatten Streit.«
Der Polizist nickt. »Und warum ist Ihr Freund nackt?« Dahmer lächelt verschwörerisch. »Nun ja, er hat mir gerade Modell gestanden, für Aktaufnahmen. Dann hatten wir Streit. Er ist einfach davongelaufen und gestürzt.«
Der Polizist grinst. »Aktaufnahmen!« Er wendet sich an seine Kollegen: »Streit unter Schwulen.« Und Dahmer fordert er auf: »Macht, daß ihr von der Straße herunterkommt. Sonst gibt es Ärger!«
»Ja, Sir, wir gehen wieder in meine Wohnung zurück.« »Aber er ist doch noch ein Kind!« ruft die junge Frau empört.
»Mein Freund ist achtzehn!« entgegnet Dahmer rasch. Der Polizist betrachtet prüfend den noch immer halbbetäubten Jungen. Er ist unschlüssig, was er tun soll. Der Junge ist bestimmt noch nicht achtzehn. »Wir möchten uns Ihre Wohnung ansehen!« verkündet er schließlich.
Dahmer stockt der Atem. Die Leiche in der Badewanne. Jetzt ist alles aus.
Unterstützt von den Polizisten, bringt er Konerak in die Wohnung zurück. Konerak ist noch immer so benommen, daß er keine Frage der Polizisten beantworten kann. Dahmer zeigt den Cops die Polaroidfotos, die er von Konerak gemacht hatte. Konerak, im Slip, lächelt freundlich. Die Polizisten sind befriedigt. Sie sehen keinen Grund, die Wohnung zu überprüfen. Sie blicken nicht in das Säurefaß, in dem Hughes' Kopf schwimmt. Sie schauen nicht ins Badezimmer, wo die kopflose Leiche liegt. Sie wundern sich nicht über den Verwesungsgeruch, der die ganze Wohnung erfüllt. Sie verlassen die Wohnküche und steigen wieder in ihren Wagen. Ein Protokoll über den Zwischenfall anzufertigen, halten sie für unnötig, ebenso die Computerüberprüfung von Dahmers Person. Dann hätten sie festgestellt, dieser Mann ist wegen Sexualverbrechens an einem Minderjährigen vorbestraft.
Die junge farbige Frau sieht die Polizisten davonfahren. Sie sagt zu ihrer Freundin: »Sie haben dem Kerl mehr geglaubt als uns. Er ist ein Weißer. Wir sind Farbige. Und der Junge ist ein Asiate.«
Dahmer blickt zur Straße hinunter. Der Funkstreifenwagen ist verschwunden. Dahmer triumphiert. Er ist Herr der Situation.
Konerak liegt auf der Couch, er ist schon wieder eingeschlafen. Sein nackter Körper erregt erneut Dahmers Begierde. Er greift zur Hantel und drückt sie auf Koneraks Kehle.
Seine sexuellen Spiele mit der Leiche bringen ihm nochmals höchste Befriedigung.
Dann fotografiert er den Toten aus verschiedenen Blickwinkeln, um ein ständig verfügbares Andenken an diese lustvollen Stunden zu haben. Er zerschneidet die Leiche und nimmt die einzelnen Phasen der Zerstückelung wiederum mit der Polaroidkamera auf. Den Kopf bringt er ins Säurefaß. Das Herz legt er ins Gefrierfach, er wird es später braten und essen, um dadurch seine eigene Kraft und Macht zu potenzieren. Die größeren Leichenteile verpackt er in Plastiktüten, die er weit und breit in Müllcontainer werfen wird. Kleinere Teile spült er im Toilettenbecken herunter.
Auch Hughes' Leiche beseitigt er auf gleiche Weise.
Im nächsten Monat, im Juni, tötet Dahmer den zwanzigjährigen Matt Turner, den er in einem Homosexuellen-Klub kennengelernt hatte.
Im Juli macht er sich in einem Schwulenklub an den dreiundzwanzigjährigen Jeremiah Weinberger heran und bringt ihn in seiner Wohnung um. Ihm folgt Oliver Lacy in den Tod, dessen Herz Dahmer ebenfalls zum Verzehr im Kühlschrank aufbewahrt. Lacy ist sein 17. Opfer.
Allein in den letzten fünf Monaten hat Dahmer nun schon acht Männer umgebracht. Die Mordorgie rotiert immer schneller. Nachdem er im Juli drei Männer ermordet hat, sucht er gegen Ende des Monats wiederum ein neues Opfer.
In diesen Wochen scheint Dahmers Seele ins gleiche Säurebad hineingetaucht zu sein wie die Körper der Ermordeten. Seine Persönlichkeit ist wie von ätzenden Giften zersetzt. Nicht nur seine Phantasien hausen in einer gespenstischen Welt, auch sein äußeres Leben bricht zusammen. Er verliert in diesen Tagen seinen Job in der Schokoladenfabrik, weil er tagelang von der Arbeit fernbleibt. Seit Monaten hat er keine Miete mehr bezahlt, er soll seine Wohnung räumen. Aber wohin mit dem Säurefaß, den Knochen und Schädeln? Der Alkohol wirft ihn in stumpfsinnige Trägheit. Er dämmert dahin und weiß keinen Ausweg. Er wäscht sich nicht mehr, rasiert sich nicht, fühlt sich seinen
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