Des Abends eisige Stille
sonst?«
»Ladeneingänge.«
»Dein Bewährungshelfer kann das regeln, dafür ist er da.«
»Sie. Kannst du vergessen.«
»Man wird dich nicht auf der Straße schlafen lassen.«
»Wer’s glaubt, wird selig.«
»Komm«, sagte Nathan zu dem Bullen. »Hier.« Er warf den zweiten Schokoriegel auf Andy Guntons Bett. »Geht auf mich.«
Andy sah ihnen nach. Die Schuhe des Bullen quietschten.
Ihm ging auf, dass Nathan Coates ihm durch etwas, das er gesagt oder angedeutet hatte, einen Hinweis gegeben hatte. Er hatte ihn auf eine Chance hingewiesen – und das würde auch seine letzte sein, das wusste Andy. Nicht, dass Nathan in der Lage war, ihm irgendwas zu verschaffen, aber er konnte mit Leuten sprechen, die dazu fähig waren, und was Andy nun machen musste, war, sich zu entscheiden. Er hatte sich schon zuvor entschieden, im Gefängnis, aber es war alles schiefgegangen, obwohl er nicht ganz begriff, wieso, es war zu schnell gegangen, fast hinter seinem Rücken. Jetzt könnte er die Chance haben, erneut zu entscheiden und es durchzuziehen. Irgendwie musste er Lee Carter aus dem Weg gehen und allen, die mit ihm zu tun hatten. Und er musste weg von Michelle. Er musste einen Job finden, vorzugsweise einen, für den er ausgebildet war, aber für den Anfang jeden Job. Irgendwie … Man musste sich stark fühlen, um das durchzuziehen, und er fühlte sich nicht stark. Wenn Carter herausfand, dass der Van Andy nicht plattgemacht hatte, konnte er auch wieder in Gefahr sein.
Eine Schwester kam herein. Die Unscheinbare mit der seltsamen Frisur, wie seine Mutter sie gehabt hatte, in flachen Wellen. Ihre Schneidezähne ruhten auf der Unterlippe wie Rattenzähne.
»Na, Andy, schauen wir uns mal diesen Verband an und sehen, ob wir ihn nicht ganz abnehmen können.«
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49
I ch möcht mit jemandem sprechen.«
»Um was geht es denn, Sir?«
»Ich red mit keinem, nur mit dem Boss.«
»Damit kann ich nicht viel anfangen, Sir, wenn Sie …«
»Das Kind.«
»Um welches Kind handelt es sich, Sir?«
»Ich red nicht mit Ihnen, ich will den Boss. Ihr habt eine Kinderleiche gefunden …«
Darauf folgte ein langes Schweigen. Der Polizist wartete.
»Sind Sie noch da, Sir?«
»Gardale-Schlucht.« Es klang wie ein leises Knurren.
»Warten Sie einen Moment. Ich stelle Sie durch. Legen Sie bitte nicht auf.« Der Polizist verband mit dem DCI .
Drei Minuten später stieß Serrailler die Tür zum Dezernatsbüro auf und rief nach Nathan.
»Wo wollen wir hin?«
Sie fuhren aus Lafferton hinaus, Serrailler am Steuer.
»Bin mir nicht sicher … Könnten Sie mal die Karte rausholen? Ich kenne mich hier ganz gut aus, aber ich kann das nicht einordnen … auf der anderen Seite von Hylam Peak … Fly’ole hat er es genannt. Hinter Hylam, hat er gesagt, doch dann auf den Pfad vor dem Anstieg, neben einer Öltonne, vier Meilen weiter, hinter einer offenen Scheune halten.«
»Klingt zweifelhaft.«
»Er weiß was. Der will uns keinen Bären aufbinden.«
Nathan widersprach nicht.
»Wo wir gerade Zeit haben, Chef, wollte ich mit Ihnen gern über Andy Gunton sprechen.«
»Nur zu.«
Nathan berichtete von seinem Besuch im Krankenhaus, wie er Andy Gunton vorgefunden hatte, was er über ihn dachte.
»Schauen Sie, was mich beschäftigt, ist Folgendes: Er ist kein schlechter Kerl, dieser Andy Gunton … Seine Familie stand eine Stufe über unserer, das kann ich Ihnen sagen; sein Dad war ein Taugenichts, aber seine Mum war das Salz der Erde, hat alles zusammengehalten. Diese Michelle ist eine Nervensäge, macht jeden sofort zur Schnecke und kann mich nicht leiden, bloß um ihre Kinder kümmert sie sich gut … Aber Andy … Hat sich im Bau prima gemacht. Erst als er rauskam, ging alles den Bach runter. Warum musste er auch dem dämlichen Carter über den Weg laufen?«
»Lafferton ist eine kleine Stadt. Er hätte sich ja nicht wieder auf ihn einlassen müssen.«
»Das sagt sich leicht, Chef.«
»Ich weiß.«
»Er hat keine vernünftige Chance gehabt.«
»Was wollen Sie, Nathan, dass ich ihm einen Job verschaffe?«
»Wenn er nicht bei dieser Schwester wohnen müsste, wenn er einen Job hätte, der ihm gefällt. Ich finde, jemand sollte ihm eine Starthilfe geben, mehr nicht.«
»Prima. Und wer?«
»Könnte man nicht mal mit dem Wohnungsamt sprechen? Mit der Bewährungshilfe?«
»Und mit welcher Begründung? Ich hab ihn letzte Woche festgenommen und ihn wegen Fahrens eines gestohlenen Autos angezeigt.«
»Ja, stimmt.«
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