Der zweite Weltkrieg
Zu letzteren gehörten unter anderen die Militärinternierten. So hießen die nach dem 8. September 1943 entwaffneten und gefangen genommenen Soldaten, denen das Regime den Status als Kriegsgefangene im Sinne der Genfer Konvention vom 27. Juli 1929 verweigerte. Über 500.000 von ihnen schufteten als rechtlose, Hunger leidende, körperlich geschwächte und,weil medizinisch unterversorgt, gesundheitlich hoch gefährdete Arbeitssklaven in der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft.
Wie in anderen besetzten Ländern spielten Deutsche in Italien im Umgang mit der als rassisch minderwertig angesehenen Zivilbevölkerung die Rolle der Herrenmenschen – ohne Respekt gegenüber nichtdeutschem Leben, unschlagbar bei jedweder Art von Ausbeutung, Repression und Grausamkeit.
In der Tat begann nach der Entscheidungsschlacht von Salerno ein zerstörerischer, für die Bevölkerung, unter der Hitlers Truppen bei ihrem Rückzug eine breite Blutspur hinterließen, sehr schmerzvoller Krieg. In seinem Verlauf drängten die amerikanische 5. und die britische 8. Armee die Deutschen, seit November 1943 im Wesentlichen die Heeresgruppe C unter Generalfeldmarschall Albert Kesselring mit der 10. und 14. Armee, von einer Verteidigungslinie auf die andere in Richtung Norden zurück. Nach Salerno kam es: zu Schlachten am Volturno, Sangro, Garigliano, Rapido und Liri; zum Ringen um Cassino sowie den Landekopf von Anzio-Nettuno; zu den Kämpfen im Raum von Rom (am 4. Juni 1944 befreit), bei Piombino und Chiusi; zum zähen, wegen des Kräfteverschleißes operativ mitunter kontraproduktiven Widerstand am Trasimenischen See, Arno und Tiber, im Norden von Florenz, bei Ancona, Rimini sowie Bologna; zum Stellungskampf im nördlichen Apennin und an der Adria. Schließlich folgte das Ausweichen hinter den Po.
Es handelte sich für alle Beteiligten um schwerste Kämpfe. Verluste von rund 189.000 Toten und Verwundeten auf amerikanischer, 123.500 auf britischer sowie 435.000 auf deutscher Seite sprechen für sich. Wehrmacht, SS und Polizei hatten es an der italienischen Front jedoch nicht nur mit den Alliierten zu tun, sondern darüber hinaus mit der ihnen meist feindlich gegenüberstehenden Bevölkerung und der starken „Resistenza“. Dass die Heeresgruppe C dennoch bis zuletzt der Vernichtung entging, lag vor allem in der gegnerischen Strategie begründet. Briten und Amerikaner, den Blick auf das Landungsvorhaben in der Normandie gerichtet, wollten inItalien starke deutsche Kräfte binden. Sie strebten aber keinen Sieg um jeden Preis an. Und im Übrigen war die Niederlage der nationalsozialistischen Streitkräfte auf der Apenninenhalbinsel aus ihrer Sicht nur eine Frage der Zeit. Als diese am 2. Mai 1945 kapitulierten, endete für das italienische Volk mit dem Weltkrieg zugleich ein mörderischer Bürgerkrieg.
2. Der „Große Krieg“ als strategische Einheit
In einer Lagebetrachtung vom 20. August 1943 konstatierte die Seekriegsleitung, Deutschland habe sich ab 1942 „in der großen Strategie“ vom „Hammer“ zum „Amboß“ entwickelt. Das zeigten die Einstellung des U-Boot-Kriegs, die Intensivierung und Ausweitung des strategischen Bombenkriegs, der Aufbau einer „zweiten Front“ in Italien und der Ausgang von „Zitadelle“. So lautete der Deckname der Angriffsoperation gegen den seit April 1943 bestehenden Frontbogen im Raum Kursk.
Gemäß dem Operationsbefehl Nr. 6 vom 15. April bezweckte „Zitadelle“ die Vernichtung der im „Gebiet Kursk befindlichen Feindkräfte“ (durch zwei Offensivgruppen, die von Orel nach Süden und von Belgorod nach Norden auf die Stadt operierten). Zugleich wollten die Deutschen eine kräftesparende Frontverkürzung erreichen und die „Initiative“ im „Frühjahr“ sowie „Sommer“ gewinnen, um weitere „Angriffsschläge“ zu führen. Hitler hoffte, „Zitadelle“, für ihn eine Machtdemonstration, mit der sich das Ostheer eindrucksvoll zurückmeldete, werde für die „Welt wie ein Fanal wirken“ und die Sowjets hinsichtlich einer Offensive sowie die Westmächte in Bezug auf die Landung in Frankreich irritieren. Von seinem Standpunkt aus machte eine derartige Entwicklung das
Davonkommen
möglich – darum ging es.
Ab dem 5. Juli rannten 435.000 bis 700.000 deutsche Soldaten gegen den 190 km breiten und 120 km tiefen Frontbogen an, den die Rote Armee, die von den Absichten ihres Gegners wusste, rechtzeitig zu einer sehr starken Defensivstellung ausgebaut hatte. Die nördliche
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