Der zweite Weltkrieg
Wille, das Weltjudentum und seine Macht in ihren Wurzeln auszurotten“, also Hitlers ideologisches Hauptmotiv, sei dafür ausschlaggebend gewesen, dass Churchill ein Übereinkommen mit ihm ablehnte. Und im September 1941 monologisierte er über imperialistische Aspekte seiner Strategie: Der „Ostraum“ sei Deutschlands „Indien“. Dort lockten Bodenschätze, Nahrungsmittel und die „geborene Sklaven-Masse“ der „Slawen“, sein Besitz verschaffe Autarkie, mache Europa zum „blockadefestesten Raum“, entscheide den „Kampf um die Hegemonie in der Welt“.
All das entsprach Hitlers Programm und Vernichtungsbesessenheit gegenüber den Juden, was er am 25. Oktober 1941 in seinem Hauptquartier einmal mehr bekundete. In der Sowjetunion könne man jene „Verbrecherrasse“ in den „Morast schicken“, also „ausrotten“ – wie er es am 30. Januar 1939 im Reichstag „prophezeite“ und später wiederholt verkündete.
Zudem bot der Osten ab Juni 1941 eine Alternative zum Madagaskar-Projekt, das im Sommer 1940, als England den Krieg fortsetzte, undurchführbar geworden war. Geplant hatten SS und Auswärtiges Amt ein polizeistaatlich organisiertes gigantisches Ghetto, ein Megakonzentrationslager für rund vier Millionen nach Madagaskar zu deportierende und dort streng zu isolierende Juden. Das Regime hätte sie mittelfristig beliebig als Faustpfand gegenüber den Vereinigten Staaten zu benutzen vermocht. Ihre auf lange Sicht wohl bezweckte, in den Planungsunterlagen jedoch nicht ausformulierte Vernichtung durch Arbeit, Klima und Hunger hätte sich methodisch, nicht aber im Hinblick auf die mörderische Absicht von dem unterschieden, was seit dem September 1939 in Europa geschah und ab Juni 1941 eine grauenvolle Ausweitung erfuhr.
2. Großbritannien in der deutschen Strategie
Die Reichsführung, die den Zweifrontenkrieg vermeiden wollte, beabsichtigte, London vor Beginn des Ostkriegs doch noch zum Nachgeben zu bewegen. Um entsprechenden Druck auszuüben, boten sich an: Zufuhrkrieg sowie Belagerung Großbritanniens durch See- und Luftstreitkräfte, Bombardieren von Rüstungsbetrieben und Ballungsgebieten, Invasion in Südengland, Wegnahme Gibraltars sowie Beteiligung an einer italienischen Offensive gegen Ägypten. Erörtert wurde ferner ein antibritischer Kontinentalblock, der sich maximal – Moskau eingeschlossen – von Madrid bis Tokyo erstrecken sollte.
Die seit Mitte Juli vorbereitete „Landungsoperation gegen England“, Unternehmen „Seelöwe“, hätte die Wehrmacht überfordert. Hitler akzeptierte das Ende des Monats, die Operation entfiel also nicht erst, als im September der Verlust der Luftschlacht über der Insel feststand.
Eine Beteiligung deutscher Truppen an den Kämpfen in Nordafrika oder an Operationen gegen Gibraltar scheiterte 1940 an der ablehnenden Haltung Roms und Madrids.
Der mit Überwassereinheiten, U-Booten sowie Flugzeugen geführte Zufuhrkrieg erwies sich für die Briten als besondersgefährlich. Doch am Ende vermochte auch er das Vereinigte Königreich, das 1939 über eine gewaltige Handelsflotte mit knapp 18 Millionen Bruttoregistertonnen verfügte, nicht in die Knie zu zwingen, obgleich die Verluste an britischem (ab Dezember 1941 alliiertem) Handelsschiffsraum die Neubauten bis Juli 1942 übertrafen. Um eine bessere Geleitsicherung zu erreichen, bekam London am 4. September 1940 für Stützpunkte in der Karibik 50 alte US-Zerstörer. Im Ganzen siegten Briten und Amerikaner, die auf Konvoischutz und Seeblockade setzten, in der Atlantikschlacht vor allem aufgrund der Perfektionierung technischer Entwicklungen wie Radar und Sonar, der Luftherrschaft, ihrer leistungsstarken Werftindustrie sowie der sehr wirksamen Entschlüsselung gegnerischer Funksprüche.
Großbritannien gelang es im Mai 1940, in den Funkverkehr der Luftwaffe und ein Jahr später in den der Kriegsmarine einzubrechen. London verfügte daraufhin in aller Regel rechtzeitig über wertvollste Informationen hinsichtlich der deutschen Land-, Luft- und Seekriegführung, die es gestatteten, das im Krieg operativ oft entscheidende Überraschungsmoment zu nutzen. Die Mitarbeiter des dafür zuständigen (ULTRA genannten) besonderen Nachrichtendienstes, in dem die Briten militärische Funksprüche der Deutschen sowie Italiener, die Amerikaner (nach dem Kriegseintritt) die der Japaner dechiffrierten, beeinflussten durch ihre Arbeit, gemeinsam mit MAGIC (so lautete der Deckname für die ab September 1940
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