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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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Tropf. Tropf. Tropf.
    Einen Zentimeter von der Tür entfernt presste Walküre die
Schulter an die Wand. "Hallo?", rief sie leise. "Kenspeckel?
Clarabelle?" Tropf.
    "Kenspeckel, ich bin's, Walküre. Bist du da drin?"
    Immer noch keine Antwort. Immer noch kein Geräusch außer dem
unregelmäßigen Tropfen.
    "Ich komme jetzt rein", kündigte sie an und betrat
den Raum. Mithilfe ihrer magischen Kräfte ließ sie eine Flamme entstehen, die
hell brannte und über die Tische und Instrumente hinweg Licht in alle vier
Ecken warf. Ein warmes, flackerndes Licht. Es beschien Kenspeckel Gruse, der
auf dem Tisch lag, und Clarabelle, seine Assistentin, die auf ihm hockte und in
jeder Hand ein Skalpell hielt. Kenspeckel hatte die Augen geöffnet, doch sein
Blick ging ins Leere. Clarabelles Werk erinnerte Walküre an ihre eigene
Sezierung vor wenigen Tagen. Der Professor war voller Blut, das sich in einer
Pfütze auf dem Boden sammelte.
    Clarabelle kreischte. Ihre Lippen waren schwarz und die Haut
von dunklen Adern durchzogen. Sie sprang von der Leiche des alten Mannes
herunter und warf sich auf Walküre. Sie stürzten beide, schlitterten zur Tür
hinaus und blieben auf dem Flur liegen. Die Skalpelle zuckten wie Schlangen auf
Walküre zu. Sie bekam eines von Clarabelles Handgelenken zu fassen und drückte
die Klinge von sich weg. Die andere wollte sie abblocken, doch sie schnitt ihr
ins Gesicht und schabte an ihrem Wangenknochen entlang. Warmes Blut floss. Walküre schrie auf. Die Wut packte
sie und gab ihr genügend Kraft, um Clarabelle abzuwerfen.
    Sie stand auf, schnappte sich ein Metalltablett und ließ es
auf Clarabeiles Hinterkopf niedersausen. Wieder und wieder schlug sie zu,
wollte sie nicht mehr auf die Beine kommen lassen. Walküre bearbeitete
Clarabelle so lange, bis sie zusammensackte und sich nicht mehr rührte. Erst
dann warf Walküre das Tablett weg und rannte los.
    Die Flure glichen einem Labyrinth. Walküre hatte die Hand an
der Wange, Blut floss ihr durch die Finger. Keuchend drosselte sie ihr Tempo.
Da hörte sie Stimmen. Sie schlich vorwärts und lugte um die Ecke. Shudder und Tesseract
kamen in ihre Richtung, gefolgt von etlichen anderen Zauberern, darunter auch
Fletcher.
    "Wir werden ihren Willen brechen müssen", sagte
Fletcher gerade. "Ihr kennt sie nicht. Nicht so wie ich."
    "Überlass Darquise uns", meinte Tesseract.
    "Aber das ist es ja! Das ist euer Problem. Sie ist
nicht Darquise, noch nicht. Sie ist immer noch Walküre. Wir werden sie nie dazu
bringen, dass sie ihren inneren Massenmörder annimmt, es sei denn, wir
schneiden sie von allem ab, an dem sie hängt."
    "Und was schlägst du vor?", fragte Shudder.
    Walküre schlüpfte durch eine Tür, als sie näher kamen.
    "Ich geh und hole ihre Eltern", hörte sie Fletcher
sagen. Ihr Magen hob sich. "Ich teleportiere sie hierher und bring sie vor
ihren Augen um."
    "Und was erreichen wir damit?", fragte Tesseract.
"Außer dass sie uns so sehr hasst, dass sie nie im Leben nachgeben wird?
Nein, Walküre muss aus freien Stücken Darquise werden. Ihre Familie lassen wir
erst mal aus dem Spiel."
    Walküre versuchte, ruhig zu atmen, und kauerte in der Dunkelheit,
bis sie vorbei waren. Mit zitternden Händen zog sie ihr Handy aus der Tasche.
Sie drückte auf eine Taste und ihr Spiegelbild meldete sich.
    "Bring meine Eltern aus dem Haus", flüsterte sie.
    Die Stimme ihres Spiegelbildes war so kühl und uninteressiert
wie immer. "Warum?"
    "Sie sind in Gefahr. Fletcher ist besessen. Bring sie
irgendwohin. Nicht zu Beryl, Fletcher weiß, wo die wohnen. Es ist mir egal,
wohin du mit ihnen gehst, nur bring sie aus dem Haus."
    "Hallo, Baby", säuselte Fletcher direkt hinter ihr.
    Walküre fuhr herum, doch er war schon wieder weg. Sie spürte
einen Schlag gegen ihre Hand und ihr Telefon flog davon. Sie schwang ihre Faust
in weitem Bogen, erwischte ihn aber nicht. Dann war er wieder hinter ihr und
ließ seine Faust in ihren Hinterkopf krachen. Benommen fiel sie auf alle viere;
die Haare hingen ihr ins Gesicht. Er packte sie und zerrte sie auf die Beine,
warf sie über einen Tisch und teleportierte auf die andere Seite, als sie dort
herunterrutschte. Er versetzte ihr einen Tritt und der Restant in ihm verlieh
ihm zusätzliche Kräfte. Sie rollte sich zusammen und rang nach Luft.
    "Dachte ich mir doch, dass ich dich gehört habe."
Er lächelte. Das süße Lächeln, das ihr so gefiel. "Als ich gesagt habe,
ich wolle deine Eltern umbringen, war mir, als hätte ich was gehört,

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