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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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über das Krankenhausgespenst Tekla war jedoch merkwürdig.
    »Aber irgendwas muss die Gute doch schließlich gesehen haben? Oder hatte sie Halluzinationen?«, wollte Fredrik Stridh wissen.
    Andersson nickte: »Irgendetwas hat sie sicher gesehen. Die Frage ist nur, was? Oder wen?«
    »Ach was! Eine hysterische Alte, die Angst im Dunkeln hat. Darum brauchen wir uns doch wohl nicht zu kümmern!«, meinte Jonny Blom höhnisch.
    »Hättest du das auch gesagt, wenn ein älterer Mann diese Aussage gemacht hätte?«, warf Birgitta Moberg ein.
    Jonny Blom tat so, als hätte er sie nicht gehört.
    Tommy Persson räusperte sich leicht, ehe er seine Ansicht kundtat. »Ich glaube, dass sie jemanden gesehen hat. Nämlich die Person, die das Notstromaggregat lahm legte und Marianne Svärd ermordete.«
    Irene nickte zustimmend.
    »Im ganzen Krankenhaus war es dunkel, und nach dem Tod von Nils Peterzén und dem Verschwinden von Marianne war sie verständlicherweise außer sich. Sie hat jemanden gesehen. Wahrscheinlich den Mörder.«
    Andersson sah Irene nachdenklich an, ehe er antwortete:
    »Sie hatte sicherlich Angst. Aber sie behauptete mit Bestimmtheit, dass sie die Gestalt sehr deutlich gesehen hat. Es war kalt und sternenklar. Der fast volle Mond schien durch das Dielenfenster und beleuchtete die Gestalt. Laut Siv Persson trug sie eine altmodische Schwesterntracht. Langes, schwarzes Kleid und weiße Haube.«
    Jonny brach das Schweigen, das nach der letzten Bemerkung des Kommissars entstanden war.
    »Sag bloß nicht, dass wir jetzt auch noch anfangen sollen, Gespenster zu jagen!«, rief er.
    Andersson warf ihm einen irritierten Blick zu.
    »Nein. Aber die Frage ist, was wir jagen sollen«, sagte er kurz.
    Er wandte sich an Svante Malm und meinte hoffnungsvoll:
    »Vielleicht hast du irgendwelche Anhaltspunkte?«
    »Wir wissen nicht viel, außer, dass wir es mit einem Mörder zu tun haben. Einem Mörder mit guten Ortskenntnissen und Schlüsseln«, sagte Malm.
    »Schlüsseln?«
    »Ja. Nirgendwo sind die Schlösser aufgebrochen oder beschädigt worden – weder bei der Außentür noch bei den Türen innerhalb des Hauses. Die Haupttür vorne wird jeden Tag um 17 Uhr abgeschlossen. Die Hintertür ist immer abgeschlossen. Rund um die Uhr.«
    »Aber bis 17 Uhr kann also jeder, der will, ins Haus schleichen und sich dort verstecken? Beispielsweise im Keller?«, sagte Irene.
    »Ja. Theoretisch geht das. Aber in der Eingangshalle befinden sich die Telefonvermittlung und der Empfang. Dort sitzt immer jemand, bis abgeschlossen wird. Das heißt, bis 17 Uhr.«
    Andersson seufzte und sagte:
    »Das ist immer so eine Sache mit den Schlüsseln und den Schließzeiten. Der große Vorteil dabei ist nur, dass es die Zahl der Verdächtigen eingrenzt.«
    Alle nickten zustimmend. Malm fuhr fort.
    »Der eine Schuh von Marianne Svärd wurde im Fahrstuhl gefunden. Wahrscheinlich wurde sie darin in den Keller transportiert. Der Mörder verwendete gepuderte Gummihandschuhe. Ihre Strümpfe waren an den Fersen schwarz und sie hatte weiße Puderflecken unter den Unterarmen. Das deutet darauf hin, dass sie im Feuerwehrgriff weggeschleift wurde. Wahrscheinlich war sie bereits tot, als sie im Aufzug in den Keller gebracht wurde.«
    »Als der Mörder die Tür zur Elektrozentrale öffnete, musste er Mariannes Leiche auf den Boden legen. Oder?«, fragte Birgitta.
    »Ja. Auch diese Tür ist immer abgeschlossen.«
    »Als er die Tür geöffnet hatte, brachte der Mörder Marianne wieder in eine aufrechte Stellung und stieß sie in den Raum. Sie landete auf dem Notstromaggregat, aber das war dem Mörder egal. Für ihn ging es hauptsächlich darum, Mariannes Leiche zu verstecken«, stellte Birgitta fest.
    »Warte. Das stimmt nicht. Wenn es ihm hauptsächlich darum gegangen wäre, Mariannes Leiche zu verstecken, hätte er dazu wohl nicht das ganze Krankenhaus verdunkeln müssen. In der Elektrozentrale sucht man den Fehler doch zuerst«, wandte Irene ein.
    Svante Malm nickte zustimmend.
    »Es wurde kein Versuch unternommen, die Leiche zu verstecken. Auch die Sabotage des Notstromaggregats war nicht weiter ausgefeilt. Sämtliche Kabel wurden durchgeknipst. Es muss passiert sein, ehe der Hauptschalter umgelegt wurde.«
    »Wie willst du das wissen?«, fragte Fredrik.
    »Wenn es hinterher gemacht worden wäre, dann hätte das Aggregat auf den Spannungsabfall reagiert und wäre angesprungen. Außerdem hätte der Saboteur in der Dunkelheit nichts gesehen. Die Sabotage wurde vor dem

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