Der Zweite Weltkrieg
opferten auch japanische Infanteristen manchmal ihr Leben bewusst. In aussichtslosen Kampfsituationen stürmten sie mit dem Schrei „Banzai“ (Hochruf auf den Kaiser) ohne Rücksicht auf Verluste, angeführt meist von einem Offizier mit gezücktem Schwert, gegen die feindlichen Stellungen. Dahinter stand der Ehrenkodex der Samurai, für die Gefangennahme höchste Schmach bedeutete und die daher entweder durch Banzai oder durch Harakiri den Tod vorzogen. Selbst Ertrinkende lehnten oft Rettung durch den Feind ab und hinderten Kameraden mit der Waffe am Ergreifen von Rettungsleinen. Zu besonders opferreichen Banzai-Attacken kam es, als die Verteidiger der Inseln Saipan, Iwo Jima, Okinawa oder Attu keinen anderen Ausweg mehr sahen als den Sturm mitten ins feindliche Feuer
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Symbole spielen in Kriegen eine wichtige Rolle, so auch 1945 im Pazifik: Am 23.2. gelang es GIs, ihre „Stars and Stripes“ auf dem Suribachi-Massiv zu hissen und damit erstmals auf japanischem Territorium; ein Schock für das Kaiserreich
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Kein zweites Mirakel
Tod von US-Präsident Roosevelt (12.4.1945)
Anders als Hitler, der sich schon seit Januar 1945 in seinem Bunker unter der Reichskanzlei verkrochen hatte, zeigte sich sein Chefpropagandist Goebbels auch in zerbombten Städten und an der Front, und er zeigte dabei ungebrochene Siegeszuversicht. Das wirkte auf realistische Zeitgenossen aberwitzig, auf nicht wenige Wankelmütige aber aufbauend. Wenn ein so hohes Tier und ein so gut informierter Mann noch so voller Hoffnung war, dann hatte die Führung offenbar doch noch Trümpfe, die stechen würden. Einer davon war die Geschichte von Friedrich dem Großen, der sich 1761/62 einer solchen Übermacht gegenüber gesehen hatte, dass sein Untergang nur noch eine Frage der Zeit schien. Doch die arbeitete auf einmal für ihn: Die mächtige Zarin Elisabeth Petrowna starb, und ihr Sohn Peter III., ein glühender Bewunderer des Preußenkönigs, verließ das feindliche Bündnis. Friedrich und Preußen waren gerettet.
„Die Zarin ist tot“
Zu dieser Geschichte griff Goebbels immer wieder gern, auch gegenüber seinem „Führer“. Am 12.4.1945, als er die 9. Armee am Mittelabschnitt der Oderfront besuchte, musste das Wunder wieder einmal herhalten. Doch da hatte Goebbels sich falsches Publikum ausgesucht: Die Offiziere wussten nur zu gut, dass sich am anderen Ufer des Flusses eine mindestens fünffache Übermacht sammelte, um mit einem alles zermalmendem Feuerschlag morgen oder in den nächsten Tagen anzugreifen. Da konnte auch die von Hitler gern beschworene Vorsehung nicht mehr helfen. Missmutig ließ sich der Minister nach Hause kutschieren, keine 60 Kilometer weit nach Berlin. Dort sichtete er die neuesten Nachrichten, griff elektrisiert zu Telefon und rief den Kommandierenden General der 9. Armee Busse an: „Die Zarin ist tot!“ Dann ließ er sich mit Hitler verbinden.
Gestorben war wirklich eine, ja die entscheidende Figur dieses Krieges, nämlich US-Präsident Roosevelt. Doch während sich im „Führer“-Bunker Euphorie über diese scheinbar glückliche Wende breit machte, wurde in Washington Vizepräsident Harry S. Truman als neuer Führer der Supermacht vereidigt. Er war den Sowjets und Stalin gegenüber zwar erheblich skeptischer als sein Vorgänger, doch erst musste Hitler niedergerungen werden. Einen Konflikt zur Unzeit wollte er sich nicht leisten. Das „Mirakel des Hauses Brandenburg“ von 1762 wiederholte sich nicht und konnte es nach Lage der Dinge auch nicht. Was die Alliierten bei Ihrem Vorrücken entdeckten, machte einen Abbruch des Krieges vor einem vollständigen Sieg, und schon gar ein Paktieren mit dem Despoten gegen den Bolschewismus gänzlich unvorstellbar.
Brettheim
Bei Herannahen amerikanischer Truppen wurden am 7.4.1945 aus einem Wehrertüchtigungslager Hitlerjungen zur Feindbeobachtung bei Brettheim, einem Dorf südwestlich von Rothenburg ob der Tauber, eingesetzt. Vier der Kinder, bewaffnet mit einem Gewehr, vier Panzerfäusten und mehreren Handgranaten, wurden von Einwohnern des Dorfes, die weiteren Widerstand für unnütz und gefährlich hielten, entwaffnet, geohrfeigt und weggejagt. Ein Standgericht verurteilte daraufhin einen der beteiligten Erwachsenen zum Tode, doch weigerten sich Ortsgruppenleiter wie Bürgermeister das Urteil zu unterschreiben. Sie wurden deswegen am 10.4.1945 von einem provisorischen weiteren Standgericht ebenfalls zum Tode verurteilt und zusammen mit dem
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