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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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das Bedürfnis, mich auch mal mit gesunden Menschen zu befassen. So sollte man arbeiten. Vorbeugend. Wenn alle regelmäßig trainieren würden, dann würden viele nie in einer Reha-Gruppe landen.«
    »Haben Sie als Krankengymnastin in einer Löwander-Klinik gearbeitet?«, fragte Irene, obwohl sie das bereits wusste.
    »Ja. Die Löwander-Klinik war meine erste Stelle.«
    »Dann haben Sie Ihren Mann dort kennen gelernt?«
    Irene versuchte unschuldig und ahnungslos auszusehen. Carina warf ihr trotzdem einen misstrauischen Blick zu.
    »Ja. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie das bereits wissen. In der Löwander-Klinik wird doch nur getratscht!«
    »Haben Sie deswegen dort aufgehört?«
    »Zum Teil. Viele dort kannten Barbro gut und fanden, dass Sverker und ich ihr … das Herz gebrochen hätten. Das war alles furchtbar. Barbro hatte zeitweilig bereits an Depressionen gelitten, bevor Sverker und ich zusammenkamen. Vermutlich kann man sagen, dass sie psychisch labil war. Sverker und ich hatten eine richtig leidenschaftliche Affäre. Als wir merkten, dass es etwas Ernstes ist, machten wir uns wegen Barbro Sorgen. Wir wollten ihr nicht wehtun. Aber als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, spitzte sich die Sache zu. Wir wussten nicht so recht, was wir tun sollten. Da rief eines von diesen Klatschweibern an der Löwander-Klinik bei Barbro an und erzählte ihr alles! Das war … grausam. Sie erlitt einen totalen Zusammenbruch!«
    »Wissen Sie, wer da geredet hat?«, warf Irene ein.
    »Nein. Es gelang mir nie, herauszufinden, wer bei Barbro angerufen hatte.«
    »Haben Sie jemanden im Verdacht?«
    »Nun … ein paar der älteren Schwestern und Sprechstundenhilfen behandelten mich offen feindselig. Sie wollten nie akzeptieren, dass Sverker und Barbro sich hatten scheiden lassen und dass ich der Anlass gewesen war. Eine von ihnen war es sicher, aber ich weiß nicht, wer.«
    »Was wurde aus Barbro direkt nach der Scheidung?«
    »Wie schon gesagt erlitt sie einen Zusammenbruch, als sie von unserer Beziehung erfuhr. Sie wurde einige Male in die Psychiatrie eingewiesen, und manchmal glaube ich, dass sie immer noch eine Menge Tabletten nimmt. Ich bin mir nicht sicher, aber manchmal wirkt sie sehr … seltsam.«
    »Sehen Sie sie oft?«
    Carina warf Irene einen erstaunten Blick zu.
    »Nein. Nie. Sie hat sich geweigert, mich zu treffen, seit die Scheidung ein Faktum war. Manchmal telefonieren wir. Aber jetzt sind John und Julia erwachsen. Deswegen haben Barbro und ich nur noch selten miteinander zu tun.«
    »Finden Sie es anstrengend, sich mit ihr zu treffen?«
    »Nein. Eigentlich nicht. Aber sie wird damit nicht fertig, mich zu sehen. Um der Kinder willen finde ich, dass wir Erwachsenen versuchen sollten, uns zusammenzureißen und unsere Animositäten zu verbergen. Aber sie weigert sich. Das Schlimmste ist, dass sie die Kinder gegen Sverker und mich aufgehetzt hat. Gott weiß, was sie ihnen eingeredet hat, aber das Verhältnis zwischen Sverker und seinen Kindern aus erster Ehe war nie gut.«
    Langsam fand Irene, es sei jetzt an der Zeit, zum Wesentlichen zu kommen. Ruhig sagte sie:
    »Wir sind hier, um Ihre Version zu hören, was den Brand der Chefarztvilla betrifft. Wir wissen, dass Barbro Sie beschuldigt hat, das Feuer gelegt zu haben. In dieser Sache wurde damals ermittelt.«
    Unversehens sah Carina sehr zornig aus, wirkte aber einen Augenblick später schon wieder gelassen. Aus ihrer Stimme war nicht die geringste Verärgerung herauszuhören, nur ein tiefes Bedauern.
    »Leider passierte das zu einer Zeit, in der es Barbro am schlechtesten ging. Natürlich konnte sie einem Leid tun. Die Eifersucht nahm bei ihr Züge von Verfolgungswahn an … das Ganze geriet aus der Bahn. Sie wollte mich für den Brand ins Gefängnis bringen und behauptete sogar, Sverker hätte mitgeholfen, um an das Geld von der Versicherung zu kommen!«
    »Welche Gründe nannte sie dafür, dass Sie das Haus angezündet haben sollen?«
    »Sie sagte, ich hätte die Chefarztvilla angezündet, weil ich nicht darin wohnen wollte. Sverker hätte das Geld von der Versicherung gebraucht, um dieses Haus für uns zu kaufen.«
    »War das vollkommen aus der Luft gegriffen?«
    »Ja! Sverker hatte gerade das Erbe von seinem Vater angetreten. Fast drei Millionen. Er brauchte kein Geld von irgendeiner Versicherung. Es wäre lohnender gewesen, die Villa zu verkaufen. Das hätte mehr gebracht als die Versicherung.«
    »Und dass Sie nicht in der Chefarztvilla wohnen wollten?«
    Carinas

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