Des Abends eisige Stille
Schmerzen in dem tiefen Graben neben der dunklen Straße. An viel mehr erinnerte er sich nicht … nur ein verschwommenes Durcheinander von Lärm und Licht und Schmerz und das verzweifelte Bedürfnis, jeden davon abzuhalten, ihn zu bewegen. Dann war er in der Notaufnahme aufgewacht.
Die Nachricht war wie üblich per SMS gekommen.
Brrtts Lane 2:00
.
Er würde nicht hingehen. Wie konnte er? Sie hatten ihn erwischt, er hatte mit der Polizei gesprochen. Er machte sich sowieso schon in die Hose. Aber Pete hatte ihm zu verstehen gegeben, dass Andy rausfliegen würde, wenn nicht mehr Geld in Umschlägen mit der Post kam. Das war ernst gemeint. Die Polizei würde ihn rund um die Uhr beschatten. Sie wollten, dass er sie zu größeren Fischen führte, würden ihn beobachten und warten, eine Falle aufstellen.
Nein, er hatte nicht vorgehabt, einen weiteren Carter-Job zu erledigen. Nicht, bis er um ein Uhr aufwachte, dalag und überlegte, was passieren würde, wenn er es nicht tat. Als ihm aufging, dass sie dann vielleicht hierherkamen, schoss er aus dem Bett und zog sich Jeans und Pullover an. Die Nacht war kalt. Matt lag auf dem Bauch, den einen Fuß unter der Decke hervorgestreckt. Andy hob den eiskalten Fuß an und schob ihn zurück. Er zögerte, aber sein Neffe stöhnte nur leicht.
Barrett’s Lane lag nicht weit entfernt. Es machte ihm nichts aus, nachts zu Fuß zu gehen. Das hielt ihn fit, aber es war so kalt, dass eine halbe Meile angenehmer war als zwei oder drei. Das Sträßchen führte zwischen alten, verfallenen Häusern hindurch, und er sah das wartende Auto sofort, als er einbog. Ein schwarzer Ford Focus, und er kannte den Fahrer nicht, der den Motor anließ, als Andy auf ihn zukam, und beschleunigte, bevor er richtig eingestiegen war und die Tür geschlossen hatte.
»Pass doch auf, ich bin fast rausgefallen.«
Schweigen. Andy warf ihm einen seitlichen Blick zu. Ein gutaussehender Junge mit kahlrasiertem Kopf und vier Ringen im einen Ohr. Er fuhr schnell, bog mit quietschenden Reifen um jede Kurve und schwieg auf dem ganzen Weg zum Flugplatz. Dort fuhr er bis zum Hangar. »Raus!« Andy stieg aus. Der Focus raste davon. Der Flugplatz war still, lag verlassen, soweit er sehen konnte, eiskalt und pechschwarz. Er kauerte sich in den Schutz des Hangars, aber der Wind fand ihn. Andy schob sich auf die andere Seite, stellte den Kragen hoch. Seine Hände waren steif vor Kälte. Auf dieser Seite war es noch schlimmer, er war dem Wind ausgesetzt. Andy wartete. Wartete vielleicht fast eine Stunde. Er fror so sehr, dass er nicht denken konnte, und ihm war übel. Schließlich ging er über das Flugfeld und zurück, joggte ein bisschen auf der Stelle und lief dann zum Tor. Niemand würde kommen. Lee Carter hatte ihn verarscht. Wahrscheinlich konnte er ihn über irgendeinen Satelliten sehen, ihn die fünfeinhalb Meilen durch die eiskalte Nacht nach Hause verfolgen und sich totlachen.
Er bog auf die Straße ein und lief darauf weiter. Und dann waren die Scheinwerfer aufgetaucht und der Kleinbus, der auf ihn zuraste, und der plötzliche Schmerz und das Entsetzen, als er gegen das Auto prallte.
Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, lief dieser Film wieder ab. Der Arzt war am Morgen erneut bei ihm gewesen. Andys Arm würde gut verheilen, hatte er ihm gesagt, aber die Blutergüsse und Prellungen würden zunächst noch schmerzhafter werden, bevor eine Besserung eintrat. Man hatte ihn wegen Verdachts auf Gehirnerschütterung beobachtet, jedoch entschieden, dass er keine hatte. Morgen würde ihn jemand nach unten zum Röntgen bringen, und wenn mit seinem Hals alles in Ordnung war, bräuchte er nur noch zwei weitere Tage bleiben.
Ihm wäre eine Woche oder ein Monat lieber gewesen. Er fühlte sich in Sicherheit, warm und geborgen und außer Reichweite seiner Schwester und Lee Carters.
Er überlegte, ob Michelle ihn wieder aufnehmen würde, und wenn nicht, wohin er dann gehen sollte.
Eine Frau in einem grünen Kittel schob einen Wagen mit Zeitschriften und Süßigkeiten herein. Andy hätte gern einen Schokoriegel gehabt, hatte aber kein Geld. Er hatte in der Nacht keins mitgenommen, und Michelle konnte er nicht darum bitten.
»Danke«, sagte er, »ich möchte nichts.« Und schenkte der Frau in Grün sein freundlichstes Lächeln.
»Tag.«
Der verdammte, hochnäsige Nathan Coates und noch so ein Bulle mit einem dieser blöden, bleistiftstrichdünnen Bärtchen. Musste wie Punkte verbinden sein, außen rum zu
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