Der Zweite Weltkrieg
zusammen, Stichwort: „Unternehmen Bodenplatte“. Der Großangriff unter Befehl von Generalmajor Peltz unterlag strengster Geheimhaltung, was tragische Folgen haben sollte. Am Neujahrsmorgen 1945 starteten überwiegend unerfahrene Piloten Richtung Belgien und Nordfrankreich. Der Überraschungsschlag gelang; insgesamt 439 alliierte Maschinen wurden als zerstört gemeldet. Schwerer als die kurzfristigen Materialeinbußen auf angloamerikanischen Seite wogen die eigenen Verluste: 214 Jagdpiloten (63 in Gefangenschaft) kehrten nicht zurück; dabei waren die meisten Maschinen Opfer der eigenen Flak geworden, die über die Route der im Tiefflug zurückkehrenden Verbände nicht informiert war
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Nachschub für vier Divisionen
Der gegen die ursprünglichen Pläne unternommene Übergang wurde am Abend vom alliierten OB Eisenhower nachträglich genehmigt. Innerhalb von 24 Stunden bildeten 8000 Mann einen nicht mehr zu beseitigenden Brückenkopf am Ostufer des Rheins, und noch bis zum 17.3. rollte der Nachschub für schließlich vier komplette Divisionen über die Brücke von Remagen, ehe sie unter den Belastungen zusammenbrach, wobei 46 Amerikaner ums Leben kamen. Die vorangegangenen deutschen Versuche, sie durch Stuka-Angriffe, Kampfschwimmer oder Artilleriebeschuss zu zerstören waren an der amerikanischen Luftüberlegenheit gescheitert; selbst der Einsatz von elf Fernraketen V 2 aus dem Raum Arnheim blieb ohne Ergebnis. So wurde die Brücke zum Sprungbrett der zur alliierten 12. Heersgruppe (Bradley) gehörenden 1. US-Armee (Hodges) ins Innere des Reiches.
Nur einer kam davon
Die Panne mit der Brückensprengung hatte auf deutscher Seite ihren Grund insbesondere in unklarer Befehlsstruktur, unzulänglicher Aufklärung, pausenlosen alliierten Luftangriffen und Behinderungen durch Flüchtlinge. Hitler machte fünf im Brückenbereich eingesetzte Offiziere als „Verräter von Remagen“ verantwortlich und ließ sie zum Tode verurteilen: Majore Scheller, Strobel und Kraft, Hauptmann Blatge und Oberleutnant Peters; nur Blatge entkam, weil er in US-Gefangenschaft geriet, ehe ihn die deutschen Schergen hatten fassen können.
Zehn Tage lang hielt die angeknackste Brücke von Remagen über den Rhein. Genug Zeit für die unter dichtem Luftschirm ans Ostufer vorpreschenden US-Truppen, einen Brückenkopf zu bilden. Der Einsturz der Konstruktion kostete Opfer, aber verschwindend wenige verglichen mit einem erkämpften Übergang
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(c) dpa/picture alliance
„Schaffen einer Verkehrswüste“
Hitlers „Nero-Befehl“ (19.3.1945)
Nach dem Zusammenbruch der Rheinfront ging es nur noch darum, wie lange es bis zum Zusammenbruch des Reiches selbst noch dauern würde. Aufhalten ließen sich die Alliierten weder im Osten noch im Westen. Hatten bisher Vorstellungen, man müsse die eigene Infrastruktur schonen für den Fall, dass Gebiete zurückerobert würden, Hitlers unbedingten Vernichtungswillen bremsen können, so zog er nun die Konsequenz aus der aussichtslosen Lage. Trotz beschwörender Vorstellung seines Rüstungsministers Speer am 18.3.1945 ordnete er am Tag darauf an, dass „alle militärischen, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen innerhalb des Reichsgebiets, die sich der Feind für die Fortsetzung seines Kampfes . . . nutzbar machen kann“, zu zerstören seien: „Ziel ist Schaffen einer Verkehrswüste im preisgegebenen Gebiet.“
Speer gegenüber hatte Hitler das so begründet: „Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein . . . Es sei nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das Volk zu seinem primitiven Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil sei es besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Denn das Volk hätte sich als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehöre dann ausschließlich die Zukunft. Was nach dem Kampf übrigbleibe, seien ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten seien gefallen . . .“ Diese widersinnige Untergangsvision referierte der Minister in einem Brief an Hitler vom 29.3.1945 noch einmal, erreichte aber keine Rücknahme der als „Nero-Befehl“ (nach dem römischen Kaiser, der seine Hauptstadt hatte in Brand stecken lassen) in die Geschichte eingegangen Weisung. Immerhin jedoch unterstellte Hitler ihm die Gauleiter bei der Durchführung des Befehls. Durch abmildernde Anordnungen konnte Speer so Schlimmstes verhindern.
Mörderisches Unwesen
Außerdem gewann er militärische Befehlshaber für seine Haltung. Zwar gerieten
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