Der zweite Mord
von Pontus Olofsson akzeptieren. Aber Irene fragte sich, wieso das Verhältnis der beiden so angespannt zu sein schien. Jonny ging einem mit seinen Zweideutigkeiten zwar auf die Nerven, aber Birgitta kam ihr manchmal fast überempfindlich vor, was ihn betraf. Irene war nicht umsonst schon seit siebzehn Jahren Polizistin. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sich hinter dieser Spannung mehr verbarg.
»Ich frage mich, ob wir nicht die Gespräche von Lindas Telefon zurückverfolgen lassen sollten«, fuhr Birgitta fort.
»Zurückverfolgen?«, wiederholte der Kommissar fragend.
»Linda hatte einen Display an ihrem Telefon, der die Nummern der Anrufer anzeigt. Leider hat die Katze Kleinholz aus ihm gemacht. Aber diese Sachen werden doch gespeichert. Wir sollten Telia bitten, herauszufinden, wer bei ihr am Abend des zehnten Februar angerufen hat.«
»Geht das?«, fragte Andersson erstaunt.
»Ja. Aber es ist sauteuer. Wir müssen dafür außerdem einen Gerichtsbeschluss erwirken.«
»Das heißt Inez Collin«, stellte Andersson düster fest.
»Genau.«
Andersson seufzte.
»Okay. Ich werde mit der Gnädigsten sprechen und das veranlassen. Das klingt, als könnte es dauern.«
Irene bat darum, das Wort ergreifen zu dürfen.
»Ich muss nach sieben Uhr weg. Es waren nämlich noch mehr auf Fortbildung. In Kopenhagen.«
Sie referierte schnell die Vernehmung von Niklas Alexandersson, die Erkenntnis, dass dieser mit Andreas Svärd zusammenlebte, und ihren Plan, die beiden in ihrer häuslichen Umgebung um halb acht zu verhören.
»So etwas verstehe ich überhaupt nicht. Zwei Kerle, die zusammen wohnen! Und der eine war außerdem noch mit einem hübschen Mädchen verheiratet«, sagte Andersson und schüttelte den Kopf.
»Ein hübsches Mädchen, das jetzt ermordet worden ist«, ergänzte Jonny.
»Genau.«
Der Kommissar dachte einen Augenblick nach. Dann fragte er:
»Tommy. Kannst du Irene begleiten? Es ist wohl kein Fehler, zu zweit zu sein.«
»Kein Problem.«
»Gut. Dann kümmert ihr euch um diese Schwuchteln. Haha. Hm.«
Der Kommissar mäßigte sich, als ihm klar wurde, dass nur Jonny über seinen Scherz lachte. Rasch drehte er sich wieder zu Irene um.
»War das alles?«
»Nein. Ich war im GT-Haus und habe mit Kurt Höök gesprochen.«
Sie gab das Gespräch wieder, das sie mit dem Journalisten geführt hatte. Alle im Raum hatten den Artikel gelesen. Es hatte zu ziemlich viel Unruhe und Kopfzerbrechen geführt. Jetzt erhielten sie die Erklärung. Zum Schluss spielte ihnen Irene das Band vor. Als sie es abstellte, sagte Jonny:
»Auch wenn du verheerend vorliest, so zeigt das Band doch deutlich, dass die Alte vollkommen meschugge ist! Darum brauchen wir uns wohl nicht zu kümmern!«
Irene nickte und beachtete seine Kritik, was ihr schauspielerisches Talent anging, nicht weiter.
»Ganz klar ist sie geisteskrank. Aber hört mal genau hin, was sie da zwischen dem ganzen Gebrabbel eigentlich sagt. Sie weiß von Schwester Tekla und kennt die Geschichte des Krankenhausgespenstes. Gewiss, sie irrt sich, was den Zeitpunkt von Teklas Tod angeht, aber sie weiß, dass es Selbstmord war! Und dann spricht sie davon, dass es im ganzen Haus dunkel wurde. Sie muss in der Nähe des Krankenhauses gewesen sein, als der Strom abgestellt und der Mord begangen wurde!«
Aufgeregt rutschte Andersson auf die Stuhlkante und beugte sich über den Tisch. Eine leichte Röte hatte sich bis zu den Ohren auf seinen runden Wangen ausgebreitet.
»Ich glaube, dass du Recht hast! Wir müssen diese … Mama Vogel finden. Du und Tommy müsst morgen alles daransetzen!«
»Jawohl!«
Irene salutierte im Scherz vor ihrem Chef, was dieser jedoch nicht einmal bemerkte. Er hatte sich bereits an Tommy gewandt.
»Was hast du heute gemacht?«
»Ich sollte doch Birgitta dabei helfen, Pontus zu verhören. Da er in Borås war, habe ich mich zu Hans und Fredrik gesellt. Wir haben die Mietshäuser und Einfamilienhäuser rund um die Löwander-Klinik abgegrast. Niemand hat an diesem unglücksseligen Abend beziehungsweise in dieser Nacht etwas gesehen. Der Einzige ist ein Hundebesitzer, der sich daran erinnert, dass sich sein Köter etwas sonderbar aufführte, als sie hinter dem Park der Löwander-Klinik vorbeikamen. Das war etwa um halb zwölf Uhr nachts. Der Hund ist ein großer Schäferhund. Der Park, der zum Krankenhaus gehört, fällt nach Süden zu einem breiten Bach hin ab und wird nach Westen von einem kleinen Wäldchen begrenzt. Der Hundebesitzer hat seinen
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