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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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brach heran. Dieser strahlende Junimorgen war ideal, die Rückkehr von Beppes einzigem Sohn und Erben aus Amerika zu feiern. Dante hatte seinen Masterabschluss an einer der besten Universitäten der Welt gemacht und anschließend alles übers Geschäft bei Partnern seines Vaters in Chicago gelernt. Für ihn leuchtete der Himmel heute saphirblau und schien die Sonne golden auf die prächtige gelbe Villa, wo ein ganzes Heer von Bediensteten emsig umhereilte und die letzten Vorbereitungen traf.
    Ein mitternachtsblauer Baldachin war am Ende des großen Gartens hinter der Villa aufgestellt worden, unter dem zweihundert Gäste zum Essen sitzen sollten, Reden lauschen und tanzen.
    Innen auf dem Baldachin würden mit Einbruch der Dunkelheit tausend glitzernde Sterne aufleuchten. Die Tische waren in dunkelblaues Tuch gehüllt und mit antikem Silber und Kristall aus den Kellern der Villa gedeckt. Edle Gestecke von blauen Orchideen standen in der Mitte jedes Tisches – nur für den Fall, dass irgendjemand Zweifel an Beppe Bonfantis enormem Reichtum und Ansehen hegte.
    Draußen besserten die Gärtner letzte Unregelmäßigkeiten an den Buchsbäumen aus, die in unterschiedlichste Formen getrimmt waren, und harkten die Beetränder ab, damit auch ja kein Unkrauthalm stehen blieb. Die Stufen von der Terrasse in den Garten wurden ein letztes Mal gefegt und mit Teelichten in dunkelblauen Gläsern umrandet. Alles sah atemberaubend aus. Signora Bonfanti setzte dem Ganzen ein magisches i-Tüpfelchen auf, indem sie den Pfau neben dem Springbrunnen platzierte und inständig hoffte, er würde nach Ankunft der Gäste sein Rad schlagen und sämtliche Anwesenden mit seiner Schönheit bezaubern.
    Floriana lag im Bett, das Gesicht unter der Decke vergraben. Egal wie hartnäckig sie sich einredete, dass es unwichtig war, ob sie auf dem Fest war oder nicht, sie wünschte sich sehnlichst, dass es vorbei war und ihre bittere Enttäuschung verflog. Ihr Vater, der den Abend zuvor zu viel getrunken hatte, schlief noch im Zimmer nebenan. Sie konnte seine Fahne durch die Wand riechen.
    Er war inzwischen vollends nutzlos, seiner Trunksucht in einem Maße verfallen, dass selbst der Conte keine andere Wahl gehabt hatte, als ihn zu entlassen. Würde Tante Zita ihnen nicht von Zeit zu Zeit ein wenig Geld zustecken, müssten sie betteln. Floriana arbeitete hie und da, half nach der Schule in den Küchen der Restaurants an der Piazza Laconda aus. Jeder wusste um ihre Lage und war gerne bereit, ihr zu helfen. Einzig ihr Vater, Elio, schien keine Hilfe zu wollen; er nahm Floriana ihr Geld ohne ein Dankeschön ab, als stünde es ihm zu.
    Natürlich konnte sie nicht den ganzen Tag im Bett bleiben. Das wäre erbärmlich, und wenn sie eines nicht war, dann erbärmlich. Sie wusch sich, zog sich ein schlichtes Baumwollkleid an und band sich das Haar nach hinten. Signora Bruno war draußen im Hof, wo sie mit einem der Nachbarn zankte, weil er seine Geranien überwässerte. Als sie Floriana sah, scheuchte sie ihn weg und schlurfte hinüber zu ihr.
    »Was ziehst du denn für ein Gesicht?«
    »Heute Abend ist das Fest«, sagte Floriana, die langsam die Treppe herunterkam. Mehr musste sie nicht sagen, denn Signora Bruno war da gewesen, um sie zu trösten, nachdem die Contessa ihr erzählt hatte, dass sie nicht eingeladen war.
    Die alte Frau stemmte eine Hand unten in ihren Rücken und rieb kräftig, denn neuerdings taten ihr alle Knochen immerfort weh. »Zum Teufel mit denen«, schimpfte sie. »Du bist viel zu gut für die.«
    »Das finden sie aber nicht.«
    »Weil die keine Ahnung haben.«
    »Ich frage mich, ob Dante sich überhaupt noch an mich erinnert.«
    »Natürlich tut er das, amore . Du bist jetzt eine junge Dame und so hübsch, dass er seinen Augen nicht trauen wird, wenn er dich wiedersieht.«
    »Ich liebe ihn mit jedem Tag mehr«, sagte sie, und bei dem Gedanken an sein Lächeln und die Art, wie er sie angesehen hatte, erhellte sich ihre finstere Miene. »Eines Tages heirate ich ihn, und das wird ein ganz großes Fest.« Sie grinste schelmisch. »Da werde ich die Contessa einladen.«
    »Wozu willst du das denn?«
    »Um ihr Gesicht zu sehen, wenn ich in einem weißen Brautkleid die prächtige Treppe runterschreite.«
    »Tja, dann mach lieber schnell, denn ich will auch dabei sein und dich sehen.«
    »Klar sind Sie dabei, Signora Bruno. Ohne Sie wäre es kein richtiges Fest.«
    Signora Bruno kicherte. »Aber es muss schon bald sein. Ich werde allmählich

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