Der zweite Mord
Hund am Rand des Wäldchens ausgeführt. Plötzlich begann der Hund zu knurren und schnupperte in Richtung Wäldchen. In der Dunkelheit war jedoch nichts zu sehen. Dem Hundebesitzer war das Ganze unheimlich, und er ging weg.«
Wenn der Mörder in dem Wäldchen gestanden und Mama Vogel sich in der Nähe befunden hatte … Sie mussten sie ausfindig machen! Aber wo sollten sie suchen? Sie hatte auf dem Band gesagt, dass sie im Park wohnte …
Irene wurde bei ihren Überlegungen gestört. Die Gegensprechanlage summte.
»Holt endlich eure Pizzen!«, ließ sich einer der Männer aus der Zentrale vernehmen.
Irene und Tommy standen auf, um sie zu holen. Im Aufzug sagte Irene:
»Heute Abend reden wir mit Andreas Svärd und Niklas Alexandersson. Morgen früh versuchen wir dann als Erstes, Mama Vogel zu finden. Wir müssen zur Löwander-Klinik fahren und nachsehen, ob es in dem Wäldchen irgendwelche Spuren gibt. Auf dem Band behauptet sie auch, dass sie im Park wohnt. Höök sprach davon, dass sie schlecht roch … Ob sie wohl eine Pennerin ist?«
Tommy nickte zustimmend.
»Gut möglich.«
»Ich habe das Gefühl, dass wir bei dieser Sache in Zeitnot sind. Ich denke an das Verschwinden von Linda Svensson«, sagte Irene.
»Das hängt mit dem Tod von Marianne Svärd zusammen. Irgendwie. Marianne hatte schließlich Lindas Taschenkalender in der Tasche. Merkwürdig.« Tommy lachte laut.
Und beunruhigend, dachte Irene. Sehr beunruhigend. Und warum hatte die Nachtschwester Marianne einen Kalender statt einer Taschenlampe in der Kitteltasche?
Sie hatten ihre Pizzen gegessen und die Aufgaben für den nächsten Tag verteilt. Irene und Tommy standen auf, um zum Verhör von Marianne Svärds Exmann zu fahren.
Nach einigem Suchen fanden sie die Adresse. Eines dieser neuen Häuser, die auf alt gemacht waren. In den Achtzigerjahren mussten viele der alten Mietshäuser in der Gegend der Linnégatan abgerissen werden, da der Grundwasserspiegel gesunken war und das Pfahlwerk unter den Fundamenten anfing zu verrotten. Die Architekten hatten versucht, die Gründerzeitatmosphäre des Stadtteils zu neuem Leben zu erwecken, aber das Resultat war nicht immer sonderlich geglückt. Die Vielfalt gemütlicher Lokale und kleiner Läden sowie die Nähe zum Slottsskogen, einem großen Park, trugen sicher dazu bei, dass das Viertel sehr beliebt war. Mieten und Wohnungspreise waren Schwindel erregend.
A. Svärd und N. Alexandersson waren beide auf der Mieterliste im Eingang verzeichnet. Irene klingelte, und Niklas’ säuerliche Stimme ließ sich in der Gegensprechanlage vernehmen.
»Es ist auf«, sagte er.
Der Türöffner summte und die Polizisten traten in das großzügige Treppenhaus. Der hellgraue Marmorfußboden sowie die blassgelben Wände, die oben mit einer schönen blauen Blumenborte abgesetzt waren, waren sehr ansprechend. Die Türen des Aufzugs waren ebenfalls blassgelb lackiert und fügten sich harmonisch in das Gesamtbild ein.
Leise sauste der Fahrstuhl zum obersten Stockwerk. Als Irene gerade klingeln wollte, wurde die Tür von Niklas Alexandersson geöffnet. Der griesgrämige Zug um den Mund verdarb den Gesamteindruck seines schönen Gesichts. Heftig sagte er:
»Ist das wirklich nötig?«
Irene erwiderte milde:
»Ihnen ebenfalls einen guten Abend. Es ist bedeutend einfacher, abends mit Ihnen beiden zu sprechen. Sie sind schließlich beide viel beschäftigt. Unser Anliegen ist wichtig. Marianne wurde ermordet.«
Bei dem letzten Satz zuckte Niklas zusammen, sagte aber nichts weiter. Er öffnete die Tür ganz und trat beiseite. Irene hörte nichts, was nach einem »Treten Sie doch ein« geklungen hätte. Seine Laune hatte sich nicht gebessert. Er ging über den dicken Dielenteppich vor ihnen her und bedeutete ihnen mit der Hand, in das Zimmer vor ihnen einzutreten.
Es handelte sich um ein großes Wohnzimmer, das gemütlich und mit Sorgfalt eingerichtet war. Die Möbel und die Bilder an den Wänden verliehen dem Raum eine exklusive Atmosphäre. Auf dem silbergrauen Ledersofa saß ein Mann. Er stand auf und ging mit ausgestreckter Hand auf die Polizisten zu.
»Guten Abend. Andreas Svärd.«
»Guten Abend. Irene Huss, Kriminalinspektorin.«
»Tommy Persson. Ebenfalls Kriminalinspektor.«
»Es freut mich, dass Sie kommen konnten. Setzen Sie sich doch bitte.«
Andreas Svärd gab ihnen zur Begrüßung die Hand. Niklas Alexandersson hatte sich keine Mühe gegeben, seine Abneigung gegen die Polizei zu verbergen. Bei Andreas
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