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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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gewechselt hatte,
wusste sie, dass es ihn keine allzu große Überwindung kosten würde, sie hier
unten sitzen zu lassen.
    "Jede Wette: Du hättest dir bestimmt nie träumen
lassen, dass wir mal im selben Boot sitzen, was?"
    Ein Lächeln flog über sein Gesicht. "Jede Wette: Du
hättest dir bestimmt nie träumen lassen, dass ich mal deine Haut rette."
    "Wie?"
    "Ich mache lediglich Small Talk. Ich muss mich von den
Schmerzen ablenken. Das Leben geht manchmal schon seltsame Wege, findest du
nicht auch? Nimm zum Beispiel deine Freundin, die Schwert-Lady."
    "Tanith?"
    "Als wir uns das erste Mal begegnet sind, haben wir
versucht, uns gegenseitig umzubringen, erinnerst du dich? Aber danach kam es
zwischen uns jedes Mal zu einer Art spontanem Gefühlsoutput."
    "Zu einer Art was?"
    "Spontanem Gefühlsoutput. Output ist englisch und
bedeutet..."
    "Ich weiß, was Output bedeutet, aber ich kann mir nicht
vorstellen, dass Tanith deine Sichtweise teilt."
    "Du bist noch ein Kind und weißt nicht, was sich
zwischen Mannsvolk und Frauenvolk so abspielt. Die ganzen Drohungen, die sie
mir gegenüber ausspricht? Das ist nur ihre Art zu flirten."
    "Gütiger Himmel", stöhnte Walküre und alle Farbe
wich aus ihrem Gesicht. "Du bist verknallt in Tanith."
    "Ich bin nicht verknallt in Tanith, ich -"
    "Du bist scharf auf sie. Das ist widerwärtig."
"Was? Warum ist das widerwärtig?" "Weil du ein Auftragskiller
bist." "Das macht die Sache noch lange nicht widerwärtig, sondern nur
... ungewöhnlich. Redet sie über mich?" "Ich glaub's nicht!"
    "Was sagt sie? Dass ich ein formidabler Gegner bin,
richtig? Sagt sie manchmal etwas in einem eher ... sehnsüchtigen Ton?"
    "Ich will nicht darüber reden."
    "Sagt sie manchmal ,Wenn er nur zu den Guten gehören
würde' ...?"
    "Hör auf. Hör sofort auf. Sie hat einen Freund."
    Er machte ein langes Gesicht. "Kenn ich ihn?",
fragte er verdrossen.
    "Gut möglich, dass du dir schon ein paar Kinnhaken von
ihm eingehandelt hast."
    "Sie geht ... sie geht doch nicht etwa mit dem Skelett?
Wie wäre das überhaupt möglich? Von schön ganz zu schweigen. Er hat keine Haut,
keine Lippen, kein ... gar nichts. Und er redet. Guter Gott, er redet und hört
überhaupt nicht mehr auf."
    "Es ist nicht Skulduggery."
    "Wer könnte es dann ...? Es ist doch nicht dieser
hässliche Tropf, oder? Der hässliche Tropf kann es nicht sein,
ausgeschlossen."
    "Nenn ihn nicht hässlich."
    "Er ist es! Aber er besteht doch nur aus Narben! Okay,
ich weiß, ich hab keine Augen, aber wenn man erst mal über diese Tatsache weg
ist, hat man immer noch mein Gesicht. Und mein Gesicht ist in Ordnung. Besser
als seins. Seins ist total im Eimer, als sei er als Kind kopfüber in einen
Mixer gefallen. Sie geht mit ihm? Im Ernst?"
    "Im Ernst, und du wirst sie nicht auseinanderbringen.
Nicht weil du es nicht versuchen wirst, sondern weil du es nicht schaffen
wirst. Aber bist du jetzt so weit? Können wir los?"
    "Ich bin so weit", blaffte er. "Aber diese
Unterhaltung bleibt unter uns, verstanden? Meine Anmache funktioniert nur,
solange sie nicht damit rechnet."
    "Glaub mir, ich hab bestimmt keine Lust, jemals wieder
mit irgendjemandem darüber zu reden."
    Sanguin holte tief Luft und biss die Zähne zusammen.
Widerwillig klammerte sich Walküre an ihm fest. Sie gruben sich durch die Erde
und das Grollen klang wie Donner in ihren Ohren. Sie spuckte Dreck und hielt
die Augen geschlossen. Irgendwann spürte sie, wie sie die Richtung änderten. Es
ging jetzt nach oben, doch mit jeder Sekunde kamen sie langsamer voran.
    Dann gelangten sie ans Licht. Sie waren nicht auf der
Krankenstation gelandet, aber ziemlich dicht daneben. Sanguin lag keuchend auf
dem Boden und sie ließ ihn liegen.
    "Blei hier und sieh zu, dass du wieder zu Atem kommst.
Ich bin gleich wieder da."
    "Du fehlst mir ... jetzt schon", brachte er
hervor.
    Walküre rannte aus dem Raum. Sie rief zuerst nach
Kenspeckel, dann nach Clarabelle. Sie wusste, dass Kenspeckel es nicht zulassen
würde, dass noch einmal ein Restant ihn besetzte, aber sie wusste nicht, wie
weit er gehen würde, um es zu verhindern. Würde er sich verletzen? Würde er
etwas noch Schlimmeres tun?
    "Kenspeckel!", rief sie. "Wir müssen los!
Clarabelle!"
    Da sie keine Antwort bekam, lief sie den Flur bis zum Ende
hinunter und bog in den nächsten ein, wo sie erneut nach Kenspeckel rief. Dann
kam sie an einem weiteren dunklen Raum vorbei. Tropf.
    Sie blieb stehen. Drehte sich um. Ging langsam zurück.
Lauschte angestrengt.

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