Der zweite Weltkrieg
der
Achse
, 130.000 Deutsche und 120.000 Italiener begaben sich in Kriegsgefangenschaft. Die Alliierten beherrschten fortan unangefochten die nordafrikanische Gegenküste, und in Europa kündigte sich die „zweite Front“ an.
Letztere bildete ein zentrales, bei den Sowjets zu Misstrauen führendes Problem in der
Grand Alliance.
Die Operation „ Torch “, auf die sich Briten und Amerikaner Ende Juli 1942 einigten, und über die Churchill einen skeptischen Stalin Mitte August 1942 in Moskau unterrichtete, bedeutete eine Zwischenlösung, die zweifellos den britischen, aber viel weniger den sowjetischen Interessen im Mittelmeerraum entsprach. Roosevelt, der sich Stalin gegenüber im Wort fühlte und den zudem die Sorge wegen eines deutsch-sowjetischen Sonderfriedens belastete, vermochte sich 1942 gegen Churchill und dessen militärische Ratgeber noch nicht durchzusetzen. Er hätte ebenso wie seine Heeresführung die „zweite Front“ in Nordfrankreich, in Form eines robusten Brückenkopfs, gerne schon 1942 eröffnet. Eine Landungsoperation im großen Stil strebten die amerikanischen Politiker und Militärs damals für das Jahr 1943 an.
Auf der Konferenz von Casablanca, Deckname „Symbol“ (14. bis 26.1.43), an der Roosevelt und Churchill sowie die Stabschefs teilnahmen, folgte man bezüglich der Kriegführung nach „Torch“ insgesamt wiederum der Mittelmeerstrategie des Premiers. Im Einzelnen wurden verbindlich vereinbart: Invasion in Sizilien 1943, wobei die Frage des Übersetzens auf das italienische Festland noch offen blieb, Landung in Nordfrankreich 1944, Ausweitung des Bombenkriegs durch amerikanische Tagangriffe gegen strategisch wichtige Ziele und Intensivierung der U-Boot-Abwehr in der Atlantikschlacht. Als direkte Folge des Kriegseintritts der Vereinigten Staaten hatte die Kriegsmarine 1942 zwar noch einmal enorme Versenkungserfolge erzielt, aber im Mai 1943 musste sie den U-Boot-Krieg im Nordatlantik wegen unerträglicher Bootsverluste abbrechen. Deutschlands U-Boot-Kriegführung steckte in einer schweren Krise, die sie bis 1945 nicht überwand. Die Ergebnisse verzweifelter Rüstungsanstrengungen und die Entwicklung von U-Booten mit verbesserten, freilich noch lange nicht ausgereiften Unterwasser-Kampf-Eigenschaften ließen Hitler im Februar 1945 dennoch annehmen, dass der von ihm und Großadmiral Dönitz erwartete neue U-Boot-Krieg die strategische Gesamtlage entscheidend verändern würde – nur konnte der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine die Probe aufs Exempel nicht mehr machen, denn das Dritte Reich kollabierte vorher.
Mit Casablanca setzte auch der Planungsprozess für die Gegenoffensive im Fernen Osten ein. Hierbei unterstellten die amerikanischen Strategen zunächst, dass die Invasion in Japan unbedingt Stützpunkte auf dem chinesischen Festland verlangte. Ein paar Wochen später, als sich Roosevelt und Churchill im Mai 1943 in Washington trafen, schlossen die Spitzenmilitärs allerdings nicht mehr aus, dass bereits die alliierte Kontrolle des westlichen Pazifik Japan zur Kapitulation zu zwingen vermöchte. Die Landung auf den japanischen Hauptinseln hätte sich dann erübrigt.
Das politisch folgenschwerste Resultat des Treffens in Casablanca bildete das von Roosevelt auf der Pressekonferenz am24. Januar für die anwesenden Journalisten überraschend formulierte Kriegsziel der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands, Italiens und Japans. Stalin, der wegen der Entwicklung an der Volga der Zusammenkunft fernbleiben musste, trat der Erklärung am 1. Mai bei. Ansonsten ließen ihn die optimistischen Erläuterungen der Amerikaner und Briten völlig unbeeindruckt. Er zeigte sich enttäuscht über die Vereinbarungen zur „zweiten Front“ und warnte eindringlich vor weiteren Verzögerungen. Von eben diesen gingen Churchill und Roosevelt mittlerweile insgeheim aus. Sie sprachen in Bezug auf den Aufbau einer Front in Nordfrankreich von 1943, doch in Wahrheit und realistisch planten der Premierminister und der Präsident die Landung für das Jahr 1944 ein.
Casablanca bezeichnete innerhalb der Strategie der Westalliierten den Übergang zu einer zunehmend amerikanisch geprägten, am totalen Sieg orientierten Kriegführung, was die vorbehaltlose Unterwerfung der Aggressoren einschloss. Deren Reaktion und ihre propagandistische Auswertung der
Unconditional-Surrender-Forderung
im Innern interessierten 1943 auf alliierter Seite verständlicherweise kaum jemanden.
VI. Wege zum totalen
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