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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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nicht mehr genau, wer das war oder warum«, antwortete Irene ausweichend.
    Schnell wechselte sie das Thema:
    »Wie sah diese Mama Vogel aus?«
    Höök dachte eine Weile nach, ehe er antwortete:
    »Ich habe bereits genug gesagt. Sie wissen bereits zu viel.«
    Er hatte natürlich Recht. Aber es würde nicht leicht werden, die alte Frau aufzutreiben.
    »Jetzt haben Sie erfahren, was Sie wissen wollten, jetzt bin ich an der Reihe«, sagte er auffordernd.
    Irene erzählte ihm alles über Linda Svenssons geheimnisvolles Verschwinden und nannte auch den Namen des Opfers: Marianne Svärd. Höök schrieb wie besessen mit und schien anschließend sehr zufrieden zu sein.
    »Vielen Dank. Aber jetzt muss ich gehen. Um drei ist Pressekonferenz. Wird das Verschwinden von Linda Svensson auf der Pressekonferenz bekannt gegeben?«, fragte er misstrauisch.
    Irene versuchte, unschuldig dreinzuschauen. Zum ersten Mal war sie froh über ihre Kompressen, darüber, dass sie den größten Teil ihres Gesichts verdeckten.
    »Keine Ahnung. Darum kümmert sich Kommissar Andersson. Heute Morgen hieß es jedenfalls, dass wir darüber den Medien gegenüber Stillschweigen bewahren sollten. Also, vielen Dank und Auf Wiedersehen.«
    Sie riss ihre Mitschrift aus dem Spiralblock, stand eilig auf und verschwand in Richtung des gläsernen Aufzugs.
     
    Auf dem Präsidium waren die Aktivitäten vor der Pressekonferenz in vollem Gang. Irene eilte zum Fahrstuhl und fuhr hoch in ihr Büro. Sie hatte vor, dort zu bleiben, um eine erneute Begegnung mit Kurt Höök zu vermeiden. Er war nach der Pressekonferenz sicher nicht mehr sonderlich guter Dinge.
    In ihrem Zimmer standen zwei Schreibtische, da sie es mit Tommy Persson teilte. Sein Tisch war wie der ihre vollkommen leer. Sie nahm einen kleinen Kassettenrekorder aus der Schreibtischschublade und sprach den Dialog von Mama Vogel mit Kurt Höök auf Band. Er klang sehr geschraubt, als sie ihn das erste Mal sprach. Sie war gezwungen, sich mehrere Male zu wiederholen, ehe sie einigermaßen zufrieden war.
    Anschließend saß sie lange tief in Gedanken versunken da. Mama Vogel war sicher vollkommen verrückt, aber was sie gesagt hatte, bewies, dass sie tatsächlich etwas wusste. Aber was? Wen hatte sie gesehen? Wie konnte sie die Geschichte von Schwester Tekla erfahren haben? Wo hatte sie gestanden, als sie die besagte Person bei der Löwander-Klinik gesehen hatte? Und das Wichtigste von allem: Wer war Mama Vogel?
     
    Die Pressekonferenz verlief, wie solche Pressekonferenzen immer zu verlaufen pflegen, in einem gemäßigten Tumult. Andersson bestätigte, dass die Nachtschwester Marianne Svärd in der Nacht auf Dienstag, den 11. Februar, von einem unbekannten Mörder erdrosselt worden war. Auf die Frage, was an den Gerüchten von einem Gespenst dran sei, schnaubte der Kommissar so laut, dass es in den Lautsprechern schepperte.
    Schnell ging Andersson zum Verschwinden von Linda Svensson über. Die Journalisten witterten Blut und warfen sich über diesen unerwarteten Köder, der ihnen da hingeworfen wurde. Alle notierten sich ihre Personenbeschreibung und dass sie bei ihrem Verschwinden wahrscheinlich eine rote Daunenjacke und braune Lederstiefel mit kräftiger Sohle getragen hatte. Da ihr Fahrrad ebenfalls verschwunden war, war sie mit aller Wahrscheinlichkeit mit diesem unterwegs gewesen.
    »Bei dem Fahrrad handelt es sich um ein hellgrünes so genanntes Citybike mit Metalliclackierung«, beendete der Kommissar sein Referat. Leider hielt er sein Gesicht zu nahe am Mikrofon, deswegen konnten alle im Saal hören, wie er murmelte:
    »Was, zum Teufel, ist ein Citybike?«
    Die Fragen der versammelten Journalisten überschlugen sich jetzt förmlich, aber Andersson hatte nicht mehr viel hinzuzufügen. Stattdessen versprach er, einen Tag später um dieselbe Zeit eine weitere Pressekonferenz abzuhalten.
     
    Es war genau vier Uhr. In einer Stunde sollte die Ermittlungsgruppe wieder zusammenkommen. Irene rief zu Hause an, um mit ihren Töchtern zu sprechen, die Ferien hatten. Jenny erzählte begeistert, ihre Cousinen aus Säffle hätten angerufen. Jenny und Katarina wollten am nächsten Morgen zu ihnen fahren. Von dort sollten die Mädchen dann zum Sommerhaus bei Sunne gebracht werden. Sie wollten in Finnfallet Snowboard fahren, auf dem Sundsberget langlaufen und … Irene erlaubte ihnen, zu fahren, obwohl sie fand, dass diese Reise etwas überstürzt kam.
    Dann setzte sie sich hin und schrieb einen Bericht darüber, was der

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