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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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ersten Mal Dante begegnete, und nun war wieder Sommer. Aber diesmal würde er besser als alle anderen, denn Dante kehrte nach Hause zurück. Floriana hatte es von Costanza gehört, die es wiederum von Giovanna hatte, und es sollte ein großes Fest zur Feier seiner Heimkehr geben. Floriana lag im Sand und bekam eine wohlige Gänsehaut vor Aufregung. Dante kam endlich zurück, und sie wären wieder vereint. Keine Sekunde kam ihr der Gedanke, dass er sich in eine andere verliebt haben könnte oder sich nicht in sie verlieben würde. Schließlich hatte sie fünf Jahre lang jeden Tag eine Kerze für ihn angezündet und Jesus ihren Wunsch mitgeteilt.
    Es war vollkommen unvorstellbar, dass solch hartnäckige Bitten herzlos ignoriert würden.
    »Und? Was meinst du? Das blaue oder das weiße?«, fragte Costanza am nächsten Nachmittag, als sie ihre Kleider auf dem Bett auslegte. Sie hatten sich heimlich ins Haus geschlichen, während die Contessa aus war, und dass sie damit gegen ein ausdrückliches Verbot handelten, machte es besonders aufregend.
    Floriana lehnte sich in die Kissen und betrachtete beide Kleider nachdenklich. »Na ja, das blaue ist hübsch, das weiße ein bisschen wie ein Brautkleid, findest du nicht?«
    »Also das blaue?«
    »Zieh’s mal an.«
    Mehr Ermunterung brauchte Costanza nicht. Eilig streifte sie das Kleid über und stellte sich vor den großen Spiegel, der an der Wand lehnte. Sie war jetzt kurviger, hatte große Brüste, runde Hüften über kurzen, pummeligen Beinen und kleine breite Füße. Costanza aß für ihr Leben gern und futterte großzügige Mengen an Brot und Pasta, um sich darüber hinwegzutrösten, dass sie so mollig war.
    »Sehe ich nicht fett aus?«, fragte sie, biss sich unsicher auf die Unterlippe und zog ihren Bauch ein.
    »Selbstverständlich nicht«, log Floriana. »Du hast weibliche Formen, und Italienerinnen sollen die haben.«
    »Du hast sie nicht.«
    »Ich habe auch Hüften und Brüste.«
    »Nicht solche wie ich.«
    »Aber du hast einen vornehmen Titel und adlige Eltern. Was wäre dir lieber?«
    »Ich muss abnehmen.«
    »Dann tu’s.«
    »Ach, bis morgen Abend schaffe ich es sowieso nicht.«
    »Dann iss und sei glücklich. Das blaue Kleid sieht wirklich hübsch aus.«
    »Was willst du anziehen?«
    »Ich habe nichts Besonderes. Wahrscheinlich leihe ich mir ein Kleid von Tante Zita. Sie hat mehr oder weniger die gleiche Größe und ist sehr eitel. Da hat sie bestimmt etwas Hübsches.«
    »Du kannst Schmuck von mir leihen«, bot Costanza ihr an, der Floriana auf einmal sehr leidtat.
    »Ehrlich?« Floriana machte große Augen.
    »Sehen wir mal, was du nehmen kannst.« Sie eilte zu ihrer Frisierkommode und öffnete den Schmuckkasten. »Die hier haben meiner Großmutter gehört«, sagte sie, während sie ein Paar Diamantohrringe aus dem Kasten nahm.
    Floriana stand der Mund offen. »Die sind wunderschön.«
    »Steck sie mal an.«
    »Die kann ich nicht tragen.«
    »Wieso nicht?«
    »Deine Mutter kriegt einen Anfall.«
    »Bis sie es merkt, ist es eh zu spät. Und wieso sollte dich interessieren, was meine Mutter denkt? Hier, steck sie an.«
    Floriana klippte sich die Diamanten an die Ohrläppchen, zog den Stuhl vor die Frisierkommode und setzte sich. Dann bestaunte sie ihr Spiegelbild. Die weißen Diamanten glitzerten wie Eiskristalle auf ihrer sonnengebräunten Haut.
    »Siehst du, wie sie dein Gesicht zum Leuchten bringen?«
    »Sie sind traumhaft schön«, seufzte Floriana und zog ihr Haar nach hinten. »Ich finde es toll, wie sie das Licht einfangen.«
    »Dann leih sie dir aus.«
    »Oh nein, dass kann ich nicht. Sie sind zu wertvoll.«
    »Bitte, es macht mir Freude, sie an dir zu sehen.«
    »Ich komme mir vor wie … eine Hochstaplerin.«
    »Aber du siehst wie eine Prinzessin aus.«
    Floriana starrte in den Spiegel und wurde von Sehnsucht überwältig – Sehnsucht nach etwas, dass sie nie sein könnte.
    »Meine Mutter hat einen großen Schmuckkasten voller Edelsteine, alle von meiner Großmutter geerbt«, erzählte Costanza. »Eines Tages erbe ich die alle.«
    »Du hast wirklich Glück.«
    »Ich weiß. Aber das ist auch alles, was ich erbe. Papà hat ein Vermögen verloren und es bis heute nicht geschafft, wieder zu Geld zu kommen. Mamma hofft, dass ich Geld heirate, damit wir wieder reich sind.«
    »Das wirst du sicher«, sagte Floriana abwesend, denn sie betrachtete immer noch verträumt die Diamanten.
    Costanza zuckte zusammen, als die Haustür unten zuschlug. Floriana schrak

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