Derrick Storm 3: A Bloody Storm - Vom Sturm getrieben (German Edition)
Eimer.“
„Ich würde lieber das Bad benutzen“, sagte Showers.
„Natürlich würden Sie das, denn dann könnten Sie versuchen, aus dieser Kammer zu entkommen. Doch ein Eimer wird reichen müssen.“
Der Helfer stellte den Eimer direkt neben Hasans Stuhl ab, und der schob ihn mit dem Fuß zu ihr herüber.
„Sie können sich gleich hier erleichtern. Ich warte solange“, sagte er. „Vielleicht drehe ich mich auch um.“
Als Showers sich daran erinnerte, wie schwer es ihr gefallen war, in der Damentoilette an der Raststätte in England die Hose zu öffnen, entschied sie, noch etwas zu warten. Sie stieß den Eimer zurück in seine Richtung. „Das Ding benutze ich nicht.“
Er zuckte mit den Achseln.
Sie spielten ein Machtspielchen, und es sah so aus, als ob sie verlieren würde.
„Als ich in den Vereinigten Staaten war“, fuhr Hasan fort, „hörte ich immer diesen Spruch: ‚Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht.‘“ Er grinste, offensichtlich zufrieden mit sich selbst, und sagte dann: „Die gute Nachricht ist, dass ich kein unbarmherziger Mensch bin. Ich bin auch kein Terrorist und habe keinerlei Interesse daran, Sie jahrelang hier für ein Lösegeld gefangen zu halten oder Sie zum Ruhme Allahs hinzurichten. Falls es etwas ändert, ich bin im russisch-orthodoxen Glauben erzogen worden.“
„Offenbar haben Sie in der Sonntagsschule geschlafen.“
„Eine scharfe Zunge“, sagte er. „Das mag ich. Es macht meine Arbeit etwas anspruchsvoller.“
Er legte die Tasche in seinen Schoß und nahm ein altes Panasonic-Diktiergerät heraus. Nachdem er überprüft hatte, dass auch eine Kassette eingelegt war, schaltete er es ein und legte es auf den Boden.
„Meine Auftraggeber werden ganz genau wissen wollen, was Sie zu mir gesagt haben und auch wie Sie es gesagt haben. Man hat mich schließlich beauftragt, Ihnen die Wahrheit zu entlocken.“
Hasan klopfte eine Zigarette aus einer Schachtel und bot ihr auch eine an.
„Ich rauche nicht“, sagte sie.
„Ich auch nicht. Es ist eine blöde Angewohnheit“, erwiderte er, zündete seine Zigarette an und atmete langsam aus.
Seine Aussage ergab überhaupt keinen Sinn, und sie fragte sich, ob ihre Erschöpfung ihre Sinne vernebelte. Plötzlich lehnte Hasan sich vor und drückte die glühende Spitze seiner Zigarette in ihren Nacken. Sie schrie auf und wich zurück, als der Gestank verbrannten Fleisches an ihre Nase drang.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sog an der Zigarette, bis die Spitze wieder glühte.
„Nun zur schlechten Nachricht“, sagte er mit ernster Miene. „Ich werde Ihnen noch viel schlimmere Verletzungen zufügen.“ Showers’ Atem ging schnell.
„Ich glaube nicht, dass Sie schon mal richtig verhört worden sind“, bemerkte er, „aber ich weiß, dass Sie sich darüber Gedanken gemacht haben. Jeder tut das. ‚Werde ich ruhig bleiben? Oder werde ich zusammenbrechen?‘ Das sind dumme Fragen. Wissen Sie, warum?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Weil jeder irgendwann redet. Sie reden, oder sie sterben. Die einzige Unbekannte in der Rechnung ist, wie lange es dauern wird, bis Sie mir sagen, was ich wissen will. Für mich spielt das überhaupt keine Rolle. Eine Minute, eine Stunde, einen Tag. Aber für Sie spielt es sogar eine sehr große Rolle.“ Er sah auf die rotglühende Spitze seiner Zigarette und lehnte sich vor. Instinktiv wich sie zurück. Er grinste breit und entblößte eine Reihe gelblicher Zähne.
„Sagen Sie, lesen Sie gern?“, fragte er.
Sie nickte.
„Gut“, meinte er. „Ich liebe Literatur. Ich versuche, jeden Tag ein Buch zu lesen. Das tue ich seit ich sechs Jahre alt war. Ich tue es, weil ich lernen will. Ich versuche stets, meinen Verstand weiter zu schärfen, und Lesen kann einem auch dabei helfen, Probleme zu lösen. Haben Sie jemals Solschenizyns Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch gelesen? Nein? Es ist ein wichtiges Buch, ein sehr wichtiges Buch über das Leben in einem sowjetischen Gefangenenlager, in dem Menschen misshandelt wurden. Und wenn Sie es gelesen hätten, hätten Sie vielleicht einige Dinge daraus gelernt, die Ihnen jetzt helfen könnten.“
Sie blieb still.
„Wissen Sie, was Solschenizyn über die Amerikaner sagte, nachdem man ihn aus der Sowjetunion verbannt und er mehrere Jahre in Ihrem Land gelebt hatte? Er sagte, den Amerikanern fehle die Charakterstärke, um den Kommunismus zu besiegen. Er sagte, ihr hättet nicht genug Mumm.“
Sie holte tief Luft und erwiderte:
Weitere Kostenlose Bücher