Derrick Storm 3: A Bloody Storm - Vom Sturm getrieben (German Edition)
Dutzend faustgroßer Steine löste sich. Sie polterten hinter ihm auf den Pfad hinunter und trafen beinahe Casper und Storm.
„Tut mir leid“, rief er ihnen zu.
Casper fluchte, und Storm bereute sogleich seine Entscheidung, die Nachhut übernommen zu haben. Er wusste genau, was nun kommen würde, und schon im nächsten Moment wich er einem weiteren Stein aus, der geradewegs auf sein Gesicht zuflog. Diesem folgte ein weiterer, noch größerer Steinbrocken, der ihn nur knapp verfehlte.
„Ups“, sagte Casper. „Mein Fehler.“
Als sie die Spitze des Haufens erreichten, setzten sie ihren Weg auf einem schmalen Gebirgspfad fort, der zwischen den Bergen hindurchführte. Die Luft war dünn, und allen fiel das Atmen schwer. Da hob Dilya plötzlich die Hand und sie stoppten. Sie duckte sich, und die anderen taten es ihr nach. Etwa dreihundert Meter vor ihnen standen zwei Männer in Uniformen der usbekischen Grenzkontrolle. Beide trugen automatische Waffen bei sich. Sie rauchten und unterhielten sich.
Casper ging geduckt zu Dilyas Versteck hinüber.
„Gib mir das M-24“, sagte er und bezog sich damit auf das Scharfschützengewehr der amerikanischen Armee, das sie dabei hatte. „Ich werde sie erledigen.“
„Sie sind zu zweit“, sagte sie.
„Ja, und? Der zweite liegt schon am Boden, bevor ihm klar wird, was mit seinem Kumpel passiert ist.“
„Nein“, sagte sie bestimmt. „Sie könnten einen verfehlen. Einer von ihnen könnte entkommen. Wir warten.“
„Ich schieße nie daneben“, sagte Casper. „Und außerdem könnten die noch mehrere Stunden lang da rumstehen.“
„Wieso sollten sie?“, erwiderte sie. „Das ist nur ein Routinestopp für sie. Der Pfad hier ist bekannt. Wir warten.“
Casper schnaubte verächtlich und kroch zurück, näher an Storm heran. Er setzte sich, lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Felsbrocken und schloss die Augen, doch er konnte nicht anders, als Storm zu reizen.
„Tick, tick, tick“, flüsterte er. „Jede Minute, die wir hier verbringen, haben die Zeit, ein bisschen mit deiner kleinen Freundin zu spielen. Vielleicht reißen sie ihr nur einen Fingernagel aus, vielleicht auch einen Finger oder gleich die ganze Hand. Wie gefällt dir der Spitzname ‚Stummelchen‘?“
Daraufhin kroch Storm zu Dilya hinüber, die die Grenzleute durch ein Fernglas beobachtete, das sie ihm sofort reichte.
„Jeder Moment, den wir hier festsitzen, zählt“, erinnerte sie Storm.
„Diese beiden Männer sind Teil einer zwölfköpfigen Einheit. Die anderen fahren mit einem Truck bekannte Punkte entlang der Grenze ab und suchen nach Drogenschmugglern oder anderen, die illegal die Grenze überqueren. Wenn Casper die beiden erschießt, wissen die anderen auch bald Bescheid. Wir können Ihre Freundin nicht retten, wenn wir uns erwischen lassen.“
Durch das Fernglas konnte Storm erkennen, dass einer der Grenzleute seine Zigarette wegschnippte. Dann drehte sich er sich um, und die beiden entfernten sich vom Grenzübergang.
„Wir werden noch fünfzehn Minuten warten, bis die beiden zurück bei ihren Kameraden sind und wegfahren. Dann überqueren wir die Grenze nach Usbekistan. Ich hoffe nur, dass die Grenzposten unser verstecktes Transportmittel auf der anderen Seite nicht gefunden haben. Es ist ein ziemlich langer Marsch den Berg hinunter bis zur nächsten Stadt.“
Storm dachte an Showers. Sie war allein und wurde irgendwo in Jizzakh verhört. Er war zwar kein religiöser Mensch, doch trotzdem schickte er leises Stoßgebet gen Himmel, dass ein Wagen auf der anderen Seite der Grenze auf sie wartete und dass Showers noch am Leben war, wenn sie sie fanden.
Ein paar Minuten später machte sich die ungleiche Vierergruppe vorsichtig auf den Weg über den Pass und folgte dann einem schmalen Pfad bergabwärts. Es stellte sich heraus, dass der Abstieg weitaus anstrengender war als der Aufstieg. Die Schwerkraft machte sich bemerkbar, zog sie immer wieder an den Abgrund, versuchte, ihre Schritte zu beschleunigen und sie zum Rennen anzuregen, was mit Sicherheit fatal ausgehen würde.
Sie hielten weiterhin nach den Grenzleuten Ausschau, konnten jedoch keine Spur von ihnen entdecken.
Nach etwa einer Stunde sagte Dilya: „Da!“, und zeigte dann auf eine Ansammlung von Bäumen. Da bemerkte auch Storm die Reflexion des Sonnenlichts, das auf die Windschutzscheibe eines Chevys mit Allradantrieb fiel. Als sie den Wagen erreichten, legten sie ihre Ausrüstung ab und hielten kurz inne, um sich etwas
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