Der zweite Mord
Tommy.
Sverker sah erstaunt aus.
»Ja. Weihnachten. Wieso?«
»Haben Sie ihr Ihren Generalschlüssel gegeben, damit sie nach den Plänen suchen konnte?«
»Ja.«
»Wann haben Sie ihn zurückbekommen?«
Der Arzt runzelte die Stirn und dachte nach.
»Weiß nicht so recht. Ich glaube vor Neujahr. Ich war hier und habe nach dem Rechten gesehen, bevor wir nach Thailand fuhren. Wir haben meinen fünfzigsten Geburtstag in Phuket gefeiert.«
»Wann sind Sie gefahren?«
»Am Silvesterabend. Am 13. Januar sind wir zurückgekommen.«
»Haben Sie sich vor einem Fest mit allen Freunden und Bekannten drücken wollen?«, fragte Irene.
Sverker lächelte schwach.
»Nein. Die kamen alle am darauf folgenden Wochenende. Man entgeht ihnen nicht.«
»Waren Sie auf dem Dachboden, als Sie vor der Reise noch einmal in der Klinik nach dem Rechten gesehen haben?«, fragte Tommy.
»Nein. Es gab nie einen Grund, dort hinaufzugehen.«
»Und nichts deutete darauf hin, dass in der Zwischenzeit jemand in der Klinik gewesen war?«
»Nein. Niemand außer Carina. Aber das wusste ich schließlich.«
Im Augenblick schienen sie mit Sverker Löwander nicht weiterzukommen. Die Polizisten erhoben sich und dankten, dass sie seine Zeit hatten in Anspruch nehmen dürfen.
Irene kam plötzlich eine Idee. Sie fragte:
»Weiß Ihre Exfrau, dass die Löwander-Klinik geschlossen werden soll?«
Sverker sah sie verwundert an.
»Nein. Wie sollte sie das wissen? Seit sowohl John als auch Julia in den USA sind, haben wir keinen Kontakt mehr.«
»Haben Sie Kontakt zu ihnen?«
»Natürlich«, antwortete er stramm.
»Es besteht keine Möglichkeit, dass sie von Carinas Idee, hier ein Fitnesscenter zu eröffnen, erfahren haben könnte?«
Zum ersten Mal während ihrer Unterhaltung sah Sverker irritiert aus.
»Nein. Sie reden nicht miteinander. Warum stellen Sie diese Fragen?«
»War nur so ein Gedanke. Barbro hat Carina und Sie schon einmal beschuldigt. Ich denke an den Brand der Chefarztvilla.«
»Da war nichts weiter. Niemand glaubte ihr. Sie war ganz offenbar aus dem Gleichgewicht geraten. Barbro würde keiner Fliege etwas zu Leide tun.«
Kommt darauf an, dachte Irene, wie stark ihre Rachegelüste sind.
Irene und Tommy entschlossen sich, auf der Intensivstation vorbeizuschauen, um mit Schwester Anna-Karin zu sprechen.
»Ich habe das Gefühl, dass Sverker uns etwas verschweigt«, sagte Tommy.
»Wie kommst du darauf?«, wollte Irene wissen.
»Erfahrung und Intuition.«
Sie einigten sich darauf, dass sie Anna-Karin aufs Präsidium mitnehmen würden, falls sie nicht freiwillig mit dem herausrücken würde, was sie wusste.
Sie gingen die Treppe hinunter und drückten auf den Türöffner der Intensivstation. Nichts geschah. Die Tür blieb geschlossen. Tommy klopfte laut und sie hörten, wie sich Schritte näherten.
»Wer ist da?«, ließ sich eine Stimme vernehmen.
Das war nicht Anna-Karin, sondern eine ältere Frau.
»Inspektorin Huss und Inspektor Persson«, sagte Tommy nachdrücklich.
Die Tür wurde vorsichtig geöffnet. In dem Spalt tauchte die ältere Schwester auf, die Margot hieß.
»Hallo. Wir suchen Anna-Karin Arvidsson«, sagte Tommy mit freundlicherer Stimme.
»Anna-Karin ist nicht hier. Heute sind keine Operationen, und sie hat sich frei genommen.«
Das machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
»Haben Sie eine Vorstellung, wo wir sie antreffen können?«
Schwester Margot lächelte geheimnisvoll und senkte die Stimme.
»Sie hat sich einen Freund zugelegt. Das ist das Neueste. Ich darf das niemandem erzählen, aber da Sie von der Polizei sind … ich weiß, dass er in Varberg wohnt.«
»Varberg? Sie wissen nicht zufällig, wo in Varberg?«
»Nein. Aber ich glaube, dass er Lehrer ist oder irgendwas an einer Schule. Vielleicht Rektor? Nein. Ich erinnere mich nicht. Warum haben Sie es so eilig, mit Anna-Karin zu sprechen? Es ist doch wohl nicht schon wieder irgendwas … Schreckliches passiert?«
»Nein. Mit Anna-Karin hat es keine Eile. Wir können auch morgen mit ihr sprechen«, sagte Tommy.
Irene kam eine Idee.
»Wenn sie nicht nach Varberg gefahren ist, dann ist sie vielleicht zu Hause. Können Sie uns ihre Adresse geben?«, fragte sie.
»Natürlich. Ich habe sie hier.«
Schwester Margot ging zum Schreibtisch und zog die unterste Schublade heraus. Aus dieser nahm sie ein kleines schwarzes Adressbuch, das dem ähnelte, das auf dem Sekretariat der Station lag.
»In dieser Wohnung in der Munkebäcksgatan ist sie
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