Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
Ermittler sagte auch, dass sich niemand in der Wohnung befunden hätte.«
    Der Kommissar legte sein gedunsenes Gesicht in tiefe, bekümmerte Falten und meinte düster:
    »Jetzt brennt es schon wieder und wir tappen immer noch im Dunkeln.«
    Dem konnte niemand widersprechen. Seine Aussage gab jedoch Irenes dunkler Ahnung neue Nahrung.
    »Hat Anna-Karin von sich hören lassen?«, fragte sie.
    »Nein. Es sind erst knapp acht Stunden her, seit der Brand ausgebrochen ist. Es ist nicht sicher, ob es überhaupt schon in der Zeitung steht. Wenn ja, hören wir wahrscheinlich von ihr.«
    Tommy sagte nachdenklich:
    »Wir wissen von einer der Schwestern auf der Intensivstation, dass sie bei ihrem Freund in Varberg sein könnte.«
    »Hat sie gesagt, wie er heißt?«
    »Nein. Sie weiß nicht, wie er heißt, nur, dass er an einer Schule arbeitet.«
    Die Stirnfalten des Kommissars wurden noch tiefer. Er ähnelte mehr und mehr einer nachdenklichen Bulldogge. Nach einer Weile glättete sich seine Stirn, und er ergriff erneut das Wort: »Wir machen das folgendermaßen. Ruft Radio Halland und Radio Göteborg an, Sveriges Radio auch. Wir suchen Anna-Karin Arvidsson. Sie soll sich umgehend mit uns in Verbindung setzen.«
    »Das darf man doch nur, wenn es um einen Todesfall geht«, wandte Jonny ein.
    »Darum geht es ja auch. Sie ist das nächste Opfer unseres Mörders.«
     
    Es dauerte zwei Stunden, bis eine verschüchterte Anna-Karin Arvidsson direkt bei Kommissar Andersson anrief. Er erklärte, es seien dramatische Dinge vorgefallen, sagte aber nicht, welche, und meinte, er müsse umgehend mit ihr sprechen. Dann schickte er einen Streifenwagen, der sie direkt zum Polizeipräsidium in Göteborg bringen sollte.
    Für Irene und Tommy war es eine lange Stunde des Wartens. Irene saß tief in Gedanken versunken da.
    Gewisse Menschen sind monogam. Und jetzt brannte es wieder.
     
    Anna-Karin war leichenblass und sah zu Tode erschrocken aus. Wie sie so zwischen den beiden Streifenpolizisten den Korridor entlangkam, wirkte sie, als sei sie auf dem Weg zu ihrer eigenen Hinrichtung. Sie tat Irene Leid, andererseits hatte sie sich das Ganze selbst zuzuschreiben. Sie hätte früher mit der Sprache herausrücken sollen.
    Irene hielt Anna-Karin die Tür zu ihrem Zimmer auf und dankte den Kollegen aus Varberg für ihre Hilfe. Tommy bot der nervösen Krankenschwester einen Stuhl an und fing erst einmal an, mit ihr über Nebensächlichkeiten zu reden.
    »Ich gehe Kaffee holen«, zwitscherte Irene und verschwand wieder auf dem Korridor. Die Krankenschwester konnte einen Augenblick der Entspannung gut gebrauchen, ehe sie über sie herfiel.
    Anna-Karin weinte hemmungslos, als Irene wieder ins Büro zurückkam. Tommy saß neben ihr auf einem Stuhl, tätschelte tröstend ihre Hand und murmelte ein paar beruhigende Worte. So etwas konnte er wirklich. Er sah auf und warf Irene einen Blick zu, der besagte: Wir geben ihr noch ein paar Minuten.
    »Ich habe ihr vom Brand in ihrer Wohnung erzählt und auch gesagt, dass das Feuer gelegt war«, sagte er.
    Irene nickte nur und stellte die Becher auf den Tisch. Ruhig begann sie ihren Kaffee zu trinken und wartete darauf, dass der Weinkrampf der Schwester vorübergehen würde. Was nach einigen Minuten auch tatsächlich der Fall war. Irene hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben.
    Anna-Karin putzte sich mit einem Papiertaschentuch, das Tommy für sie herbeigezaubert hatte, die Nase. Mit zitternder Stimme fragte sie:
    »Wer kann das nur getan haben? Warum sollte mir jemand …?«
    Fast etwas zu ruhig entgegnete Irene:
    »Die Frage nach dem Wer können wir nicht beantworten, und auf die Frage nach dem Warum haben nur Sie die Antwort.«
    »Warum ich?«
    »Ja, Sie. Linda und Sie teilten ein Geheimnis. Möglicherweise hatte auch die arme Gunnella Hägg etwas gesehen, was sie nicht hätte sehen sollen. Sowohl Linda als auch Gunnela sind tot.«
    Irene machte eine Pause, um ihre Worte richtig zur Geltung zu bringen. Dann fuhr sie fort:
    »Vor einigen Tagen bekam Siv Persson spätabends Besuch. Jemand klopfte an ihrer Tür und schaute durch den Briefkastenschlitz. Aber Siv war wach, und der Mörder konnte ihre Füße durch den Spalt sehen. Sonst wäre vielleicht auch bei Siv Persson ein Feuer ausgebrochen. Wer weiß.«
    »Warum … warum Siv?«
    »Sie sah den Mörder in der Mordnacht. Die andere Zeugin war Gunnela Hägg. Und die ist, wie gesagt, tot.«
    »Wie geht es Siv?«
    »Wir haben sie an einen sicheren Ort gebracht, wo der

Weitere Kostenlose Bücher