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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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ihn loszulassen und der Apathie erneut Tür und Tor zu
öffnen.
    Sie griff nach dem Wagen selbst und rüttelte, so fest es
ging, daran, damit vielleicht ein anderes Messer näher zu ihr hin rutschte.
Doch die Instrumente klapperten nur und kullerten immer weiter weg. Sie hatte
die Kante des fahrbaren Tisches jetzt fest im Griff und zog daran, in der
Hoffnung, ihn umkippen zu können. Der Wagen neigte sich einen Augenblick lang
zur Seite, dann entglitt er ihr, fiel auf seine vier Räder zurück und stieß
gegen die Stehlampe, die Nye benutzt hatte, um besseres Licht von oben zu haben.
Die Lampe schwankte, fiel gegen den OP-Tisch und rutschte auf ihrem Weg zum
Boden daran entlang. Walküre griff schnell danach. Die Lampe krachte auf den
Boden und Walküre blickte an sich hinunter und sah, dass sie das Kabel in der
Hand hielt.
    Sie hatte etwas. Jetzt musste sie klar genug denken, um
herauszufinden, ob sie es zu irgendetwas gebrauchen konnte.
    Sie zog an dem Kabel, ließ ihre Finger dann vorsichtig daran
zurückwandern und zog erneut. Diesen Vorgang wiederholte sie so lange, bis sich
eine Kabelschlaufe über ihren Bauch gelegt hatte. Die Schlaufe reichte bis zu
ihrer rechten Hand und ihre Bewegungen wurden sicherer. Sie zog weiter an dem
Kabel, bis es sich spannte. Dann riss sie fester daran.
    Sie hörte, wie der Stecker aus der Steckdose gerissen wurde,
und zog ihn über den Boden. Zweimal verfing er sich irgendwo, wahrscheinlich an
Tischbeinen, doch Walküre gelang es jedes Mal, ihn wieder zu lösen und näher
heranzuziehen. Sie wusste nicht, wie lange es dauerte, wie viele Sekunden oder
Minuten - sie konzentrierte sich ganz aufs Ziehen. Und dann lag der Stecker in
ihrer Hand. Sie ließ ihn los, ließ ihn an einem langen Stück Kabel seitlich am
Tisch hinunterfallen. Und begann mit der Hand aus dem Handgelenk heraus Kreise
zu beschreiben.
    Der Stecker schwang in weitem Bogen herum. Bevor sie das
Kabel losließ, vergewisserte sie sich, dass die Schlaufe um ihre andere Hand
gewickelt war. Dann ließ sie los und der Stecker flog durch die Luft und traf
ihr Bein. Sie zog ihn zurück. Er stieß an das Brotmesser und fiel dann von der
Tischkante.
    Walküre holte ihn wieder zurück in ihre Hand, schwang ihn
erneut und ließ ein zweites Mal los. Der Stecker landete hinter dem Brotmesser,
und als sie am Kabel zog, bewegte sich das Messer ein Stück weit zu ihr hin,
bevor der Stecker darüber hinwegglitt.
    Der dritte Versuch ging total daneben.
    Beim vierten Mal rutschte das Messer wieder näher zu ihr
heran.
    Sie brauchte acht Anläufe, bis das Messer in ihrer Hand lag.
Dann hielt sie den Griff so, dass die Klinge auf die Gurte um ihr Handgelenk
drückte, und begann zu sägen. Zuerst verhakten sich die Zacken in dem Gurt und
jede Bewegung wurde zu einem unkoordinierten Rupfen. Doch schließlich fand das
Messer Halt und Walküre ihren Rhythmus, um das Gurtband durchzusägen.
    Ihr Blick wanderte derweil von den Wänden zur Decke und
blieb wie hypnotisiert an einer trüben Glühbirne am anderen Ende des Raums
hängen. In dem Dämmerlicht war sie so hell wie die Sonne.
    Sie betrachtete die Glühbirne.
    Die Glühbirne flackerte und Walküre runzelte die Stirn. Sie
wusste nicht, wie lange sie das Ding schon anstarrte. Sie riss sich davon los
und sah hinunter auf ihre Hand. Das Brotmesser lag immer noch darin, aber sie
hatte aufgehört zu sägen.
    Sie stieß ein wütendes Fauchen aus und die Wut loderte auf
und siegte über die Benommenheit. Sie konzentrierte sich wieder auf das Messer
und den Gurt. Nichts sonst war von Bedeutung. Es gab nichts anderes auf der
Welt, nur dieses Messer und diesen Gurt.
    Und dann hatte das Messer den Gurt durchtrennt und ihre Hand
war frei.
    Walküre ließ das Brotmesser fallen und löste den Gurt an
ihrer rechten Hand. Als beide Hände frei waren, hievte sie sich in eine
sitzende Position, beugte sich vor und löste die Fesseln um ihre Fußknöchel.
Und dann war sie wirklich frei.
    Mit langsamen Bewegungen schwang sie die Beine über die
Tischkante und stand auf. Nicht weit weg stand ein Tisch, auf dem stapelweise
Verbandszeug lag. Sie nahm eine Binde und wickelte sie mehrfach um ihren
Oberkörper. Dann ging sie mit unsicheren Schritten zu ihrem Häufchen Kleider.
Langsam zog sie sich an, empfand jedoch weder Trost noch Erleichterung dabei.
Sie holte ihr Handy aus der Tasche, hatte aber keinen Empfang.
    Walküre ging zur nächstbesten Tür, öffnete sie und trat
hinaus auf den Flur. Hier war sie nicht

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