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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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mitten in der Nacht auf den Weg machte«, sagte der Kommissar.
    »Und Mariannes Taschenlampe haben wir auch nicht gefunden. Die muss der Mörder mitgenommen haben«, stellte Irene fest.
    »Warum war es so wichtig, diese arme Vogeltante Gunnela Hägg auch noch umzubringen? Niemand kümmerte es doch groß, was sie vor sich hin plapperte«, meinte Fredrik.
    »Es gibt wirklich eine Menge Fragen. Es ist Zeit, dass wir Antworten bekommen«, sagte der Kommissar.
    »Tommy und ich können mit Carina und Sverker Löwander sprechen. Wir haben uns schon früher einige Male mit den beiden unterhalten«, sagte Irene.
    Es zeigte sich, dass die Eheleute Löwander nicht antreffbar waren. Sverker hatte an der Källberg-Klinik eine große Operation. »Es war eine eilige Operation, die Dr. Löwander glücklicherweise verlegen konnte, jetzt wo die Löwander-Klinik geschlossen ist«, hatte die Schwester zu Irene gesagt.
    Carina Löwander halte gerade einen Vortrag über Ergonomie für Sekretärinnen, teilte man Irene bei den Betriebsärzten mit. Der Kurs würde den ganzen Tag dauern.
    Irene und Tommy beschlossen, die beiden gegen Abend zu Hause aufzusuchen.
    Tommy lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände im Nacken und sah Irene forschend an.
    »Du hast eine Theorie vorgetragen, dass der Mörder Teklas Festkleid aus der Tasche genommen hat, und außerdem, dass es Briefe gibt, die das Gerücht bestätigen, dass Tekla Olsson ein Verhältnis mit Hilding Löwander hatte. Aber du hast nie gesagt, dass Tekla Sverkers Mutter ist.«
    Irene seufzte, ehe sie antwortete:
    »Ich weiß nicht recht, wie ich mich verhalten soll, was diese Sache angeht. Das hat nichts mit den Morden zu tun. Und Sverker Löwander weiß nichts von Hildings und Lovisas Betrug. Er glaubt, dass sie seine Eltern sind. Wie reagiert wohl ein fünfzigjähriger Mann, wenn er erfährt, dass das Klinikgespenst seine richtige Mutter ist …?«
    »Ich verstehe, was du meinst. Dem süßen, empfindsamen Sverker sollen allzu heftige Gefühlsstürme erspart bleiben. Besonders jetzt, wo er so große Probleme mit den Finanzen hat und mit diesen unerfreulichen Morden!«
    Es sah Tommy gar nicht ähnlich, so ironisch und sarkastisch zu sein. Erst war Irene erstaunt, aber dann wurde sie wütend.
    »Das ist überhaupt nicht so!«
    »Ach? Wie ist es denn dann?«
    Irene öffnete den Mund, um zu antworten, schloss ihn aber schnell wieder. Wie war es? Eigentlich? Sie schluckte ihren Ärger hinunter und sagte:
    »Es ist nur … als würde man einem Menschen etwas nehmen. Seine Identität. Er fühlt sich als Lovisas und Hildings Sohn.«
    »Es ist eine Lüge. Eine Lebenslüge.«
    Irene fiel keine Antwort ein. Tommy hatte Recht. Aber sie hatte keine Lust darauf, diejenige zu sein, die Sverker Löwander über seine richtige Abstammung unterrichtete.
    Um das Thema zu wechseln, sagte sie:
    »Ich würde gerne mit Anna-Karin Arvidsson sprechen. Der Operationsbetrieb in der Löwander-Klinik ist für ein paar Tage eingestellt, da kann sie sich nicht hinter ihrer stressigen Arbeit verstecken. Jetzt muss sie mit uns reden. Sie hat das Telefongespräch mit Linda nie erwähnt. Danach würde ich sie gern fragen und nach so manchem anderen auch.«
     
    Anna-Karin machte gerade den Medizinschrank sauber, als die Polizisten auf die kleine Intensivstation kamen. Erst merkte sie nicht, dass sie durch die offene Tür beobachtet wurde, und fuhr unverdrossen mit ihrer Arbeit fort. Der Lappen, der mit einem streng riechenden Reinigungsmittel getränkt war, fuhr schnell über die Schrankböden und einmal um jedes Gefäß. Die Jagd auf die Bazillen war im vollen Gange. Irene hätte alles auf Anna-Karin gewettet: Die Bazillen hatten keine Chance. Bei jeder Verpackung wurde das Haltbarkeitsdatum kontrolliert, und alles, was zu alt war, landete in einem Karton mit der Aufschrift »Zurück an Apotheke«. Das war an sich keine anstrengende Arbeit, aber Anna-Karin hatte trotzdem vor Aufregung rote Flecken auf den Wangen.
    Tommy räusperte sich, um sich bemerkbar zu machen, worauf die Krankenschwester zusammenzuckte.
    »Gott! Was Sie mich erschreckt haben!«, rief sie.
    Sie hielt mit dem feuchten Lappen in der Hand inne.
    »Entschuldigen Sie. Das wollten wir nicht. Wir würden uns gern einen Augenblick mit Ihnen unterhalten«, sagte Tommy.
    Er lächelte und sah sie freundlich aus seinen braunen Cockerspanielaugen an. Irene hatte einige Male dieselbe Taktik ausprobiert. Mit niederschmetterndem Ergebnis. Ob sie traurig

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