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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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den Keller und stiegen die Treppe zum dritten Stock
hinauf, China vorneweg.
    "Was hast du von Tesseract gehört?", fragte
Skulduggery auf dem Weg nach oben. Seine Unterlippe hing wie eine tote
Nacktschnecke über seinem Kinn.
    "Dem russischen Killer? Warum um alles in der Welt
interessiert euch plötzlich ..." China sah auf sie herunter;
    ihre hellen blauen Augen verengten sich. "Er ist im
Land?"
    "Du hast es nicht gewusst?" Skulduggery klang
ehrlich schockiert.
    Über Chinas makelloses Gesicht zuckte ganz kurz ein Anflug
von Ärger. Sie drehte sich um und stieg weiter die Treppe zum dritten Stock
hinauf.
    "Ich will dir sagen, was ich über Tesseract weiß:
geboren und aufgewachsen in Russland vor ungefähr drei- oder vierhundert
Jahren. Er ist ein Meister, aber niemand weiß, wer ihn ausgebildet hat, und
niemand weiß, wie viele Leute er umgebracht hat. Er trägt eine Maske - und auch
hier weiß niemand, weshalb. Er wohnt in einem Truck, der jeder Beschreibung
spottet, lebt autark und braucht seine Vorräte wochenlang nicht aufzufrischen.
Auf welche Art und Weise er kommuniziert, ist mir ein Rätsel. Ich gebe zu, dass
ich nicht weiß, wie seine Auftraggeber mit ihm in Kontakt treten.
    Was ich damit sagen will, ist, dass er direkt auf der
anderen Straßenseite wohnen könnte und ich würde es nicht wissen. In zwanzig
Jahren habe ich kein einziges Gerücht über ihn gehört und die Tatsache, dass er
in der Stadt ist und ich es nicht wusste, lässt sämtliche Alarmglocken bei mir
schrillen und macht mich unvorstellbar wütend. Was ich mir jedoch nicht
anmerken lasse. Du bist sicher, dass er hier ist?"
    "Wir haben ihn gesehen", antwortete Skulduggery.
    Sie erreichten den dritten Stock und unterbrachen ihre
Unterhaltung, als ein Mann und eine Frau ihnen entgegenkamen. Der Mann starrte
China an, fasziniert von ihrer Schönheit. Die Frau starrte Skulduggery an,
abgestoßen von dem Gesicht, das langsam an seinem Schädel herunterrutschte.
China führte sie in ihr Apartment - in Walküres Augen war es so schön und
elegant wie China selbst - und schloss die Tür hinter ihnen.
    "Er war hinter Davina Marr her", erklärte
Skulduggery.
    China hob die Augenbrauen. "Hat er sie
umgebracht?"
    "Er stand kurz davor."
    "Hast du sie in Gewahrsam genommen?"
    "Sie ist an einem sicheren Ort - um sie brauchst du dir
keine Sorgen zu machen. Das darf natürlich sonst niemand wissen."
    "Wofür hältst du mich? Für irgendein hundsgemeines
Klatschmaul? Setz dich. Lockere deine Krawatte."
    Skulduggery tat wie geheißen. China nahm ein kleines
schwarzes Kästchen von ihrem Schreibtisch und holte eine Kalligrafie-Feder
heraus, die Walküre an ein Skalpell erinnerte. Sie tauchte die Feder in
schwarze Tinte und zog dann ein Monokel aus einer Zubehörtasche. Dann stellte
sie sich vor Skulduggery, öffnete die oberen Knöpfe an seinem Hemd und besah
sich die in seine Schlüsselbeine geritzten Symbole durch das Einglas. "Hast
du Marr schon verhört?", fragte sie.
    "Sie verharrt stur in ihrer Bewusstlosigkeit",
erwiderte er. "Aber allein die Tatsache, dass ihr jemand einen Killer auf
den Hals geschickt hat, sagt uns schon eine ganze Menge. Bis jetzt wäre ich
fast bereit gewesen zu glauben, dass Marr allein arbeitet. Sie hätte Myron
Stray von sich aus zu einer willenlosen Marionette machen können, hätte ihm die
Desolationsmaschine in die Hand drücken und es so arrangieren können, dass
Walküre und ich bei der Explosion umkommen. Fast hätte ich ihre Aktionen auf
puren Hass und kleinlichen Rachedurst zurückgeführt, der mit schrecklichen
Folgen eskaliert ist. Aber diese These lässt sich nicht aufrechterhalten. Nicht
mehr."
    "Wegen Tesseract?", fragte Walküre.
    "Man hat Tesseract auf ihre Spur gesetzt, was mich zu
der Vermutung geführt hat, dass sie Mitverschwörer hatte, die sie im Stich
gelassen haben und sie nun zum Schweigen bringen wollen."
    China legte das Monokel beiseite, hielt die Feder an
Skulduggerys linkes Schlüsselbein und übte Druck aus. "Wer würde bei einer
Verschwörung von der Zerstörung des Sanktuariums profitieren? Fünf Monate lang
hat es kein Sanktuarium gegeben und keinen Großmagier, doch soweit ich weiß,
hat es keinen dramatischen Anstieg asozialer Aktivitäten gegeben. Wer immer das
organisiert hat, scheint die Gelegenheit verpasst zu haben."
    "Es sei denn, das Ganze hat sehr viel größere Ausmaße,
als wir uns das vorstellen", gab Skulduggery zu bedenken.
    "Das klingt jetzt aber nach Verfolgungswahn",
meinte China.

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