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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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und die ermordete Gunnela Hägg. Von Letzterer wussten sie ja nichts?«
    »Nein. Das habe ich doch bereits gesagt.«
    Es wurde still.
    Tommy nickte in Richtung des Papierstapels und brach das Schweigen:
    »Gibt es irgendeine Lösung für die Probleme der Klinik?«
    »Nein. Ich habe beschlossen, die Klinik im Sommer zu schließen. Das Personal wird nächste Woche informiert.«
    Irene empfand Mitleid mit ihm, hatte aber das deutliche Gefühl, dass er selbst bis zu einem gewissen Grad für den Verlauf der Ereignisse verantwortlich war. Es ging nicht, alles auf die Umstände zu schieben. Er war sicher ein guter Arzt, aber als Klinikchef war er zu schwach und unentschlossen. Schön und schwach, dachte sie sarkastisch und betrachtete die vornübergebeugte Gestalt.
    Nachdem sie eilig einen Teller Suppe in der Personalkantine gegessen hatten, gingen Tommy und Irene hoch aufs Dezernat. Sie hatten begonnen, die Verhöre der Eheleute Löwander auszuwerten, als Hannu Rauhala bei ihnen auftauchte. In der Hand hielt er eine große altmodische Reisetasche aus braunem Leder.
    Er stellte die Tasche auf den Fußboden und zog einen dicken Umschlag aus dem Bund seiner Jeans. Irene war sich sicher, dass dieser Mann ein Hellseher war. Ohne dass Tommy oder sie etwas gesagt hatten, hatte er die damaligen Ermittlungsakten zum Brand in der Chefarztvilla herausgesucht. Da sie das Ergebnis bereits kannten, konnte der Umschlag warten. Die Reisetasche war interessanter.
    »Ist das die Tasche vom Speicher?«, fragte sie.
    »Ja. Die Spurensicherung ist mit ihr fertig. Die anderen beiden bekommen wir morgen. Offenbar haben sie was gefunden«, antwortete Hannu.
    »Was?«
    »Keine Ahnung.«
    Resolut ging Irene auf die Tasche zu, ergriff die Henkel und wuchtete sie auf den Schreibtisch.
    »Wem gehört sie?«
    »Lovisa Löwander. Steht innen.«
    Die Tasche war nicht abgeschlossen, aber die Schnallen gingen etwas schwer auf, da sie angerostet waren. Schließlich gelang es Irene, die Tasche zu öffnen.
    Ganz oben lag ein dunkelblaues Festtagskleid, wie es die Sophiaschwestern früher getragen hatten. Zwischen den vergilbten Kragenspitzen war die blumenähnliche Silberbrosche mit den vier Spitzen ordentlich befestigt.
    Irene traute kaum ihren Augen. Als sie sich von ihrer ersten Überraschung erholt hatte, hob sie das Kleid vorsichtig hoch.
    Es war genauso ein Kleid, wie es ihnen Siv Persson vorgeführt hatte. Aber dieses hier hatte Kindergröße.
    »Noch eine Schwesterntracht! Ich erinnere mich, dass Siv Persson gesagt hat, dass Sverker Löwanders Mama Sophiaschwester war.«
    »Extrem kurz«, stellte Hannu fest.
    »Sie muss noch bedeutend kleiner als ein Meter fünfzig gewesen sein. Eher ein Meter vierzig. Ungewöhnlich klein und dünn.«
    Unter dem Kleid lagen eine Schwesternhaube und eine Schürze. Auch diese waren so klein, dass sie offenbar der Besitzerin des Kleides gehört hatten. Vorsichtig hoben sie den Inhalt der Tasche heraus und stapelten ihn ordentlich auf dem Schreibtisch. Unter der Tracht kamen ein Paar schwarze Pumps zum Vorschein, ein stabiles Modell, außer der Tracht die einzigen Kleidungsstücke. Die Schuhgröße konnte nach Irenes Schätzung nicht mehr als vierunddreißig betragen.
    Unter den Kleidern lagen ein paar gerahmte Fotografien, die in vergilbtes Seidenpapier eingeschlagen waren. Die erste, die sie auswickelte, zeigte offenbar die Hochzeit von Hilding und Lovisa Löwander. In der linken unteren Ecke fand sich der Stempel des Fotoateliers. Die Jahreszahl 1936 war mit schwarzer Tinte in zierlicher Schrift festgehalten.
    Das Brautpaar stellte in vielerlei Hinsicht einen bemerkenswerten Anblick dar. Hilding stand kerzengerade, die rechte Hand hinter seinen Frackschößen und die linke auf der rechten Schulter der Braut. Er war wirklich ein Mann, der einen Frack tragen konnte. Groß, elegant und selbstbewusst sah er geradewegs in die Kamera. Seine Haltung, seine Züge und das kräftige Haar verrieten eine deutliche Ähnlichkeit mit seinem Sohn. Irene betrachtete das Foto genauer. Ob Sverker seine meergrünen Augen ebenfalls vom Vater geerbt hatte? Das schien nicht der Fall zu sein. Die Fotografie war zwar nachträglich koloriert, aber Hildings Augen schienen von einem unbestimmten Graublau zu sein.
    Jetzt richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf Lovisa. Die Braut reichte ihrem Zukünftigen kaum bis an die Brust. Sie schaute ebenfalls direkt in die Kameralinse, umklammerte aber gleichzeitig ein überdimensionales Brautbukett aus Rosen

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