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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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nicht Hauptmieterin, das weiß ich. Hier ist auch ihre Telefonnummer«, sagte Schwester Margot.
    Sie reichte Irene einen Zettel, und diese bat sofort darum, kurz das Telefon benutzen zu dürfen. Sie wählte die Nummer auf dem Zettel und ließ es einige Male ergebnislos klingeln. Das Gesicht der älteren Schwester verriet ganz deutlich Unruhe.
    »Vielleicht ist sie einkaufen oder in Varberg«, sagte Irene und lächelte Margot beruhigend zu.
    Als die schwere Tür der Intensivstation hinter ihnen zufiel, wandte sich Irene an Tommy und sagte leise:
    »Direkt zur Munkebäcksgatan.«
     
    Das dreistöckige Mietshaus aus rotem Backstein sah friedlich aus. Das Schloss der Haustür war defekt, und man kam ungehindert ins Treppenhaus. In der ersten Etage hatte Anna-Karin ihren Namen auf einen Pflasterstreifen über der Klingel geschrieben. Sie drückten wiederholte Male auf den abgegriffenen Klingelknopf, aber niemand machte auf. Das Klingeln hallte trostlos in der Wohnung wider. Irene öffnete den Briefkastenschlitz einen Spalt weit und sah Reklame auf dem Fußboden der Diele liegen.
    »Sie ist nicht zu Hause«, stellte sie fest.
     
    »Löwander war überraschend mitteilsam, was seine Fehleinschätzung des Gesundheitszustands von Nils Peterzén angeht, aber über Linda und seine Exfrau wollte er nicht sprechen«, sagte Tommy.
    Sie saßen in ihrem Wagen und waren auf dem Weg ins Präsidium.
    »Findest du? Es ist sicher so, dass ihm die Sache mit Nils Peterzén zu schaffen macht. Er muss einfach mit jemandem reden.«
    »In diesem Fall hat er nicht die Polizei zu fürchten, sondern die Gesundheitsbehörde. Damit hast du Recht. Aber du solltest dir einmal selber zuhören. Du versuchst Löwander den Rücken freizuhalten und sein Verhalten zu erklären. Sieht so aus, als ob Frauen diesen Mann einfach immer in Schutz nehmen.«
    »Wenn du meinst«, sagte Irene vage.
    Sie dachte daran, was Birgitta gesagt hatte, dass gewisse Menschen monogam sind. Dann ließ sie sich noch mal Tommys Kommentar durch den Kopf gehen. Sie hatte so eine Ahnung.
     
    Der Nachmittag verging mit Büroarbeiten. Sowohl Tommy als auch Irene saßen vor ihren Computern.
    »Ich glaube, dass es für diese drei Morde ein gemeinsames Motiv gibt, nur sehen wir es nicht«, sagte Irene und seufzte.
    Sie machte eine Pause beim Schreiben und sah Tommy an. Er war ganz in seinen Zeigefingerwalzer auf der Tastatur vertieft und antwortete nur:
    »Hm.«
    Irene gab es auf und kehrte zu ihrem eigenen Bericht zurück.
     
    Daheim im Reihenhaus gab es knusprig gebratenen Ostseehering mit Kartoffelbrei. Jenny aß zufrieden einen Linseneintopf und einen Berg Möhrensalat. Krister nahm einen Löffel von Jennys Linsen und probierte vorsichtig.
    »Tja. Immerhin essbar. Allerdings gewöhnungsbedürftig«, lautete sein Urteil.
    »Niemand muss sein Leben lassen, nur damit ich etwas auf dem Teller habe. Nicht einmal ein Hering«, sagte Jenny verächtlich.
    »Hast du gehört, dass das Gemüse schreit, wenn man es erntet?«, wollte Katarina mit einem unschuldigen Lächeln wissen.
    »Das ist nicht wahr«, entgegnete Jenny mürrisch.
    »Doch! Das haben russische Forscher herausgefunden. Sie haben gemessen …«
    »Jetzt hörst du mit diesen Dummheiten auf, Katarina!«, sagte Krister.
    Beide Töchter verstummten und sahen ihren Vater verwundert an. Er wurde nur selten böse, aber wenn es passierte, dann nahm man sich besser in Acht.
    Irene war ihrem Mann dankbar, dass er dem Wortwechsel Einhalt geboten hatte. Sie hatte keinerlei Illusionen, was ihre Tochter anging. Wenn sich Jenny erst einmal in den Kopf setzte, dass einem auch das Gemüse Leid tun konnte, dann würde sie vermutlich auch aufhören, Gemüse zu essen. Es gab Grenzen für das, womit Eltern fertig werden konnten.

KAPITEL 20
    »Der Brand wurde von einem Nachbarn kurz vor Mitternacht entdeckt. Das Feuer war gelegt worden. Der Ermittler … also dieser Svensson … rief mich vom Tatort aus an. Er ist sich sicher, dass das Feuer in der Diele seinen Ausgang nahm. Sie ist vollständig ausgebrannt. Der Rest der Wohnung ist nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen. Wahrscheinlich hat der Brandstifter eine leicht entzündliche Flüssigkeit durch den Briefkastenschlitz gegossen und dann einen brennenden Lappen oder etwas anderes hinterhergeworfen.«
    Kommissar Andersson sah seine Ermittlungsgruppe finster an. Niemand kommentierte seine Ausführungen, aber alle sahen plötzlich ungewöhnlich wach aus, obwohl es noch sehr früh war.
    »Der

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