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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Schreiber
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ihnen willkommen gewesen. Und einigen ihrer japanischen Kollegen war klar, dass sie die Vereinigten Staaten nicht im Frontalangriff niederzuringen vermochten. Es gab in Tokyo durchaus warnende Stimmen – und das mit Recht. Denn die Siegeshoffnungen der Falken beruhten auf der optimistischen Annahme, dass gewaltigen japanischen Anfangserfolgen eine Art Pattsituation folgte, in der es dann zu Friedensverhandlungen sowie der Anerkennung der Eroberungen kommen würde. Eingedenk der Gegnerkoalition und ihrer globalstrategischen Möglichkeiten bedeutete das ein ziemlich gewagtes Spiel. Es sollte, als sich eine Verbindungskonferenz am 1. November einmal mehr für den Krieg entschieden hatte, Anfang Dezember eröffnet werden. Weniger als vier Wochen vorher trafen sich amerikanische und japanische Diplomaten zu einer weiteren Gesprächsrunde, um das Ausgleichsproblem erneut auszuloten und den Frieden doch noch zu bewahren. Den entscheidenden Personen im Kaiserreich lag zu jenem Zeitpunkt freilich einzig und allein daran, durch Täuschung der Amerikaner die japanische Ausgangsposition für den Krieg zu verbessern!
    Tokyo konfrontierte Washington mit zwei Vorschlägen. Der erste erschien völlig inakzeptabel, doch der zweite stieß nicht nur auf Ablehnung. Er lief darauf hinaus, sich zunächst über einen modus vivendi zu verständigen, um später den Interessenausgleich zu verwirklichen. Eine Überlegung, die Washington, das durch MAGIC mehr wusste als die Japaner ahnten, am Ende verwarf, weil
White House
davon ausging, dass Nippon sich längst für den Krieg entschieden habe. Zudem protestierte Chiang Kaishek, der, von Churchill unterstützt, befürchtete, dass ein solcher Lösungsansatz China benachteiligte.
    Roosevelt entschloss sich nunmehr zum Befreiungsschlag. Er präsentierte der kaiserlichen Regierung Forderungen, die keine Ausflüchte gestatteten: Rückzug der Truppen aus Chinasowie Indochina, Anerkennung der Regierung Chiang Kaisheks und Abschluss eines amerikanisch-japanischen Abkommens, das bei inhaltlichen Kollisionen gegenüber dem Dreimächtepakt als vorrangig angesehen werden müsse. Mit dem Verlangen, sich aus China zurückzuziehen, wo die Japaner den uneingeschränkten Sieg anstrebten, stellte der Präsident die „Gretchenfrage“. Tokyo empfand das als Provokation und befahl den Überfall auf den Flottenstützpunkt Pearl Harbor.
    Auch für Ostasien gibt es keine Kriegsschuldfrage. Roosevelts ab und zu kompromisslose Politik bezweckte weder den Krieg, noch wollte sie Japan etwas wegnehmen. Seine Führung sollte lediglich zurückgeben, was sie anderen geraubt hatte – keine unbillige Forderung an einen selbstgerechten Aggressor.
4. Pearl Harbor – der Beginn des Weltkriegs
    Die Verhandlungen in Washington dauern noch an, als im November ein japanischer Flottenverband, zu dem sechs Flugzeugträger gehören, Kurs auf das 6800 km entfernte Hawaii nimmt. 370 km nördlich der Insel starten in den Morgenstunden des 7. Dezember die Flugzeuge: Ziel Pearl Harbor. Die Angreifer erleiden unerhebliche Verluste, während die Amerikaner am Ende des Tages 2403 tote sowie 1178 verwundete Zivilisten und Soldaten beklagen. 164 Flugzeuge gelten als zerstört, 128 als beschädigt. Von 70 im Hafen befindlichen Kriegs- und Hilfsschiffen liegen sechs Schlachtschiffe, drei Zerstörer sowie ein Minenleger in seichtem Wasser auf Grund.
    Bis auf zwei Schlachtschiffe traten sie – wie die getroffenen, aber nicht gesunkenen Einheiten – schon im Krieg wieder in Dienst. Die drei in See stehenden großen Flugzeugträger und die sie begleitenden Schweren Kreuzer blieben zwar intakt, da jedoch der Konflikt im Pazifik mehr als anderswo ein Seekrieg gewesen ist, befanden sich die Alliierten nach der Versenkung der amerikanischen und zweier britischer Schlachtschiffe (10.12.) Ende 1941 in einer schwierigen Lage.
    Pearl Harbor schockierte die Amerikaner. Es gab sieben Untersuchungsverfahren zur Klärung der Verantwortlichkeit. Gerüchte und Verdächtigungen unterstellten, dass Roosevelt den angeblich erkannten Überfall zugelassen habe, um das Land in den Krieg führen zu können. Hierfür gibt es bis heute keinen überzeugenden Beweis. Die Aggression traf die amerikanische Führung offenkundig unvorbereitet. Dass die Überraschung bei einer sorgfältigeren Lageanalyse eventuell zu vermeiden gewesen wäre, ist etwas ganz anderes. Als entscheidend erwies sich jedenfalls, dass die Militärs einen Luftangriff gegen die Basis nicht

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