Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
Toxoplasmose und anschließend nach der Entbindung eine Depression. Aber die Depression ging nach ein paar Wochen vorbei.«
    »Keine anderen Anzeichen für eine Depression vor der Scheidung?«
    Löwander sah erstaunt und verärgert aus, als er antwortete:
    »Nein. Was hat das alles mit den Morden an Linda und Marianne zu tun?«
    »Die Fragen haben ermittlungstechnische Gründe.«
    Anschließend ging Tommy zum Verlauf des Brandes über und zur Zeugenaussage, die Barbro Löwander abgegeben hatte. Sverker sagte genau das, was auch schon Carina und Barbro gesagt hatten. Schließlich fragte Tommy:
    »Kann Barbro das Feuer gelegt haben, um sich an Ihnen und Carina zu rächen?«
    Der Arzt rieb sich müde die Augen, ehe er mit großem Nachdruck entgegnete:
    »Diese Frage tauchte damals schon auf. Ich bin mir ganz sicher, das die Antwort Nein lautet. Barbro liebte die alte Villa, und zwar mehr als ich, obwohl ich meine Kindheit in ihr verbracht hatte.«
    »Ein paar alte Taschen wurden offenbar vor dem Feuer gerettet und stehen jetzt auf dem Speicher der Klinik. Wissen Sie darüber etwas?«
    Löwanders Erstaunen war absolut echt.
    »Taschen? Ich hatte keine Ahnung, dass überhaupt etwas gerettet wurde! Das wäre …«
    Er unterbrach sich und starrte wie in weite Ferne.
    »Doch. Jetzt erinnere ich mich … Ich hatte am Wochenende vor dem Brand den Keller aufgeräumt und ein paar alte Reisetaschen, die weggeworfen werden sollten, neben die Kellertür gestellt. Wurden die gerettet?«
    »Weiß nicht. Wahrscheinlich. Was war drin?«
    »Plunder, Sachen, die Mama und Papa gehört hatten. Papiere und alte Kleider … nichts von Interesse.«
    »Wer entschied, dass sie auf den Speicher der Klinik kamen?«
    »Das könnte ich gewesen sein … es war alles so ein Durcheinander. Ich erinnere mich nicht. Und ich bin nie auf dem Speicher gewesen. Als ich klein war, war dort immer abgeschlossen, und später hatte ich dort nie etwas zu tun.«
    Irene fand, dass es jetzt langsam an der Zeit für ihren Auftritt war.
    »Ein anderes Gerücht ist uns ebenfalls zu Ohren gekommen. Es scheint für die Ermittlung ebenfalls nicht von Bedeutung zu sein. Aber da der Mörder als Schwester Tekla verkleidet war, müssen wir auch dem nachgehen. Was wissen Sie über Schwester Tekla?«
    Sverker hob etwas die Brauen, und die Andeutung eines Lächelns ließ sich auf seinen Zügen ausmachen.
    »Das war wirklich ein abrupter Übergang. Natürlich habe ich vom Klinikgespenst gehört. Entweder wurde sie gefeuert oder sie kündigte selbst. Offenbar ging sie nach Stockholm, um dort zu arbeiten. Aus irgendeinem Grund kam sie aber zurück und hängte sich hier auf dem Speicher auf. Ich habe Papa tatsächlich einmal danach gefragt, warum sie sich unseren Speicher ausgesucht und sich nicht in Stockholm aufgehängt hätte. Er antwortete, sie sei psychisch krank gewesen.«
    »War das das einzige Mal, dass Sie sich über Schwester Tekla unterhalten haben?«
    »Ja. Er hatte keine große Lust, darüber zu reden. Mein Vater war ein sehr praktischer, erdverbundener Mann. Für Gespenster und Aberglauben hatte er nichts übrig.«
    »Es gibt ein altes Gerücht, wonach Ihr Vater und Schwester Tekla ein Verhältnis hatten. Haben Sie davon gehört?«
    »Also wissen Sie! Das ist wirklich …! Papa und diese alte Schwester!«
    »Sie war fünfunddreißig und Ihr Vater fünfzig«, konterte Irene ruhig.
    »Nein. Das stimmt nicht. Sie hat sich im Frühjahr ’47 erhängt. Da war ich erst ein paar Monate alt. Mama und Papa hatten die Hoffnung, Kinder zu bekommen, bereits aufgegeben. Ich war also das größte Wunder der Natur. Mama war schließlich schon recht alt und stand während der Schwangerschaft unter der Aufsicht von Spezialisten. Sollte Papa damals … das glaube ich keine Sekunde!«
    Aufgebracht betrachtete Löwander Irene. Diese beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Ihre Mutter starb offenbar, als sie noch ziemlich klein waren?«
    »Ja. Als ich neun war, erlitt sie eine Gehirnblutung. Was, zum Teufel, hat das mit den Morden zu tun?«
    »Das wissen wir nicht recht. Es gibt uns selbst Rätsel auf, aber viele Spuren weisen in die Vergangenheit.«
    »Verdammt merkwürdig.«
    »Genau das finden wir auch. Deshalb lassen wir die Vergangenheit so lange nicht auf sich beruhen, bis wir nicht sicher wissen, dass sie uns nicht in der Gegenwart auf die richtige Spur führen kann. Im Augenblick haben wir nur wenige konkrete Anhaltspunkte. Die Einzigen, die den Mörder gesehen haben, sind Siv Persson

Weitere Kostenlose Bücher