Derek Landy
Zeit vertrödelst, sind alle supermächtigen
Zauberer und die einflussreichsten Sterblichen besetzt."
Dan antwortete nicht, sondern legte einfach auf. James
lachte und machte einen großen Schritt über seine bewusstlose Frau hinweg. Dann
verließ er das Haus und ging an seinem freien Tag zur Arbeit.
Keine Ruhe den Gottlosen, dachte er bei sich und lachte
wieder.
DER PLAN
Das Hibernia-Kino war abgeriegelt. Die Türen waren
verbarrikadiert und die Fensterläden geschlossen. Zu keiner der nicht
betriebsnotwendigen Abteilungen des Instituts der Wissenschaftsmagie gab es
noch irgendeinen Zugang. Kenspeckel wollte kein Risiko eingehen.
Walküre saß in der medizinischen Abteilung. Sie hatte den
ganzen Vormittag damit zugebracht, Dampf aus einer Schüssel zu inhalieren.
"Damit du keine Erkältung bekommst", hatte er geknurrt und sich
sofort wieder etwas anderem zugewandt.
Fletcher saß neben ihr und verfolgte die Nachrichten im
Fernsehen; ihnen gegenüber saßen Tanith und Grässlich nebeneinander auf einem
der Betten. China saß in der Ecke, rief verschiedene Leute an, die alle nicht
an den Apparat gingen, und versuchte sich Clarabelle vom Hals zu halten, die
offenbar fasziniert von ihr war.
Skulduggery kam herein. Er hatte den Hut aus der Stirn
geschoben, das einzige Zeichen, dass er besorgt war. "China?", fragte
er.
"Nichts", antwortete China. "Sie sind alle
sofort in Schutzräume gegangen."
"Ruf nicht weiter an. Wenn sie bis jetzt nicht geantwortet
haben, ist anzunehmen, dass es sie erwischt hat. Von jetzt an trauen wir
niemandem mehr."
"Wie viele sind es?", fragte Tanith. "Falls
alle aus dem Hotel Mitternacht entkommen sind - und davon müssen wir ausgehen
-, mit wie vielen haben wir es dann zu tun?"
"Das wissen wir nicht", antwortete Grässlich.
"Eintausend, vielleicht auch zweitausend. Niemand hat es je geschafft, sie
genau zu zählen."
"Zweitausend Restanten", flüsterte sie. "Was
wollen sie? Worauf sind sie aus?"
Walküre wurde blass.
"Sie sind hinter Darquise her", antwortete
Skulduggery rasch, bevor sie auch nur auf die Idee kommen konnte, ein
Geständnis abzulegen. "Das haben sie zumindest Walküre erzählt. Einer von
ihnen muss einen Sensitiven gekidnappt und diese Version der Zukunft gesehen
haben. Jetzt haben sie jemanden, dem sie huldigen können."
Tanith runzelte die Stirn. "Willst du damit sagen, dass
sie einen Plan haben? Restanten haben einen gemeinsamen Plan"? Einen
Grund, sich zu organisieren? Das ist ja etwas ganz Neues. Das ist ja etwas ...
verdammt Gefährliches!"
"Sie sind überall in den Nachrichten", ließ
Fletcher sich vernehmen. "Berichte von einer Massenschlägerei im
Nachtclub, Ausschreitungen in der ganzen Stadt und noch eine Massenschlägerei
in Galway."
"Falsch", widersprach Kenspeckel, der gerade
hereinkam, "das in Galway waren nicht die Restanten. Das war ich."
Walküre runzelte die Stirn. "Wie bitte?" Er strich
seinen Laborkittel glatt. "Seit ich vor fünf Monaten selbst von einem
Restanten befallen war, arbeite ich an einem streng kontrollierten Virus. Es
erhöht die Aggressionsbereitschaft und fördert antisoziales Verhalten. Die
Wirkung hält lediglich ein paar Minuten lang an. Die Infizierten sind
anschließend bewusstlos und haben keine Erinnerung an das, was passiert ist. Wir
haben Kanister mit diesem Virus im ganzen Land verteilt. Das Virus hat geruht -
bis heute Abend."
Fletcher starrte ihn an. "Warum? Ich meine ... warum,
um alles in der Welt?"
"Es wird unsere Coverstory", erklärte Skulduggery.
"Sie wiegt die Zivilbevölkerung in dem Glauben, dass es eine einigermaßen
plausible Erklärung für den ganzen Irrsinn gibt, und flößt den Leuten dabei so
viel Angst ein, dass sie von der Straße wegbleiben und sich in ihren Häusern
einschließen. Wodurch wir freie Hand haben, um ungehindert operieren zu
können."
Kenspeckel nickte. "Ich dachte mir, wir könnten so
etwas vielleicht einmal gebrauchen. Zugegeben, ich dachte, es würden ein paar
Jahrzehnte vergehen, bevor wir es gebrauchen könnten. Gut, dass ich so schnell
bin."
"Aber der Professor sagt, dass es niemandem
schadet", meldete Clarabelle sich vergnügt.
"Das Virus ist unter anderem auch an das Denken
gekoppelt", erklärte er. "Läuft die infizierte Person Gefahr, sich
oder andere zu verletzen, schläft sie vor der Zeit ein. Ich habe getan, was ich
konnte, um das Verletzungsrisiko möglichst gering zu halten. Der Sinn hinter
dem Ganzen ist, dass sich unsere unechten und die echten
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