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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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gehängt, und die war Dienstagmorgen verschwunden.«
    Was darauf hindeutete, dass sich Mama Vogel in der Mordnacht wirklich in dem Schuppen aufgehalten hatte. Irene hatte das Gefühl, dass es immer wichtiger wurde, sie ausfindig zu machen.
    »Wie ist Mama Vogel gekleidet und wie sieht sie aus?«
    Bengtsson dachte lange nach, ehe er antwortete:
    »Tja … es ist schwer, etwas über ihr Alter zu sagen. Vielleicht ist sie einige Jahre jünger als ich. Klein und mager. Obwohl es schwer auszumachen ist, wie sie eigentlich aussieht. Sie trägt einen zu großen Herrenmantel. Auf dem Kopf hat sie eine gestrickte Mütze … Ich glaube, die ist rosa. Sie zieht sie über die Ohren und in die Augen. Vom Gesicht ist nicht viel zu sehen.«
    »Welche Farbe hat der Mantel?«
    »Weiß nicht. Dunkel. Braun oder grau. Sie hat ihn mit einer Schnur zusammengebunden. An den Füßen hat sie riesige Turnschuhe, in die sie eine Menge Zeitungspapier gestopft hat.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein … doch … sie hat fast keine Zähne mehr.«
    Tommy und Irene dankten für den Kaffee und erhoben sich. Als sie auf den Kellerkorridor traten, blieb Irene vor der Tür stehen, auf der »Elektrozentrale« stand.
    »Haben die Männer von der Spurensicherung den ganzen Keller durchsucht?«, fragte sie.
    »Ja. Aber man hat nichts weiter gefunden. Den Aufzug haben sie ebenfalls unter die Lupe genommen. Malm glaubt, dass sie auf der Intensivstation getötet worden ist, auch wenn keine entsprechenden Spuren gefunden wurden. Sie muss dem Mörder die Tür geöffnet haben, da nur innen eine Klinke ist. Das bedeutet, dass sie den Mörder gekannt hat.«
    »Wenn der Mörder nicht einen Schlüssel hatte.«
    »Das ist eine Möglichkeit. Als der Strom ausfiel, haben Dr. Löwander und die alte Nachtschwester offenbar für so viel Unordnung gesorgt, dass keine verwertbaren Spuren mehr vorhanden sind. Sie haben sogar Sachen umgeworfen und so. Die junge Intensivschwester hat das schlimmste Durcheinander am nächsten Morgen wieder aufgeräumt.«
    »Anna-Karin. Die Schwester, die Marianne kannte und mit Linda befreundet ist.«
    Wieder hatte Irene das Gefühl, dass Anna-Karin mehr wusste, als sie gesagt hatte. Aber das war nur so ein Gefühl und nichts, womit sich die junge Krankenschwester unter Druck setzen lassen würde. Außerdem war Irene mit der älteren verabredet. Sie wandte sich an Tommy und sagte:
    »Ich gehe rauf auf die Station. Schwester Ellen hat versprochen, sich meine Kratzwunden anzuschauen.«
    »Okay. Ich sehe mich im Gelände um und erkundige mich nach Mama Vogel.«
     
    Irene ging die Treppen hinauf zur Station. Im Schwesternzimmer traf sie ihren Chef in gemütlicher Runde mit Ellen Karlsson an. Sie lachten beide über einen Witz. Schon lange hatte sie den Kommissar nicht mehr so herzhaft lachen hören. Als er seine Inspektorin in der Tür stehen sah, verstummte er abrupt. Er verfärbte sich etwas und wirkte ertappt. Wie ein kleiner Junge, der etwas Unerlaubtes getan hat, dachte Irene. Aber so war es ja auch, oder nicht?
    Schwester Ellen folgte Anderssons Blick. Sie drehte sich auf dem Schreibtischstuhl um.
    »Hallo! Wie geht es mit den Kratzwunden?«
    »Danke, gut. Solange ich nicht lachen muss.«
    »Ich schaue sie mir an. Kommen Sie mit ins Untersuchungszimmer.«
    Sie ging durch die Tür voraus. Irene folgte ihr. Ehe sie verschwand, warf sie ihrem Chef noch einen Blick zu, den dieser erstaunlicherweise äußerst schlecht gelaunt erwiderte. Also doch erwischt.
    Die Schwester suchte alles hervor, was sie brauchte, um Irenes Blessuren neu zu verbinden. Sie legte sterile Kochsalzlösung, Kompressen, hautschonendes Pflaster und eine Pinzette auf einen Wagen, während sie Belanglosigkeiten erzählte.
    »Heute ist es ziemlich ruhig. Dr. Bünzler ist mit seinen Kindern und Enkeln auf seine Hütte in Sälen gefahren. Und der Anästhesist Dr. Henriksson ist ebenfalls in die Skiferien abgedampft. Nur Dr. Löwander operiert. Aber einzig kleine ambulante Sachen mit Lokalanästhesie. Dann ist hier auch nicht so ein Durcheinander.«
    Sie verstummte und sagte dann mit besorgter Stimme: »Sie haben nichts Neues über Linda herausgefunden?«
    »Nein. Sie ist immer noch spurlos verschwunden.«
    »Das ist unfassbar! Erst wird Marianne ermordet und dann verschwindet Linda!«
    »Ja, das ist merkwürdig. Haben Sie gestern den Artikel in der Zeitung gelesen über die Frau, die Schwester Tekla gesehen hat?«
    »Ja. Wer war das?«
    »Es scheint sich um eine Obdachlose zu handeln,

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