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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Aber ich glaube nicht, dass der Mord an Marianne und das Verschwinden von Linda etwas miteinander zu tun haben. Der Mord ist hier im Krankenhaus verübt worden. Linda hatte frei und ist aus ihrer Wohnung verschwunden. Deswegen glaube ich, dass wir diesen Ex-Freund von ihr suchen sollten. Ich habe Birgitta Moberg telefonisch gebeten, ihn ausfindig zu machen.«
    Er ließ sich auf den Schreibtischstuhl sinken, der mit einem Knirschen gegen sein Gewicht protestierte, und sah auf den Rücken von Schwester Ellen. Diese verteilte Pillen in kleine rote Plastikbecher. Vorsichtig meinte Irene:
    »Entschuldigen Sie, aber ich muss Sie noch etwas fragen.«
    Ellen Karlsson drehte sich um und nickte.
    »Ja?«
    »Ich habe hier heute mit verschiedenen Schwestern gesprochen. Etwas ist mir aufgefallen. Entweder sind die Schwestern sehr jung, oder sie sind über fünfzig. Wo sind alle Dreißig- und Vierzigjährigen?«
    Schwester Ellen seufzte tief, ehe sie antwortete:
    »Die verschwanden Ende der achtziger, als sie zwischen zwanzig und dreißig waren. Eine ganze Station hat damals zugemacht. Nur wir älteren blieben. Obwohl wir damals natürlich auch zehn Jahre jünger waren als heute.«
    »Warum wurden Marianne Svärd, Linda Svensson und Anna-Karin auf der Intensiv angestellt?«, wollte Irene wissen.
    »Drei ältere Schwestern gingen innerhalb von sechs Monaten in Rente. Deswegen kamen Marianne, Linda und Anna-Karin fast gleichzeitig.«
    »Gibt es noch andere Schwestern, die jetzt bald in Rente gehen?«
    »Dieses Jahr sind es noch drei. Siv Persson, Greta unten von der Aufnahme und Margot Bergman von der Intensiv.«
    »Ich habe sowohl mit Margot Bergman als auch mit Greta gesprochen … mal überlegen … wie hieß sie noch mit Nachnamen …«
    »Norén«, ergänzte Ellen Karlsson.
    »Genau. Danke. Keine der beiden schien Marianne und Linda näher zu kennen. Schwester Margot fand Marianne angenehm und tüchtig. Das war alles.«
    Ellen Karlsson warf Irene einen langen Blick zu, ehe sie sagte:
    »Der Altersunterschied ist zu groß. Man sieht sich nicht privat, nur in der Arbeit.«
    Die Einzige, die Marianne und Linda auch in der Freizeit getroffen hatte, war Anna-Karin. Irene hatte das Gefühl, dass der Mord an Marianne und das Verschwinden von Linda zusammenhingen, auch wenn der Kommissar nicht daran glaubte. Sie würde die junge Dame auf der Intensiv noch einmal befragen müssen. Bei all ihrer Gereiztheit wusste sie vielleicht etwas, was Licht auf die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden werfen konnte. Oder gab es zwischen den beiden Vorfällen keinen logischen Zusammenhang? Noch deutete nichts darauf hin, dass Linda Svensson Opfer irgendeines Verbrechens geworden war. Irene wünschte innerlich, dass es für ihr Verschwinden eine natürliche Erklärung geben würde.
    Irene hatte umsonst darauf gehofft, weitere Informationen aus Sverker Löwander herauszuholen, während sie ihn nach Hause fuhr. Zum einen schlief er sofort ein, nachdem er sich in den Beifahrersitz hatte sinken lassen, zum anderen wohnte er auf der Drakenbergsgatan, nur knapp zwei Kilometer von der Löwander-Klinik entfernt.
    Als Irene in die Auffahrt von Löwanders Einfamilienhaus einbog, stieß sie fast mit einem dunklen BMW zusammen, der rückwärts aus der Garage schoss. Es war eines der größeren Modelle und, so weit Irene beurteilen konnte, eines der neuesten. Mit quietschenden Reifen kamen beide Wagen zum Stehen. Die Fahrertür des BMW wurde aufgerissen und eine Frau warf sich aus dem Fahrzeug, ehe dieses noch richtig zum Stillstand gekommen war. Mit drei langen Schritten war sie bei Irenes Volvo.
    »Was fällt Ihnen eigentlich ein, hier so reinzufahren!«, schrie sie.
    Sverker Löwander war vom heftigen Bremsen aufgewacht. Die Frau beugte ihr wütendes Gesicht vor, um Irene näher in Augenschein zu nehmen. Diese hatte damit begonnen, das Fenster herunterzukurbeln. Ehe sie noch antworten konnte, hörte sie Sverker Löwanders müde Stimme:
    »Das hier ist Kriminalinspektorin Huss. Sie hatte die Freundlichkeit, mich nach einem der schlimmsten Tage meines Lebens nach Hause zu fahren. Du hast dich schließlich dazu nicht herablassen können.«
    Irene war vollkommen perplex, wie schnell sich das Gesicht der Frau knapp einen Meter vor ihr verwandelte. Die wutverzerrte Miene verschwand, und in dem schönen Gesicht regierten jetzt reine und kühle Linien. Das Ganze ging so schnell, dass Irene fast meinte, sich das wutentbrannte Aussehen der Frau nur eingebildet

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