Der Zweite Tod
nach Kungsholmen hatten seine Gedanken in Schwung gebracht, aber von einer Eingebung konnte nicht die Rede sein. Als er das Büro betrat, wartete Barbro mit einer Überraschung auf ihn.
»Petersson hat wirklicheine Lieferung erhalten. Der Paketdienst heißt
Transglobal
und ist auf den internationalen Versand von Dokumenten spezialisiert. Peterssons Kuvert wog 340 Gramm und wurde um 0 Uhr 48 zugestellt. Die Unterschrift ist von Mari. Und nun kommt es! Der Absender ist unser Kontaktmann in Maadi in Kairo,
Herr Ahmed Fayed.
Der Name ist sicher falsch. In Schweden hieße er Sven Svensson.«
»Das ist allerdings eine Über ra schung.«
»Nein. Eine Überraschung ist, dass Fayed das Paket in Madrid und nicht in Kairo aufgegeben hat.«
Mari klagte über Magenschmerzen. Sie war noch blasser als sonst und roch aus dem Mund. Kjell besorgte ihr Hennings Magentropfen aus seinem Büro und träufelte zehn Tropfen davon in ein Glas mit warmem Leitungswasser.
Kjell hatte das Strafgesetzbuch in den Verhörraum mitgebracht, das er ihr nach ei ner kurzen Einweisung zum ständigen Gebrauch auslei hen wollte.
»Ich schlage mal eine bel iebige Stelle auf«, sagte er und begann laut zu lesen. »Zweit er Abschnitt, dritt es Kapit el. Über Verbrechen gegen Leben und Gesundheit. Na, das passt ja! Paragraph eins. Wer einen anderen seines Lebens beraubt, wird für Mord zu zehn Jahren oder auf Lebenszeit verurteilt.«
Mari verzog das Gesicht. Er war sich nicht sicher, ob sein Vortrag gelang, oder ob das noch der Geschmack der Magentropfen war.
»Für diesen Fall würde ich dir auch noch diese schöne Ausgabe von Diodor dazu mitgeben.« Sein Zeigefinger fuhr zum nächst en Paragraphen. »Es gibt hier noch veranl asst en Mord und mildernde Umstände für sechs bis zehn Jahre.«
Mari starrte ihn an und biss sich auf die Lippen.
»Kör per ver let zung, zwei Jahre, und Kör per ver let zung mit Todesfolge, ein bis zehn Jahre. Und da sind wir auch schon beim Punkt, Mari. Ich hoffe, du weißt den dramatischen Aufbau meiner Voransprache zu würdigen. Und jetzt denkst du gut nach. Wie es aussieht, musst du dich nämlich selbst entlasten. Dafür stehen die Aussichten gar nicht schlecht.«
Mari nickte gequält und trank ihre Medizin aus.
»Kannst du dich etwas genauer an die Papiere eri nnern?«, legte er nach.
Sie ließ sich, angewidert vom bitteren Geschmack, zurücksinken. Dann nickte sie. »Das war ein ganzer Stapel, einen halben Zent imet er dick viell eicht. Viel es war auf Arabisch, aber der Frachtbrief war auf Englisch. Und dann noch ein längerer Text, aber davon habe ich nichts gelesen.«
»Was wurde da geliefert?«
»Ich hab nicht draufgeschaut.«
»Hast du da rauf et was an de res er kannt? Ei nen Ab sen der oder ei nen Empfän ger?«
»Das wa ren immer irgendwel che nor ma len Na men. Von Personen oder Firmen in Spanien oder England.«
Das war einer dieser Momente, wo Kjell um seine Fassung rang. Warum hatte sie nicht wenigst ens einmal genauer hingeschaut? Mari ließ sogar Linda wie einen Amateur aussehen. »Soll ich nochmal vorlesen?« Er deutete auf das Buch.
»Manchmal kamen auch andere Dokumente, aber nicht mit dem Kurier, sondern hier aus Stockholm. Ich weiß nicht, wie. Es war irgendet was mit S und N. SHF oder SNF glaube ich. SNCF oder so.«
»So heißt aber die französische Bahn, mit der du gereist bist, Mari. So wie in Schweden die SF.«
»Drei! Drei Buchstaben. S, N, F oder C.«
Er notierte. »Und sonst? Was hast du von seinem Leben mitbekommen? Hatte er Geschäftsfreunde oder private?«
»Damit hatte ich nie zu tun. Nur einmal, da waren wir in dem Sommerhaus. Der Mann hieß Kenneth. Das war im Norden, Norrtälje.«
»Wie lange ist das her?«
»Das war erst im August. Als diese Stürme waren.«
»Findest du dahin?«
Sie zuckte mit den Schultern.
Mari kehrte in die Arrestzelle zurück, wo sie sich von ihren Magenschmerzen er ho len konnte. Kjell und Bar bro lie ßen sich im Besprechungsraum enttäuscht auf den Stühlen nieder.
»Du bist genervt von ihr, oder?«, sagte Barbro irgendwann.
»Nach so was wie ihr kannst du lange suchen!«
»Führ dir mal vor Augen, wie es zwischen den beiden ausgesehen hat! Der hat sie be stimmt nicht ein geweiht. Wahrschein lich hat er es nur mit ihr getrieben.«
Er stand jäh auf.
»Entschuldigung«, rief Barbro. »Das sollte keine Anspielung sein.«
Er füllte ein Glas mit Leitungswasser und trank es in einem Zug leer.
Barbro blätterte in der Akte. »War Sofi
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