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Der Zwergenkrieg

Der Zwergenkrieg

Titel: Der Zwergenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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mit jedem aufgenommen. Zwerge verfielen nicht in Berserkerwahn wie die Nordlandkrieger, und doch kam das, was Grimma jetzt fühlte, der Kampfwut der Nordlinge gefährlich nahe. Sie hieb und schlug und hackte, die Schneiden ihrer Axt spalteten Leiber, durchtrennten Glieder und richteten ein Gemetzel unter ihren Feinden an. Durch einen Schleier aus Blut und Zorn überkam sie die Gewissheit, dass sie verloren waren, falls die Nordlinge von den Rängen sie erreichten. Ihnen blieb nur die Möglichkeit, sich einen Weg durch die Reihen der Zwergenwächter hinab in die Tiefe zu kämpfen.
    Grimma sah, dass Bollis einen Gegner nach dem anderen fällte, und sogar Styrmir schlug sich tapfer. Er blutete aus einer Schnittwunde an der Stirn und aus einer anderen an der linken Schulter, doch seine Durchhaltekraft war bemerkenswert. Während Grimma einem Feind den Schädel von den Schultern hieb, durchfuhr es sie, dass Styrmir ihr vielleicht trotz allem ein würdiger Gefährte wäre. In mehr als nur in der Schlacht. Der Gedanke schien ihr in dieser Lage so absurd, dass sie fast laut aufgelacht hätte. Sie wusste, es war der Kampfrausch, der ihr Blut derart zum Kochen brachte, und sie hatte das Gefühl, als wüchse ihre Kraft mit jedem Gegner, dem sie den Garaus machte. Sie verspürte keinen Triumph, keinen Hohn oder Spott für die Gefallenen, nur den Willen durchzuhalten, ganz gleich, was sie am Ende dieses Weges erwarten mochte; der Tod, vielleicht, oder das blanke Überleben. Einen echten Sieg, das wusste sie, konnte es für sie nicht mehr geben. Sie würde immer die Unterlegene bleiben, wenn nicht in dieser Schlacht, dann spätestens, wenn sie Thorhâl vor den Gefahren des Nordlandes warnte. Er würde nicht auf sie hören. Diese ganze Mission war sinnlos, und tatsächlich hatte sie das bereits damals geahnt, im selben Moment, da der König ihr seine Pläne mitgeteilt hatte. Sinnlos wie der Tod all ihrer Freunde.
    Sie schaute zurück über ihre Schulter, sah, dass die Nordlinge vom unteren Zuschauerrang hinab in die Arena sprangen. Ihnen bereitete die Höhe keine Schwierigkeiten. Sie kamen sicher mit beiden Füßen am Boden auf, stolperten nicht, liefen aus dem Stand los und schwangen mit wütendem Gebrüll ihre Schwerter.
    »Wir müssen hier weg!«, stieß Bollis atemlos aus und wich mühsam dem Streitkolben eines Zwerges aus.
    Grimma blockierte die Attacke ihres Gegners, schlug mit der Axt nach seiner Seite, verfehlte ihn, nutzte seine Drehung aber, ihm einen kraftvollen Tritt in den Unterleib zu geben. Der Zwerg ächzte und fiel nach hinten, rollte strampelnd die Schräge hinunter.
    Diesmal wartete Grimma nicht, bis ihr die nächsten Gegner von unten entgegentraten. Sie sprang mit einem wilden Kriegsschrei die Rampe hinab, rammte einen überraschten Feind mit der Schulter beiseite, zog einem anderen im Vorbeilaufen die Axtschneide über den Oberarm und stolperte mit wirbelnder Waffe weiter. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Bollis und Styrmir es ihr gleichtaten. Bollis blieb während des gesamten Kampfes einige Schritte vor dem Königsberater und hielt einen Großteil der Angreifer von ihm fern; wie ein Schiffsbug pflügte er durch die Feinde, während Styrmir in seinem Fahrwasser hinterherlief.
    Auf der Rampe hielten sich weniger Zwerge auf, als sie befürchtet hatten. Bollis mähte zwei mit grausamen Axthieben nieder, einen anderen brachte Styrmir mit einem Faustschlag zu Fall. Grimma hinterließ eine Spur aus drei Verletzten, verzichtete aber darauf, sie zu töten. Sie verachtete die gegnerischen Zwerge mehr noch als die Nordlinge, denn es waren Verräter, die sich gegen ihr eigenes Volk stellten. Grimma hätte es gewiss genossen, jedem Einzelnen von ihnen den Garaus zu machen, doch dazu blieb jetzt keine Zeit. Sie mussten weiter, tiefer in den Tunnel, um ihren Vorsprung vor den Nordlandkriegern zu vergrößern.
    Am Fuß der Rampe lagen mehrere Tote und Verletzte, die von oben den Hang herabgerollt waren. Grimma und die anderen beachteten sie nicht. Keiner von ihnen hätte es nach dem eintönigen Marsch der vergangenen fünf Monde für möglich gehalten, jemals Freude beim Anblick des endlosen Tunnels zu empfinden; und doch hätte Grimma in diesem Augenblick jubeln können vor Erleichterung. Das erste und gewiss gefährlichste Hindernis auf dem Weg in die Heimat war bewältigt – falls es ihnen gelang, der Horde von Nordlingen zu entkommen, die sich in diesem Augenblick anschickte, die Rampe

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