Der Zypressengarten
den Salon zur Terrasse geführt, wo Beppe und seine Frau nebeneinander standen, um jeden Gast zu begrüßen. Costanza und ihre Eltern stellten sich in der Schlange an und blickten in den Garten mit seinem riesigen Springbrunnen und dem baldachinüberdeckten Bankettbereich weiter hinten. Costanza bemerkte Michelangelo, den Pfau, der ziellos umherwanderte, seinen Schwanz eingeklappt über den Boden schleifend. Prompt wurde sie nervös, weil Floriana nicht hier war, hinter der sie sich verstecken könnte.
»Violetta!«, rief die Contessa schließlich begeistert aus.
Violetta Bonfanti nahm verhalten lächelnd ihre Hand. »Wie schön, dich zu sehen.«
»Was für ein reizendes Festzelt.«
»Ja, es ist wie ein Märchen, nicht? Costanza, meine Liebe.« Sie reichte dem Mädchen die Hand, doch immer noch wirkte ihr Lächeln abwesend.
Beppe schüttelte dem Conte kräftig die Hand. »Für meinen Sohn ist mir nichts zu teuer«, sagte er mit geschwollener Brust. Er genoss es, vor dem Adligen mit seinem Reichtum zu prahlen.
»Ja, das sehe ich«, erwiderte der Conte, dem dies alles viel zu protzig war. »Es ist beeindruckend.«
Beppe sah Costanza an. »Du siehst berauschend aus, meine Liebe.«
»Danke, Signor Bonfanti«, antwortete sie scheu.
Er lachte. »Ich würde meinen, dass wir uns inzwischen gut genug kennen, nicht? Für meine Freunde bin ich Beppe, also auch für dich.«
Die Aldorisios gingen die breite Treppe hinunter in den Garten. Mehr und mehr Gäste trafen ein, sodass die Luft bald schwer von Parfümduft und Zigarettenrauch war. Ein Quartett spielte klassische Musik, und die Gäste begrüßten einander, plauderten und tranken rosa Dom Perignon aus hohen Kristallflöten.
Costanza war froh, als Giovanna sie entdeckte. Aufgeregt fielen sie einander in die Arme. Giovanna war mit beinahe achtzehn Jahren eine junge Dame, deren kurvenreicher Körper von einem schimmernden grünen Dior-Kleid verhüllt wurde. An ihrem Hals funkelten Smaragde.
»Ich muss dir ganz viel erzählen«, sagte sie und zog Costanza mit sich weg. »Komm, suchen wir uns eine ruhigere Ecke, wo wir reden können.«
Die Contessa blickte den beiden Mädchen voller Stolz nach, als sie sich Hand in Hand einen Weg durch die Menge bahnten. Genau das hatte sie sich immer gewünscht. Mit einem glücklichen Seufzer betrachtete sie den feierlichen Glanz um sich. Hier gehörte sie hin, unter Leute ihrer Klasse. Zwar mochten die Bonfantis und einige ihrer Freunde recht vulgär sein, doch ihr Reichtum machte den Mangel an gutem Geschmack wett. Zufrieden lächelnd nippte sie an ihrem Champagner. Es kam ihr vor, als wäre sie nach langem Exil in die Heimat zurückgekehrt.
»Wollen wir uns unter die Leute mischen?«, fragte sie ihren Mann.
»Ja, das ist eine gute Idee«, stimmte er zu und bot ihr seinen Arm an. »Ah, schau an, ist das nicht Conte Edmondo di Montezzemolo …?«
Schließlich wurden die Gäste um Ruhe gebeten, und Beppe nahm seinen Platz oben auf der Steintreppe ein. Er lächelte in den Garten hinab wie ein Kaiser zu seinem Volk. Dann streckte er einen Arm aus und verkündete die Ankunft seines Sohnes mit sehr lauter Stimme. »Liebe Freunde, es ist mir eine große Freude, Ihnen meinen Sohn vorzustellen, Dante Alberto Massimo Bonfanti, der seinen Abschluss mit Auszeichnung in Harvard gemacht hat, der besten Universität Amerikas.«
Alle applaudierten, und Dante kam aus der Villa, um seinen Vater zu umarmen. Beppe klopfte ihm herzlich auf die Schulter und küsste ihn auf beide Wangen. »Mein Sohn!«, brüllte er, und Arm in Arm präsentierten sich Vater und Sohn dem Publikum.
* * *
Floriana ging am Strand entlang, ihre Schuhe in der Hand und die Füße im Wasser. Sie stellte sich vor, wie Costanza auf dem Fest war, und ließ ihrer Wut freien Lauf. Wie unfair es war, dass man sie ausschloss, nur weil sie keine reichen Eltern oder einen vornehmen Titel hatte. Warum konnte ein Mensch nicht nach dem beurteilt werden, was er im Innern war? Warum war es so wichtig, woher sie kam? Waren sie nicht alle Gottes Kinder, vor seinen Augen gleich? Sie sah der Sonne zu, die sich orange färbte und im Meer versank. Der Anblick war überwältigend schön, und ehrfürchtig stand Floriana da und schaute zu, wie das Licht dem ersten Stern wich. Unter diesem weiten Himmel fühlte sie sich sehr klein, und doch: Waren sie, von Gottes Höhe aus gesehen, nicht alle klein? Titel und Reichtum schienen so unbedeutend, gemessen am natürlichen Reichtum der Schöpfung. Das
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