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Der zweite Gral

Der zweite Gral

Titel: Der zweite Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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fantastisch, um wahr zu sein.«
    »Sie wollten sich in flüssigem Stickstoff konservieren und später wieder beleben lassen. Das war fantastisch. Glauben Sie mir, Senator: Das Projekt, von dem ich Ihnen berichtet habe, ist wesentlich gefahrloser als das Verfahren von Alcor.«
    »Nur träfen mich die Risiken bei Alcor erst, nachdem ich bereits tot wäre«, hielt Bloomfield dagegen. »Mit den Risiken Ihres Projekts muss ich mich hingegen auseinander setzen, während ich noch am Leben bin.«
    »Sie haben Recht«, sagte Briggs. »Dafür werden Sie der erste Mensch sein, der ...«
    »Hören Sie schon auf damit!«, unterbrach ihn Bloomfield, plötzlich wieder giftig. »Wenn Ihnen der Pionier-Gedanke so gut gefällt und Sie so sicher sind, dass bei Ihrem Verfahren keine Komplikationen auftreten – was hindert Sie dann daran, sich selbst als erster Mensch mit Ihrem Wundermittel zu therapieren? Ich komme Ihnen doch nur deshalb so gelegen, weil mir die Zeit davonläuft und ich ein dickes Bankkonto habe. Von wem sonst könnten Sie zehn Millionen Dollar dafür verlangen, dass er sich als Versuchskaninchen zur Verfügung stellt?«
    Briggs entgegnete nichts. Bloomfield traf den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Allerdings gab es einen weiteren Aspekt, der ihn zum idealen Kandidaten für die Erprobung des Goldmann-Verfahrens machte: Bloomfield hatte so gut wie keine lebenden Verwandten mehr. Seine Frau war vor Jahren gestorben, Kinder hatte er nie gehabt, und seine Schwester lag ans Bett gefesselt in einem Altenheim in Florida. Falls bei dem Eingriff wider Erwarten etwas schief ging, würde Bloomfield nicht allzu sehr vermisst werden. Außerdem – und das war der eigentliche Punkt – würde es dann niemanden geben, der unangenehme Fragen stellte.
    Bloomfield schimpfte, wie schamlos es sei, die Zwangslage eines alten Mannes auszunutzen. Briggs aber wusste, dass der alte Mann die Überweisung der zehn Millionen Dollar bereits veranlasst hatte. Also würde er keinen Rückzieher mehr machen. Und wenn alles nach Plan lief, würde er eine Gegenleistung erhalten, die mit Geld nicht aufzuwiegen war.
    Durchs Fenster sah Briggs in einiger Entfernung ein Scheinwerferpaar. Es verschwand hinter einer Serpentine und tauchte kurz darauf hinter einer Hügelkuppe wieder auf. Jetzt schwenkten die Lichtkegel in die Zufahrtsstraße zum Sanatorium ein.
    »Das ist unser Wagen«, sagte Briggs.
    »Heißt das, Sie kommen mit?«
    »Selbstverständlich.« Briggs hatte bereits alles organisiert. In den nächsten Tagen würde sein langjähriger Kollege und Stellvertreter Jessup Hogan die Geschäftsführung in Santa Barbara übernehmen. Denn um keinen Preis der Welt wollte Doktor Thomas Briggs sich die Chance entgehen lassen, dabei zu sein, wenn die medizinische Entdeckung des Jahrhunderts – nein, die medizinische Entdeckung schlechthin – erstmals unter realen Bedingungen zum Einsatz kam. Nicht an Mäusen, Kraken oder anderen nicht repräsentativen Versuchsobjekten, sondern an einem Menschen.
    »Haben Sie Ihre Sachen gepackt, Senator?«, fragte Briggs.
    »Mein Koffer steht neben dem Schrank.«
    »Dann sollten wir uns auf den Weg machen.«
    Der alte Mann erhob sich mühevoll aus dem Stuhl. »Sie haben Recht«, sagte er. »Zeit ist kostbar.«

34.
    King Abdul Aziz Airport
Jeddab, Saudi-Arabien
    M iss Jennifer Watson, bitte kommen Sie zur Flughafeninformation im Wartebereich. Miss Jennifer Watson, bitte«, sagte die Lautsprecherstimme.
    Emmet Walsh dankte der Dame am Informationsschalter für diese Durchsage und blickte sich um. Das Flughafengebäude machte auf ihn den Eindruck, als entstamme es den späten Sechzigerjahren, obwohl es erst 1981 fertig gestellt worden war. Weiße Säulen und Platten aus Beton beherrschten das Bild, aufgelockert durch mintgrüne Plastik-Sitzgruppen, die entfernt an Ufos erinnerten. Eigenartigerweise waren die meisten Plätze frei, obwohl es hier nur so von Menschen wimmelte. Aber viele bevorzugten es, auf eigenen kleinen Teppichen auf dem Boden zu sitzen und zu beten – Gläubige, die auf dem Weg zum nahen Mekka auf ihren Reisebus warteten, oder die Mekka bereits besucht hatten und sich nun wieder auf die Heimreise begaben. Das wusste Emmet von der Dame am Info-Schalter.
    Er spürte eine Berührung an der Schulter und drehte sich um. Lara Mosehni stand ihm gegenüber.
    »Mister Fitzgerald, nehme ich an?«, schauspielerte sie.
    »Ganz recht«, antwortete Emmet. »Brian Fitzgerald. Willkommen in Jeddah, Miss Watson.« Er

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