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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Kriminalinspektorin Irene Huss. Ich würde gerne mit Andreas Svärd sprechen.«
    Die Sekretärin holte hörbar Luft, ehe sie antwortete:
    »Er ist heute nicht hier. Er ist auf einer Konferenz in Kopenhagen und kommt erst heute Abend wieder zurück. Ich nehme an, es geht um diese schreckliche Sache mit Marianne?«
    Irene fuhr zusammen. Am Morgen hatte noch nichts über den Mord in den Zeitungen gestanden. Das würde jedoch bei den Abendzeitungen anders aussehen. Am Morgen hatte die Presse nur eine kurze erste Meldung erhalten.
    »Woher wissen Sie, was Marianne Svärd zugestoßen ist?«, fragte sie scharf.
    »Mariannes Mutter hat vor einer Weile angerufen und wollte ebenfalls mit Andreas … Rechtsanwalt Svärd reden. Sie war vollkommen verzweifelt und hat am Telefon geweint. Als ich sie gefragt habe, was los ist, hat sie von dem Mord erzählt. Furchtbar!«
    »Ein Mord ist immer furchtbar. Haben Sie Marianne gekannt?«
    »Nein. Ich arbeite hier erst seit zwei Jahren. Sie waren bereits geschieden, als ich hier angefangen habe.«
    Irene dachte kurz nach. Zwei Jahre. Ebenso lange wie Marianne in der Löwander-Klinik gearbeitet hatte. War das ein Zufall?
    »Kannten Sie Anwalt Svärd bereits, ehe Sie in der Kanzlei angefangen haben?«, fragte sie deswegen.
    »Nein. Ich habe mich genau wie alle anderen auf eine Anzeige beworben.«
    Lena Bergman klang sowohl erstaunt als auch beleidigt. Irene beschloss, bei Gelegenheit noch einmal auf die Sekretärin zurückzukommen. Sie verabschiedeten sich voneinander und legten auf. Irene brauchte jetzt so schnell wie möglich drei Tassen Kaffee, um richtig in Gang zu kommen. Dann wollte sie sich zum Krankenhaus-Ost begeben und versuchen, herauszufinden, wer der Mann war, dessen Anblick Marianne Svärd nicht mehr hatte ertragen können.
     
    Die drei riesigen Blöcke aus gelbem Ziegel erhoben sich in den kalten, kristallblauen Februarhimmel. Irene parkte vor dem größten Block, dem so genannten Zentralkomplex. Sie ging davon aus, dass Marianne Svärd dort gearbeitet hatte. In den beiden anderen Hochhäusern waren die Kinderklinik und die Frauenklinik untergebracht. Ihre Zwillinge waren hier auf der Entbindungsstation zur Welt gekommen, da sie und Krister damals noch in der Smörslottsgatan gewohnt hatten.
    Die riesigen Ventilatoren der Klimaanlage brausten, die Glastüren öffneten sich automatisch vor ihr, und sie trat in das große Entree. Sie blieb stehen und betrachtete einen großen Gobelin an der Wand, ehe sie sich nach Wegweisern umsah. Diese zeigten in Richtung der Aufzüge weiter hinten. Auf dem Weg dorthin kam sie an einer großen Cafeteria, einem Friseursalon und einem Laden vorbei. Der Ladeninhaber stellte gerade den ersten Aushänger von einer der Abendzeitungen auf: »Krankenschwester ermordet!«, schrie es ihr entgegen. Da stand noch mehr, aber Irene las nicht weiter. Sie wusste, worum es ging.
    Sie nahm den Aufzug zur Intensivstation. Die Tür war verschlossen, und auf dem Schild wurde gebeten zu klingeln. Irene tat es und eine Schwester mit Mundschutz öffnete.
    »Ja?«, fragte sie gehetzt.
    »Guten Morgen. Ich bin Inspektorin Irene Huss. Ich suche den Chef der Intensivstation.«
    »Dr. Alm ist im OP.«
    »Kann ich dann vielleicht mit jemand anderem sprechen? Es geht um eine Krankenschwester, die hier früher einmal gearbeitet hat, Marianne Svärd.«
    Die Schwester zog den Mundschutz unter das Kinn und sah Irene verwundert an.
    »Marianne? Was kann die Polizei nur über sie wissen wollen?«
    »Kennen Sie sie?«
    »Ja. Wir haben zusammen hier gearbeitet.«
    »Hat Schwester Marianne damals tagsüber oder nachts gearbeitet?«
    »Tagsüber. Wieso fragen Sie das?«
    »Sie ist das Opfer eines Verbrechens geworden. Wie lange haben Sie mit ihr zusammengearbeitet?«
    »Zwei Jahre. Dann hat sie in der Löwander-Klinik angefangen.«
    »Warum das?«
    Die Schwester antwortete nicht, sondern biss sich auf die Unterlippe. Schließlich lächelte sie und meinte:
    »Auch wenn Sie ziemlich verpflastert sind, glaube ich nicht, dass sie auf der Intensiv richtig sind.«
    Wirklich erstaunlich, was für Reaktionen ein paar winzige Kompressen hervorriefen, aber dieses Mal ließ sich Irene nicht ablenken. Es war vollkommen offensichtlich, dass die Schwester ihre Frage nicht beantworten wollte. Ungerührt sagte sie:
    »Ich benötige auch nicht die Hilfe einer Intensivstation, sondern nur ein paar Auskünfte über Marianne Svärd. Deswegen stelle ich meine Frage noch einmal. Warum hat Marianne

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