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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geheimdienst. Dort rufst du an, wenn ich länger als eine halbe Stunde brauche. Gerate nicht voreilig in Panik, du weißt, dass hier alles länger dauern kann. Wir werden auf jeden Fall in ernste Schwierigkeiten geraten, wenn du dort anrufst. Du musst dann sofort in die Botschaft fahren und dort bleiben.« William kniff die Augen zusammen. »Steig mit mir aus, und stell dich neben das Taxi. Halte deine Augen offen.«
    Er nickte und räusperte sich seine Scham von den Stimmbändern. Sofi wartete nicht ab, bis er etwas erwidern konnte, und stieg aus dem Wagen. Langsam schlenderte sie auf den Häuserblock zu. Sanfter Wind durchfuhr den Stoff ihrer Kleider und ließ eine Palme mit ihren Blättern rascheln. Die Schwere in ihr wurde weg getragen, obwohl sie mit dem Ge genteil gerech net hatte. Sie drückte die Zunge gegen den Gaumen, um ruhiger zu atmen.
    In der Straße reihten sich flache Mehrfamilienhäuser aneinander, umgeben von bräun lichem Rasen mit vie len Kahlstellen. Die größeren Vill en standen einige Blocks von hier entfernt. Sofi sprach zwei Mädchen an, die auf dem Rasen spielten. Das ältere Mädchen war um die zwölf und erwies sich leider als schüchtern. Die Kinder waren hier anders als in der Innenstadt. Aber es kannte die Adresse und deutete auf eines der Häuser, dessen Fassade ocker leuchtete. Sofi betrat das Treppenhaus, zu ihrem Erstaunen roch es darin nach Papier. Darunter lag die typische Kairener Schärfe, die die Mischung aus Putzmitteln und dem Blei der Auto ab ga se erzeugte.
    Auf der Treppe in den zweiten Stock machte sie sich Gedanken darüber, ob sie hier wohnen könnte. Oben klingelte sie an der Tür. Es gab nur diese eine. Dahinter war es still. Nach einer halben Minute öffnete sie sich mit einem schleifenden Geräusch. Eine Frau mit sehr dunkler Haut blinzelte durch den Türspalt. Nicht arabischstämmig, schoss es Sofi durch den Kopf. Hinter dem dunkl en Gesicht lag ein düsterer Flur, in dem sie nichts erkennen konnte. Der Kopf der Frau und der Hintergrund verschmol zen mit ei nander. »Pitasun?«, fragte die Frau.
    Es klang sehr undeutlich. Sofi erkannte Peterssons Namen erst mit einiger Verzögerung wieder. Sie nickte. Die Frau wies sie auf Arabisch an zu warten und lehnte die Tür an. Sofi wartete, es kam ihr vor wie eine halbe Minute. Das Arabisch der Frau hatte gebrochen geklungen, soweit sie das beur tei len konnte. Statt der typischen Kehllaute hatte Sofi Knacklaute gehört. War das Berberisch? Sie hoffte auf Äthiopisch. Dann riss die Frau die Tür auf und stemmte Sofi einen Rucksack entgegen, hinter dessen Größe sie ganz verschwand. Mit solchen Rucksäcken stie gen Tou ris ten in die Berge oder umrunde ten die Welt. Sofi sah, dass er rot war, und zuckte zusammen. Sie umschlang den Rucksack, den die Frau gegen ihre Brust drückte. Er war viel leichler, als Sofi erwarlet hatte. Die Frau nickte fragend. Sofi nickte auch, wusste nicht, was von ihr erwartet wurde. Dann schloss die Frau die Tür. Sofi hielt den Atem an und wandte sich zum Gehen. Sie lief die Treppen hinab, ohne das Gewicht des Rucksacks wirklich zu spüren. Draußen durchzuckte sie die Erleichterung wie ein Stromstoß, fast beschwingt schwebte sie über den Rasen.
    William lehnte wie befohlen hinter dem Taxi an einer Mauer. Sie überquerte die Straße und winkte unauffällig, dass er einsteigen solle. Am Wagen öffnete sie die Hintertür und hievte den Rucksack und sich selbst hinein.
    »Wir fahren zurück nach Zamalek«, rief sie nach vorne, und das Taxi startete.
    Sofi strich sich eine Fliege vom Unterarm und spürte dabei, wie nassgeschwitzt sie war. Sie sprachen nicht miteinander, aber sie bemerkte, dass Williams Blick auf ihr ruhte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal so glücklich gewesen war. Nichts ist schöner, als mut ig gewesen zu sein. Wenn er nicht so schwach ge wesen oder sie al lein her ge kom men wäre, hätte sie sich vielleicht nicht getraut. Seine Schwäche hatte sie stark gemacht. Ihr Mund war ganz trocken. Durch den Fahrtwind fühlte sich ihre Haut kühl und wund an.
    Das Tel efon summte, als sie Maadi gerade verl assen hatten. Es war auf Vibrationsalarm gestellt. Sie zog es hervor und sah auf die Anzeige. Es war Kjell.
    »Ihr müsst die Aktion abbrechen, es gibt neue Erkenntnisse. Ihr dürft auf keinen Fall zu dieser Adresse.«
    »Wir kommen gerade von dort.«
    Die Antwort ließ einige Sekunden auf sich warten.
    »Und?«
    »Ich habe einen Rucksack bekommen. Er ist

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