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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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um!"
    "Flick mich wieder zusammen", befahl Walküre.
    "Ja, ja!" Nye liefen Tränen übers Gesicht.
"Aber mein Bein ist gebrochen. Lass es mich zuerst richten und danach
-"
    "Flick mich auf der Stelle zusammen", verlangte
Walküre vollkommen emotionslos, "oder ich erlaube den Schatten, dich
umzubringen."
    Nye nickte rasch. "Ja, selbstverständlich. Sofort. Leg
dich wieder auf den Tisch und -"
    "Keine Gurte", bestimmte Walküre. "Nichts,
was mich fesselt. Entweder du machst das jetzt oder du stirbst."
     
    ERDE
     
    Die Vergiftung zu überleben war nicht das Schwierigste.
Tesseract war schon öfter vergiftet worden und hatte es überlebt. Die
Flüssigkeit, die seine Maske in seine Haut injizierte, war so beschaffen, dass
sie sein Immunsystem und seine natürlichen wie übernatürlichen Abwehrkräfte
stärkte - hauptsächlich gegen die Verwesungskrankheit, die wie ein Fluch auf
ihm lag. Eine positive Nebenwirkung der Flüssigkeit war, dass sie auch
sämtliche anderen Krankheiten, Gebrechen und Vergiftungen, die während seiner
Reisen so auftraten, heilte. Deshalb hatte die Vergiftung ihn lediglich ein
paar Minuten lang beunruhigt.
    Die Tatsache, dass er lebendig begraben war, stellte dagegen
schon eher einen Grund zur Besorgnis dar.
    Er hatte sich ein kleines Luftnest geschaffen, das ihm etwas
mehr Zeit gab, mit der Vergiftung fertigzuwerden. Als das Gefühl in seine
Glieder zurückkehrte, versuchte er sich aufzurichten, doch das Gewicht der Erde
war einfach zu groß. Das Loch war maximal eineinhalb Meter tief. Er brauchte
also nur aufzustehen und schon wäre er draußen.
    Aufzustehen war jedoch nicht so einfach, wie es einmal
gewesen war.
    Seine Finger kratzten an der Erde und gruben sich langsam
nach oben. Er war schon ein gutes Stück Weit gekommen, als er merkte, dass es
ihm lediglich gelungen war, sich in eine noch unbequemere Lage zu manövrieren.
    Er drückte den Hintern nach oben, kämpfte gegen das Gewicht
der Erde und bewegte die Beine. Lose Erde wurde aus dem Weg geräumt, als er
sein rechtes Knie langsam verschob. Das linke ebenfalls zu bewegen war
schwieriger, aber er schaffte es. Jetzt waren beide Knie unter seinem Körper,
doch das Gesicht lag immer noch an den Boden des Grabes gedrückt und seine Arme
befanden sich irgendwo über ihm. Er vermutete, dass die Archäologen, falls er
hier unten starb und nach Hunderten von Jahren wieder ausgebuddelt wurde, über
der Frage rätseln würden, was genau er zum Zeitpunkt seines lächerlichen Todes
gemacht hatte.
    Tesseract holte tief Luft, sog den letzten Rest Sauerstoff
ein und hob den Kopf. Seine Beine brannten, seine Rückenmuskulatur sandte
Schmerzensschreie aus und er hatte das Gefühl, als würden gleich sämtliche
Sehnen in seinem Nacken reißen. Er drückte nach oben, zwang seinen Körper, sich
aufzurichten, während seine Hände sich durch die eisige Erde gruben. Plötzlich
spürten die Finger seiner linken Hand keinen Widerstand mehr. Er zog sich hoch,
auch seine rechte Hand durchstieß den Boden und dann spürte er Luft an seinem
Schädel und mit einem Mal war sein Kopf frei.
    Keuchend sog er die Luft durch seine Maske ein und blinzelte
Erde aus seinen Augen. Noch konnte er nicht klar sehen, doch er glaubte, allein
zu sein. So wie das Schicksal ihm in letzter Zeit mitgespielt hatte, hätte es
ihn allerdings nicht gewundert, wenn Ceryen und Graft noch immer herumgestanden
und sich gestritten hätten.
    Es kostete ihn noch ein wenig Anstrengung, aus dem Grab zu
klettern, dann streckte Tesseract sich auf dem nassen Gras aus und blickte
hinauf in einen Himmel, der so grau war, dass er aus Schiefer hätte sein
können. Aber Tesseract war einfach nur dankbar, in irgendeinen Himmel blicken
zu können, gleichgültig welcher Art. Schiefergrau, befand er, war eine
besonders reizvolle Schattierung von Grau.
    Er stand auf. Unter seinem Hemd und in seinen Hosenbeinen
war kalter Lehm, er klebte an seinem Rücken und hinter seiner Maske. Er klopfte
sich ab, schüttelte heraus, was sich lösen ließ, doch es ließ sich nicht
leugnen, dass es sich immer noch anfühlte, als sei er gerade aus seinem eigenen
Grab geklettert.
    Er schaute den Hügel hinunter auf die Stadt, den See und das
Sanktuarium. Er nahm es nicht persönlich. Er war schließlich Auftragskiller.
Nach allem, was er getan hatte, wäre es wohl ziemlich scheinheilig gewesen,
einen Mordversuch persönlich zu nehmen. Aber das war kein Grund, sie am Leben
zu lassen.
    Laut seiner Akte wohnte Graft direkt an der

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