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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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zu, während Rafa behauptete, dass der Hund an der Packung erkennen könnte, welche Sorten ihm am besten gefielen. Ihr wurde bewusst, dass sie noch nie so viel Spaß gehabt hatte. Natürlich brachten andere sie zum Lachen, aber noch nie so. Vor allem aber hatte sie das Gefühl, dass es spaßig mit ihr war. Rafa kitzelte das Beste in ihr hervor, und sie mochte diese Clementine.
    Sie beluden Rafas Kofferraum mit ihren Einkäufen und fuhren nach Salcombe, um Biscuit einen ausgedehnten Spaziergang zu gönnen. Es schien ihnen falsch, den Hund mit an dem Strand zu nehmen, an dem sie ihn erstmals um Hilfe bellen hörten; deshalb gingen sie mit ihm an einen Kieselstrand in der Nähe und ließen ihn von der Leine, damit er alles nach Lust und Laune erkunden konnte. Derweil wanderten sie den Strand auf und ab, redeten und lachten. Später fanden sie einen Pub in der Nähe, wo sie draußen im verblassenden Sonnenlicht saßen und ein leichtes Abendessen genossen. Clementine hatte nicht das Bedürfnis, größere Mengen Alkohol zu trinken. Sie brauchte das nicht, um sich zu entspannen.
    Als ihr Telefon klingelte, blickte sie aufs Display und verzog das Gesicht.
    Rafa sah sie fragend an. »Joe?« Clementine nickte. Sie wünschte, dass es ihn stören würde, doch er lächelte einfach nur. »Willst du nicht rangehen?«
    Widerwillig nahm sie das Gespräch an. »Hi, Joe.«
    »Wo bist du?«
    »In einem Pub mit einem Freund.«
    »Dem Argentinier und seinem Hund«, sagte Joe. Clementine war überrascht, denn sie hatte nicht erwartet, dass er es wusste. »Ich war bei dir im Büro, aber da warst du schon weg. Clemmie, wir müssen reden.«
    »Stimmt, sollten wir.« Rafa streichelte den Hund, doch ihr war klar, dass er zuhörte.
    »Wann kommst du zurück?«
    »Bald.«
    »Dann reden wir.«
    »Okay.« Sie legte auf. »Sylvia hat ihm erzählt, dass ich mit dir weggefahren bin. Er ist wenig begeistert.«
    Rafa setzte sich auf und sah sie mit einem sehr verständnisvollen Blick an. Ihr fiel ein, wie er ihr zum ersten Mal so in die Augen gesehen hatte. Es war in der Kirche gewesen, als sie ihm erzählte, dass Marina ihr den Vater weggenommen hätte. Und der war ebenso unwiderstehlich gewesen wie jetzt. »Du solltest wieder zu deinen Eltern ziehen.«
    »Ich weiß.«
    »Du liebst ihn nicht.«
    »Ist das so offensichtlich?«
    »Tja, ich fürchte, man muss kein Genie sein, um zu begreifen, dass du ihn bloß benutzt hast, weil du deine Stiefmutter ärgern wolltest – und vielleicht auch mich.«
    Sie wurde rot, tat seine Analyse jedoch mit einer Handbewegung ab. »Ich bin doch eben erst eingezogen.«
    »Das spielt keine Rolle. Du kannst nicht in einer Beziehung bleiben, in der du nicht mit dem Herzen dabei bist.«
    »Ich habe ziemlich viel Stolz.«
    »Stolz tut nur den Stolzen weh. Lass ihn los. Jeder macht Fehler, das ist nicht schlimm. So ist das Leben. Aber wenn du dich an eine unglückliche Situation klammerst, weil du zu stolz bist, sie zu ändern, ist das nur idiotisch.« Er nahm ihre Hand. »Sei kein Idiot, Clementine. Dafür bist du viel zu klug.«
    Sie merkte, dass sie noch röter wurde. Nichts anderes existierte mehr außer seiner Hand und dem Gefühl seiner Haut an ihrer. Sie versuchte so zu tun, als bedeutete es ihr nichts, obwohl sie sicher war, dass ihr Herzschlag fast das T-Shirt sprengte. Er sah sie mit solch einer Intensität an, dass sie es kaum aushielt; trotzdem wollte sie auf keinen Fall den Blick abwenden. »Du bist eine ganz besondere Frau«, sagte er leise. »Das Problem ist, dass du dich selbst nicht so siehst. Du musst anfangen, dich mit meinen Augen zu sehen.«
    »Und was siehst du?«
    »Ich sehe ein wunderschönes Lächeln. Ich sehe errötende Wangen und hübsche blaue Augen. Aber ich sehe hinter all dem den Menschen, der du innen drin bist, und den mag ich sehr.«
    Clementine rutschte nervös auf der Bank hin und her. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Dann sag gar nichts. Ich stelle die Dinge lediglich so dar, wie sie sind.«
    »Sagst du zu jedem solche Sachen?«
    »Nur wenn ich es auch so meine.«
    »Und siehst du oft gerötete Wangen oder hübsche Augen? Oder … oder …« Sie zögerte. »Oder nur bei mir?« Sie lachte, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
    »Nur bei dir, Clementine«, sagte er ernst. Sein Blick fühlte sich wie ein Streicheln auf ihrem Gesicht an.
    Sie fuhren zurück in die Stadt. Im Auto lag Biscuit zu Clementines Füßen. Die Luft war hochgradig aufgeladen,

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