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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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ließ jede Vorsicht außer Acht und rannte auf den Land Cruiser zu.

138.
    Am dritten Tag erwachte John Becket aus dem Koma, was manche Gläubige dazu verleitete, Parallelen zur Auferstehung zu ziehen. Andere wiederum sahen ein Zeichen in den Wunden, die Becket zugefügt worden waren und die Stigmata ähnelten. Die Skeptiker jedoch schrieben Beckets Überleben schlicht und einfach seiner guten körperlichen Verfassung und dem entschlossenen Handeln der Ärzte im Gemelli-Hospital zu.
    Doch niemand bestritt, dass das Überleben des Papstes an ein Wunder grenzte, und wenn Gott seine Hände dabei im Spiel hatte, sei’s drum.
    Als Becket an diesem Abend erwachte, wurde das medizinische Personal augenblicklich aktiv. Ärzte eilten ins Krankenzimmer und kontrollierten die Lebensfunktionen des Papstes. Sein Blutdruck, seine Atmung und die Herzfrequenz wurden aufmerksam beobachtet.
    Es dauerte noch vier Stunden, ehe Monsignore Sean Ryan das schwach beleuchtete Privatzimmer betreten durfte, und dies auch nur für wenige Minuten.
    »Heiliger Vater …«, begann Ryan und wunderte sich nicht, dass er feuchte Augen bekam. Er setzte sich ans Bett des Papstes. Als er ihm behutsam die Hand drückte, spürte er, wie schwach Becket noch war. Seine Haut war bleich wie Pergament, und er war an Infusionsschläuche und Überwachungsmonitore angeschlossen.
    Beckets Stimme war heiser und schwach. »Sean … Die Ärzte haben gesagt, Sie hätten mir das Leben gerettet.«
    »Nicht ich allein, Heiliger Vater. Die Ärzte haben unermüdlich gearbeitet.«
    »Ja, das haben die Krankenschwestern mir erzählt …«
    »In sämtlichen Kirchen überall auf der Welt beten die Menschen für Ihr Überleben, Heiliger Vater. Auf den Straßen Roms drängen sich Gläubige, die sich um Ihr Wohl sorgen. Einige haben sogar auf den Straßen geschlafen. Auf dem Weg hierher musste ich durch ein Meer aus Blumen waten. Staatsoberhäupter haben ihre Botschafter gesandt. Alle möchten Ihnen ihre Genesungswünsche überbringen.« Ryan wischte sich über die Augen. »Es sieht so aus, als wären unsere Gebete erhört worden.«
    »Stimmt es, was die Ärzte sagen? Dass ich drei Tage im Koma gelegen habe?«
    »Ja. Niemand hat geglaubt, dass Sie es schaffen. Nur die, die es glauben wollten.«
    Plötzlich drückte Becket Ryans Hand mit erstaunlicher Kraft. »Dann ist meine Zeit noch nicht abgelaufen. Offenbar hat Gott noch Pläne mit mir. Erzählen Sie mir alles, Ryan.«
    Ryan berichtete dem Papst, was in den letzten drei Tagen geschehen war. »In allen Zeitungen stehen Artikel darüber, dass Sie die Absicht haben, die Vatikanischen Archive zu öffnen. Und es wird über Kardinal Cassinis Angriff berichtet.«
    »Umberto …«, flüsterte der Papst. »War er sofort tot?«
    »Ja, Heiliger Vater«, erwiderte Ryan mit gequälter Miene.
    In Beckets blauen Augen spiegelte sich Trauer, und er drückte Ryans Hand noch fester. »Ich weiß, dass es eine schwere Last ist, einem Menschen das Leben genommen zu haben. Ich weiß auch, dass Umberto eine gequälte Seele war. Ich möchte, dass wir für ihn beten, Sean. Lassen Sie uns beten, dass er seinen Gott getroffen hat und dass ihm der Segen der Vergebung zuteilwird. Auch wir müssen ihm verzeihen, Sean. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir müssen es akzeptieren und nach vorn blicken. Verstehen Sie?«
    »Ja, Heiliger Vater.«
    Sie setzten das Gespräch noch eine Weile fort und redeten auch über private Dinge. Manchmal nickte der Papst nur oder flüsterte. Er war noch sehr schwach; dennoch war es beeindruckend, welche Ausstrahlung dieser Mann schon wieder besaß. Ryan wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sein Lebensfunke wieder hell leuchtete.
    Schließlich kehrten die Ärzte und Krankenschwestern zurück, und die beiden Männer mussten ihr Gespräch beenden. Ryan stand auf. Er hielt noch immer Beckets Hand.
    »Sie müssen mir einen Gefallen tun, Sean«, sagte der Papst.
    »Selbstverständlich.«
    »Sagen Sie dem stellvertretenden Camerlengo, dass ich eine außerordentliche Versammlung der Kardinäle einberufe.«
    »Und wann, Heiliger Vater?«
    »Sobald die Ärzte mir erlauben, dieses Zimmer zu verlassen. Ich habe den Kardinälen etwas Wichtiges mitzuteilen. Doch nicht nur sie, sondern die ganze Welt soll erfahren, was ich zu sagen habe.«

139.
    Der Ort, den John Becket für sein Treffen mit den Kardinälen ausgewählt hatte, war die Sixtinische Kapelle. Er hatte sie nicht deshalb ausgesucht, weil er hier zum Papst gewählt

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