Des Abends eisige Stille
rasieren.
Der Bulle sah aus, als fände er alles zum Kotzen, und sagte nichts. Nathan Coates zog sich einen Besucherstuhl heran.
»Geht’s dir besser?«
»Ja, toll.«
Nathan grinste. »Du hast Glück gehabt, Kumpel.«
»Ich bin nicht dein Kumpel, Coates.«
»Und hast wohl auch nicht das Gefühl, Glück gehabt zu haben, was?«
»Kannst du mir ein Pfund leihen?«
»Wofür denn?«
»Ich hätt gern einen Schokoriegel von dem Wagen, aber ich hab kein Geld.«
»Na gut …« Nathan zog Kleingeld aus der Tasche. »Hol ihm zwei Marsriegel, Bevin.« Der Bulle fing das Geld auf und trollte sich.
»Bin dir was schuldig.«
»Das kannst du laut sagen. Okay, Andy, du warst vorher nicht in der Lage, Fragen zu beantworten. Versuchen wir’s noch mal. Was ist passiert?«
»Bin überfahren worden.«
»Von wem?«
»Konnte ich nicht sehen.«
»Einfach so – du bist auf einer Landstraße in der Nähe eines Flugplatzes um drei Uhr morgens allein spazieren gegangen, und eh du dichs versiehst, taucht ein Auto auf und fährt dich über den Haufen. Komm schon, erzähl mir keinen Scheiß.«
»Er hat mich mit den Scheinwerfern geblendet. Wie sollte ich sehen, wer es war?«
»Hätte also auch eine Sie sein können.«
»Ja, klar doch.«
»Was für ein Auto?«
»Van.«
»Was für ein Van?«
»Konnte ich nicht erkennen.«
»Aber du hast gesehen, dass es ein Van war?«
»Er war groß … größer als ein Auto.«
»Was hast du da gemacht?«
»Was meinst du damit?«
Nathan seufzte. Der Bulle kam mit den Marsriegeln zurück und reichte sie ihm. Nathan steckte beide in die Tasche.
»Äh …«
»Wenn du mir ein paar ordentliche Antworten gibst, kriegst du sie. Also weiter. Du steckst sowieso schon in einem ziemlichen Schlamassel, was? Schauen wir mal, was du tun kannst, um da rauszukommen. Wer hat dich diesmal zum Flugplatz geschickt? Was für ein Auto hast du abgeholt?«
»Keins. Hab eine SMS gekriegt, dass ich um zwei Uhr zur Barrett’s Lane kommen soll, wo jemand auf mich warten würde.«
»Und, hat jemand auf dich gewartet?«
»Ja, und ich weiß nicht, wer er war, hab ihn noch nie zuvor gesehen. Schwarzer Ford Focus.«
»Und?«
»Ist zum Flugplatz gefahren. Hat mich bei den Hangars abgesetzt. Mir gesagt, ich soll warten, dann ist er weggefahren. Ich hab gewartet … gewartet, bis mir fast die Eier abgefroren sind. Niemand war da, niemand kam. Da hab ich mich auf den Heimweg gemacht. Bin die Landstraße entlanggegangen, als dieser Van aus dem Nichts direkt auf mich zukam. Hat mich in den Graben geschleudert. An mehr erinnere ich mich nicht, bis ich in der Notaufnahme aufgewacht bin. Auch daran erinnere ich mich kaum. Kann ich jetzt die Schokolade haben?«
Nathan zögerte, warf dann einen Schokoriegel aufs Bett. Er landete außerhalb von Andys Reichweite. Doch der protestierte nicht. Es war, als hätte es ihn plötzlich umgehauen. Er sank zurück, sah erschöpft aus und versuchte den Kopf zu drehen, um aus dem Fenster schauen zu können. Nathan streckte die Hand aus, riss den Schokoriegel auf und gab ihn ihm.
»Danke«, sagte Andy trübe.
»Na gut, bist du sicher, dass das alles ist?«
»Ja.«
»Sonst nichts mehr?«
»Nein.«
»Glaubst du, dass Lee Carter dich umgefahren hat?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil der so was nicht selbst machen würde. Lag warm in seinem Bett. Der macht sich doch heutzutage nicht mehr die Finger schmutzig, bezahlt andere Leute dafür.«
»Genau – Leute wie dich. Du bist ein totaler Idiot, Andy. Du hast deine Chance gehabt. Was ist nur in dich gefahren?«
»Du hast ja keine Ahnung. Ihr alle nicht. Ich hab eine Ausbildung gekriegt, ich sollte einen guten Job in einer Gemüsegärtnerei bekommen, ich war anständig, ich war sauber, ich hatte mir das alles zurechtgelegt. Nur gibt es keine guten Jobs … Es funktioniert nicht so, wie man es plant oder möchte.«
»Und dann läufst du Lee Carter über den Weg.«
»Genau.«
»Und dein bisschen Verstand macht sich aus dem Staub.«
Andy sah ihn an. Wenn ihm nicht alles weh getan hätte, wenn sein Arm nicht so geschmerzt hätte, wenn er sich nicht so beschissen gefühlt hätte, dann hätte er diesem klugscheißerischen Coates was in sein zerquetschtes Gesicht gebrüllt. Aber er hatte die Energie nicht, und wohin hätte ihn das gebracht?
»Genau«, wiederholte er.
Nathan Coates stand auf. »Das reicht. Wann kommst du hier raus?«
»In zwei Tagen.«
»Zurück zu Michelle?«
»Sie denkt drüber nach.«
»Und wo
Weitere Kostenlose Bücher