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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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fertig zu werden, war offenbar unermesslich.
    Nach einer halben Stunde hatten sie die Gruppe von Tannen durchkämmt. Irene war verschwitzt und enttäuscht. Tommy zog ihr ein paar Tannennadeln aus dem Haar.
    Er deutete auf seine Stirn:
    »Sieh mal. Ich bin in einen Ast gelaufen, weil ich die Augen immer auf den Boden gerichtet hatte.«
    Irene sah ihn nachdenklich an.
    »Wenn wir schon Mühe haben, wohin wir unsere Füße setzen sollen, wie war es dann für jemanden, der hier im Stockfinstern gestanden hat!«
    »Wer hier im Dunkeln gestanden hat, brauchte aber auch nicht besonders weit zwischen die Bäume zu gehen, um sich zu verstecken.«
    »Wir hätten uns bei der Suche etwas schlauer anstellen können. Wir hätten uns auf die Krankenhausseite konzentrieren sollen und gar nicht so weit in das Wäldchen zu gehen brauchen. Wir sollten uns mal die Äste genauer anschauen. Wenn der Mörder hier gestanden hat, dann hat sich vielleicht ein Haar oder eine Kleiderfaser darin verfangen.«
    Sie drehten erneut eine Runde durch das Wäldchen. Nach ein paar Minuten rief Tommy:
    »Irene. Hierher!«
    Sie bahnte sich einen Weg zu ihm. Er deutete stumm auf einen kräftigen Ast etwa einen halben Meter über der Erde. An seinem äußeren Ende hingen ein paar dunkle Fäden und Fussel.
    Tommy zog eine Plastiktüte aus der Tasche und stülpte sie sich über die Hand. Dann brach er den Ast ab und steckte ihn zusammen mit dem Textilfragment in die Tüte, die er zuknotete und vorsichtig in seiner Jackentasche verstaute. Sie untersuchten den Boden, konnten aber nur feststellen, dass hier mehrere Personen und Hunde auf und ab gegangen waren. Die anderen Äste um den Fundplatz herum ergaben nichts von Interesse. Vielleicht würden die Männer von der Spurensicherung ein paar Abdrücke zu Stande bringen, aber wahrscheinlich kamen sie zu spät. Ein eiskalter Regen hatte eingesetzt, als sie den Boden untersucht hatten.
    »Das war’s dann. Lass uns nach drinnen gehen und das Personal befragen, ob jemand weiß, dass Mama Vogel hier nistet«, sagte Tommy.
    Irene sah ebenfalls ein, dass es hoffnungslos war, im Wäldchen nach weiteren Spuren zu suchen. Der Regen hatte zugenommen, und der Gedanke, ins Warme zu kommen, war richtig herzerwärmend. Sie stapften durch die Pfützen um das Krankenhaus herum und bogen gerade rechtzeitig um die Ecke des Gebäudes, um Kommissar Andersson durch das protzige Portal verschwinden zu sehen.
     
    Die Dame am Empfang hob den Blick von der Tastatur ihres Computers. Irene stieß Tommy in die Seite, was bedeutete, dass er das Reden übernehmen sollte. Normalerweise fraßen ihm Damen mittleren Alters aus der Hand.
    »Guten Morgen. Dürfen wir einen Augenblick stören?«, fragte er freundlich.
    Mit seinen treuen braunen Hundeaugen sah er sie innig an. Die schon etwas verbrauchte Blondine rückte ihre Brille zurecht und deutete mit ihren stark bemalten Lippen ein Lächeln an.
    »Doch, doch. Aber ich habe sehr viel zu tun.«
    »Ich frage mich, ob Sie in letzter Zeit in der Nähe der Löwander-Klinik eine ältere Frau gesehen haben. Vermutlich eine Stadtstreicherin.«
    »Eine Stadtstreicherin! Hier bei der Löwander-Klinik! Nein. Was sollte die hier? Die sind doch eher im Brunnsparken.«
    »Sie haben also nichts von einer Stadtstreicherin gehört?«
    »Nein.«
    »Könnte sonst jemand etwas darüber wissen?«
    »Folke Bengtsson, unser Hausmeister, weiß eigentlich immer am besten, was hier so alles passiert.«
    »Wo finden wir ihn?«
    »Ein Stockwerk tiefer. Er hat sein Zimmer ganz links, wenn Sie die Treppe hinunterkommen.«
    Das Telefon am Empfang klingelte. Sie nahm den Hörer ab und sagte mit geschäftsmäßiger Wärme:
    »Löwander-Klinik. Womit kann ich Ihnen dienen?«
    Sie begaben sich eine Treppe tiefer in das Reich von Folke Bengtsson. Der Hausmeister war nicht in seinem Zimmer, aber die Tür war nicht verschlossen. Sie traten ein. Das Zimmer war ziemlich groß und hatte ein Kellerfenster weit oben an der Wand. Wenn Irene sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie die Spitzen der Fliederbüsche sehen, die die alte Laube umgaben. In stillem Einvernehmen begannen sie, sich etwas näher in dem Kellerraum umzusehen.
    An den Wänden hingen mehrere Plakate von der Leichtathletikweltmeisterschaft. Tommy deutete auf eine große Werkzeugtasche, die auf einem Bord direkt hinter der Tür stand. Bei schneller Durchsicht konnten sie keinen Seitenschneider entdecken. Auf den großen Kellerregalen hatte dicht gedrängt alles

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