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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Schreiber
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6. April 1941 überrannten deutsche Truppen Jugoslawien und Griechenland, was Stalin tief beeindruckte und von der Überlegenheit der Wehrmacht gegenüber den eigenen Streitkräften überzeugte. Er wollte daher, um Zeit zu gewinnen, Hitler durch Umarmung besänftigen. Stalin tat das, obwohl er von den deutschen Absichten und dem im Spätsommer 1940 begonnenen Ostaufmarsch des Heeres wusste. Letzterer wurde zunächst als politischer Erpressungsversuch fehlgedeutet. Wie immer, im Kontext der Entwicklung auf dem Balkan kam es zum sowjetisch-japanischen Neutralitätspakt (13.4.41), der Tokyo Rückenfreiheit bei seiner Südexpansion garantierte und selbst für den Fall, dass die Sowjetunion die Seite wechselte, Vorteile brachte. Diese wiederum bekam eine sichere Ostgrenze, was Stalins Handlungsspielraum erweiterte. Und ganz unmittelbar sollte der Pakt Hitler signalisieren, dass der Kreml dazu neigte, die von Ribbentrop im November 1940 gegenüber Molotov entworfene außenpolitische Grundlinie zu beziehen: Beitritt zum Dreimächtepakt eingeschlossen. Doch all das gründete auf mindestens zwei Fehleinschätzungen.
    Zum einen schloss Stalin aus Geheimdienstmeldungen auf einen Gegensatz innerhalb der Reichsführung. Er vermutete, dass kriegslüsterne Militärs beabsichtigten, Hitler und Ribbentrop, an sich für Verhandlungen aufgeschlossen, in einen bewaffneten Konflikt mit der Sowjetunion zu treiben. Das war ein von ihm nie eingestandener Irrtum, der sein bis zuletzt realitätsblindes Verhalten teilweise erklären dürfte. Zum anderen nahm er an, dass Hitler seine Ziele nicht zu erreichen vermochte, sofern sich Deutschland und Großbritannien in einem Abnutzungskrieg erschöpften. Stalin hielt damit an seinem Kalkül aus dem Jahr 1939 fest. Die Gefährdung durch das Dritte Reich erledigte sich aus solcher Sicht von selbst.Deshalb setzte er unbeirrt auf den Faktor Zeit und beharrte bis zum Tag des deutschen Überfalls auf seiner Besänftigungspolitik. Hitler durfte in keiner Weise herausgefordert werden. Praktisch taten die Sowjets alles, um die Deutschen zufrieden zu stellen. Auch die Warenlieferungen erfolgten mittlerweile pünktlichst, obgleich die deutschen Gegenleistungen seit Herbst 1940 – eine Folge der Vorbereitung auf den Ostfeldzug – hinter dem vereinbarten Volumen zurückblieben.
    Was jedoch den japanisch-sowjetischen Neutralitätspakt betrifft, so zeigte sein Zustandekommen unter anderem, dass es zwischen Deutschland und Japan keine abgestimmte und ehrliche Bündnispolitik gab. In seiner Weisung Nr. 24 vom 5. März 1941 über die „Zusammenarbeit mit Japan“ verfügte Hitler ausdrücklich, dass den „Japanern gegenüber keinerlei Andeutung“ über das „Barbarossa-Unternehmen“ gemacht werden dürfe. Tatsächlich schloss Tokyo den Vertrag vom 13. April in Unkenntnis der deutschen Angriffsabsichten. Berlin wiederum überraschte der japanische Schritt, da sich Tokyos Außenminister Yosuke Matsuoka, der am 27. März und 4. April 1941 Gespräche in der Reichshauptstadt führte, darüber ausgeschwiegen hatte.
    Ansonsten aber fügte sich der Pakt durchaus in Hitlers Strategie ein, sah doch die deutsche Planung vor, dass die Japaner baldmöglichst in Ostasien in Richtung Süden vorgingen, mit dem in der Weisung Nr. 24 genannten Ziel: „England rasch niederzuzwingen und USA dadurch aus dem Kriege herauszuhalten“. Was die Deutschen nicht wussten, die Japaner unterstellten, dass die Vereinigten Staaten und Großbritannien nicht zu trennen seien. Hingegen besaß die Reichsführung Kenntnis von sie beunruhigenden inoffiziellen und offiziellen amerikanisch-japanischen Geheimverhandlungen. Diese konnten, falls der Interessenausgleich gelang, das uneingeschränkte Engagement der Vereinigten Staaten im atlantischen Raum zur Folge haben.
    Das amtliche Washington bewertete den Neutralitätspakt zutreffend als Versuch, dem Kaiserreich Rückenfreiheit für die Südexpansion zu verschaffen. Vor dem Hintergrund seinerAbschreckungspolitik verlautbarte der Präsident deshalb, dass China Leih-Pacht-Hilfe erhalten werde. Das geschah ab Mai 1941. Parallel hierzu übergab Außenminister Cordell Hull Japans Botschafter Kichisaburo Nomura „vier Prinzipien“, deren Akzeptierung die Grundlage für die Neugestaltung der beiderseitigen Beziehungen bilden sollte. Im Einzelnen forderte die amerikanische Regierung: Respekt gegenüber der Souveränität und territorialen Integrität aller Länder; die Nichteinmischung in

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