Der zweite Weltkrieg

Krieg fortsetzen werde. Dessenungeachtet befahl Hitler, in dem verbündeten Land einen Staatsstreich durchzuführen. Das beabsichtigte Banditenstück, das an der schnellen Reaktion in Rom scheiterte, verbietet es, in Bezug auf den italienischen Kriegsaustritt im September 1943 von Verrat zu sprechen. Im Süden gab es nur einen
Verrat –
den deutschen.
    Anfang August stellte sich die Lage der Verteidiger auf Sizilien als hoffnungslos dar, sie mussten die Insel räumen. Circa40.000 Deutsche – mit schweren Waffen, Munition, Fahrzeugen, Gerät und Ausrüstung – sowie 62.000 Italiener setzten bis zum 17. August auf das Festland über. Rund 13.500 Soldaten der Wehrmacht und 32.500 der königlichen Streitkräfte, meist Verwundete, konnten vorher evakuiert werden. Es blieben zurück – 177.000 Tote, Vermisste und Gefangene.
    Eisenhowers Sieg, der 20.000 Verluste kostete, belasteten zwei Massaker, die Soldaten der amerikanischen 45. Division bei Biscari an 74 italienischen und zwei deutschen Kriegsgefangenen verübten. Mitverantwortung trug der Oberbefehlshaber der 7. Armee, General George S. Patton. 1944, als dieser in Frankreich die 3. Armee befehligte, forderte er erneut dazu auf, keine Gefangenen zu machen. In Europa ein Einzelfall? Mitnichten! Männer der 5. Gebirgsdivision brachten mit Wissen ihrer Vorgesetzten im April 1944 südlich von Rom 24 alliierte Kriegsgefangene um. Im Dezember 1944 erschossen Angehörige der Waffen-SS bei Malmédy außer belgischen Zivilisten 86 amerikanische Gefangene. Es kam, gemäß Hitlers Befehl vom 18. Oktober 1942, zur Tötung der bei „Kommandounternehmungen“ ergriffenen Militärs. Und wie erwähnt ermordeten deutsche Uniformträger tausende kriegsgefangene Italiener.
    Der Verlauf der sizilianischen Operationen ermutigte die Alliierten, das Festland anzugreifen. Am 3. September, als die Regierung Badoglio in Cassibile (Sizilien) mit Briten und Amerikanern den Waffenstillstand unterschrieb, gingen zwei Divisionen der britischen 8. Armee an Kalabriens Südwestküste an Land (Unternehmen „Baytown“). Nach Bekanntgabe des Kriegsaustritts am 8. landete am 9. September eine britische Division bei Tarent (Unternehmen „Slapstick“); und vier amerikanische sowie zwei britische Divisionen samt kleineren Einheiten führten unter dem Oberbefehl von General Mark Wayne Clark (amerikanische 5. Armee) bei Salerno die seit längerem geplante Landungsoperation „Avalanche“ durch – sie stand bis Mitte September auf des Messers Schneide.
    Für die deutschen Absichten erwies es sich als günstig, dass Italiens Führung den Kriegsaustritt dilettantisch vorbereiteteund ihre Soldaten in den entscheidenden ersten 24 Stunden führungslos dem Chaos überließ. Wichtigste Offiziere flohen mit König Vittorio Emanuele III. und Marschall Badoglio am 9. September aus Rom in von alliierten Truppen besetztes süditalienisches Gebiet. Erst am 11. September erklärte die Regierung die Deutschen zu Feinden. Offizieller Kriegszustand herrschte ab dem 13. Oktober 1943.
    Die Wehrmacht hatte ihre Gegenmaßnahmen (Fall „Achse“) genau geplant und die Eingreifverbände, unbeeindruckt von italienischen Protesten, entsprechend disloziert. In Südfrankreich, Italien sowie auf dem Balkan hielten sich 600.000 Mann bereit, die königlichen Streitkräfte zu entwaffnen und die von ihnen gehaltenen Territorien zu besetzen. Das gelang, angesichts der riesigen Beute ließe sich sarkastisch vom letzten Sieg der Wehrmacht sprechen. Ferner befreiten Fallschirmjäger am 12. September Mussolini, der danach – wissend, dass die Nazis Italiens nationale Deklassierung betrieben – als Chef der Marionettenregierung des Satellitenstaats „Repubblica Sociale Italiana“ agierte. Der „Duce“ erleichterte Hitlers Handlangern die kriegswichtige wirtschaftliche Ausbeutung von Norditalien und die Besatzungsherrschaft insgesamt.
    Das Wesen der deutschen Okkupation wird plastisch, wenn man sich vergegenwärtigt, dass, abgesehen von den Verlusten der Partisanen und „mitkriegführenden“ regulären Soldaten sowie den durch Kriegseinwirkung gestorbenen Menschen, vom Kriegsaustritt 1943 bis zum Ende des Kriegs 1945 täglich mehr als 160 italienische Staatsbürger umkamen. Darunter befanden sich viele jüdischer Abstammung. Sie alle verloren ihr Leben durch deutsche Hand, sei es auf direkte oder indirekte Weise: Kinder, Frauen und Männer jeglichen Alters, politische Deportierte, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.