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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Meinung, dass Linda mitten in der Nacht in die Löwander-Klinik gelockt wurde. Wahrscheinlich durch einen Telefonanruf. Warum sonst hätte sie bei der Eiseskälte mitten in der Nacht das Haus verlassen sollen? Und Sie haben bei ihr in der Mordnacht angerufen. Sie hat nicht bei Ihnen angerufen, weil sie das Waffeleisen borgen wollte. Sie haben bei ihr angerufen.«
    Das Entsetzen der Krankenschwester war spürbar. Anna-Karins Antwort klang fast wie ein Schrei:
    »Wir hatten schon vorher darüber geredet! Ich wusste nicht, ob mein Waffeleisen noch funktioniert. Deswegen kontrollierte ich das, ehe ich bei Linda anrief und ihr sagte, dass alles okay sei. Das ist die Wahrheit!«
    Vielleicht war es tatsächlich so gewesen, aber Irenes sämtliche Detektoren signalisierten »Lüge«!
    »Also das Waffeleisen«, stellte sie fest.
    »Ja.«
    »Wir werden kontrollieren, ob Linda ein Waffeleisen hatte und ob Sie eines haben.«
    Anna-Karin antwortete nicht. Sie hob das Kinn und sah Irene trotzig in die Augen. Sie schaute jedoch auch als Erste wieder weg.
     
    »Wir hätten sie vielleicht doch direkt ins Präsidium mitnehmen sollen?«, meinte Tommy nachdenklich.
    Sie saßen im Auto und waren auf dem Weg in ein Chinarestaurant zum Mittagessen.
    »Nein. Sie ist schon jetzt ein Nervenbündel. Sie soll ruhig noch einen Tag schmoren. Heute Nacht wird sie wohl kaum eine ruhige Minute finden. Offenbar weiß sie etwas, womit sie nicht rausrücken will. Morgen ist sie sicher weich geklopft«, meinte Irene.
    »Glaubst du? Sie wirkt, als wolle sie an ihrer Story festhalten.«
    »Wir werden sehen. Mit der Dame bin ich jedenfalls noch nicht fertig.«
    Irene parkte elegant vor dem China Garden ein.
    Sie aßen frittiertes Schweinefilet süßsauer. Anschließend gab es Kaffee und Glücksplätzchen, und alles zusammen kostete nur fünfzig Kronen.
    Auf dem Zettel in Irenes Plätzchen stand: »Starre nicht so lange in den Nebel. Du wirst sonst noch blind. Ruhe aus, sammle deine Kräfte und warte, bis sich der Nebel hebt.« Sie lachte, fand aber, dass das gar nicht so abwegig klang.
     
    Birgitta Moberg war in ihrem Büro und übernahm den Auftrag, nachzuprüfen, ob Linda ein Waffeleisen besaß. Ehe sie verschwand, sagte sie noch:
    »Das Labor hat angerufen. Sowohl die Haare als auch die Fingerabdrücke auf den Taschen stammen von Carina Löwander. Im Übrigen nehmen Jonny und Fredrik die Wohnung von Marianne Svärd noch einmal genau unter die Lupe. Letztes Mal haben wir nichts gefunden, was darauf hingedeutet hätte, dass es einen neuen Mann in ihrem Leben gab.«
    »Andreas war wohl der Mann ihres Lebens«, sagte Irene.
    »Offenbar. Gewisse Leute sind monogam veranlagt.«
    Mit diesen Worten verschwand Birgitta auf dem Korridor. Ihre letzten Worte brachten etwas in Irene zum Schwingen, was sie bisher nicht beachtet hatte. Hannu löste Birgitta in der offenen Tür ab. Er hatte vermutlich ebenfalls ihren letzten Satz gehört. Irene sah, dass er Birgitta einen hastigen Blick hinterherwarf. Den Bruchteil einer Sekunde ließ sich ein amüsiertes Blitzen in seinen Augen ausmachen. Als er seinen eisblauen Blick auf Irene und Tommy richtete, war da allerdings nichts mehr, nur seine übliche unerschütterliche Ruhe.
    »Der Totenschein von Tekla Viola Olsson. Ein Sohn ist dort verzeichnet. Vater unbekannt.«
    Hannu reichte ihnen das Papier.
    Tekla Viola Olsson war am 8. Oktober 1911 in der Katarina Kirchengemeinde in Stockholm geboren worden. Tod durch Selbstmord am 23. März 1947. Der Knabe hatte am 2. Januar 1947 in der Kirchengemeinde Bromma bei Stockholm das Licht der Welt erblickt.
    Tommy nahm seinen Tischkalender und blätterte ein Blatt zurück.
    »Am 2. Januar hat Sverker Namenstag.«
    »Tekla ist in Stockholm begraben«, teilte Hannu mit.
    »Möge sie dort endlich Frieden finden«, sagte Tommy und seufzte.
     
    Schleudernd und mit quietschenden Reifen bog Irene in die asphaltierte Auffahrt ein.
    »Ist das ein Notfall?«, fragte Tommy leise.
    Sie antwortete nicht, fand aber auch, dass sie vielleicht etwas übertrieben hatte.
    Sie klingelten und mussten lange warten, bis die Tür geöffnet wurde. Als ein kleines, dickliches Mädchen die Tür öffnete, fragte sich Irene schon, ob sie vielleicht das falsche Haus erwischt hätten. Das Mädchen zog einen Flunsch und schaute sie unter einem dicken, blonden Pony an, ohne etwas zu sagen.
    »Hallo. Sind vielleicht deine Mama oder dein Papa zu Hause?«, fragte Tommy freundlich.
    »Mama«, antwortete sie kurz.
    Sie

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