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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Nathan sackte trübsinnig in sich zusammen.
    »Ihr Herz ist auf dem richtigen Fleck, DS Coates. Okay, wir suchen nach einer Öltonne.«
    Fünfzig Meter weiter hatten sie die Tonne gefunden. Sie bogen auf einen Schlackenpfad, der fast ganz mit Gras bewachsen war. Über und vor ihnen erhob sich der Hylam Peak graugrün im trüben Licht. Zwei Bussarde zogen ihre Kreise, und ein paar Schafe sahen aus, als kippten sie an dem steilen Hang gleich um, grasten aber unbesorgt weiter.
    Das Auto holperte über den unebenen Boden. Von einem Haus oder auch nur einer offenen Scheune war nichts zu sehen.
    »Irgendwas ist mit diesem Ort«, sagte Nathan.
    »Gut oder schlecht?«
    »Nicht gut.«
    »An einem strahlenden, sonnenhellen Nachmittag sieht das ganz anders aus.«
    »Aber es hängt trotzdem über einem, nicht wahr?«
    Sie kamen um eine Kurve und folgten einer dürren Hecke. Scharfe Steine und Ziegelsteinsplitter ragten aus dem Boden.
    »Ich wette einen Fünfer, dass ich einen Platten kriege.« Simon fluchte, als ihm das Auto ausbrach.
    »Der hat Sie auf den Arm genommen, Chef.«
    Aber noch während er sprach, kamen zwei Hunde auf das Auto zugerannt, räudig, dürr und knurrend. Der Weg fiel plötzlich ab, und sie sahen zu ihrer Rechten als Erstes das rostige Dach einer uralten Scheune und dann daneben einen Wohnwagen. Zwei weitere Hunde waren davor an einen Pfosten gebunden. Der DCI hielt an und hupte, und die Hunde warfen sich gegen die Reifen, bis sich die Tür des Wohnwagens öffnete und ein Mann erschien.
    Er brüllte, und die Hunde krochen zurück zum Wohnwagen, mit eingeknickten Läufen.
    »Scheint gefahrlos zu sein.« Simon stieg aus dem Wagen.
    » DCI Serrailler, Polizei Lafferton, und das hier ist DS Coates. Mr. …?«
    »Hab meinen Namen nie genannt.«
    »Stimmt.«
    Der Mann musterte sie, während sie auf ihn zugingen. »Wer ist der Boss? Ich hab gesagt, ich will nur mit dem Boss reden. Ich trau Polizisten nicht.«
    »Ich bin der Boss, und ich bin Polizist.«
    »Dann red ich mit Ihnen. Los, Bürschchen, verpiss dich.«
    Der DCI nickte Nathan zu, der um den Wohnwagen herumging.
    »Andere Richtung.« Nathan ging langsam Richtung Auto, blieb jedoch nach ein paar Metern stehen und verschränkte die Arme.
    »Gut, ich bin der Boss, reden Sie mit mir. Aber erst nennen Sie mir Ihren Namen.«
    »Murdo.«
    »Mr. Murdo.«
    »Kommen Sie rein.«
    Serrailler folgte ihm in den Wohnwagen, warf noch einen Blick zurück auf Nathan, der wieder näher gekommen war. Simon hatte Dreck, Gestank und Unordnung erwartet, nach dem Aussehen des Mannes und der Hunde wie auch dem Durcheinander draußen zu schließen. Das Innere des Wohnwagens war allerdings sauber und ordentlich, wenn auch vollgestopft mit Möbeln und Nippes, die mehr in das Vorderzimmer eines Reihenhauses gepasst hätten.
    »Setzen Sie sich, oder Sie hauen sich den Kopf an.«
    Simon hatte sich bereits gebückt. Murdo deutete auf einen Stuhl.
    »Also, Sie sagten, Sie hätten Informationen, Mr. Murdo. Können Sie mir sagen, worum es sich da handelt?«
    »Tasse Tee?«
    »Nein danke.«
    »Dann nicht.«
    Murdo setzte sich auf die Bank unter dem Wohnwagenfenster. Er war ein großer Mann, stämmig, mit dickem roten Haar auf der Brust und grauen Borsten, die ihm aus Ohren und Nasenlöchern sprossen. Er griff nach einer Dose auf dem Fensterbrett, nahm Tabak heraus und drehte sich eine Zigarette.
    Serrailler wartete, musterte ihn. Er wünschte, er hätte Murdo zeichnen können, so wie er war, Unterhemd, Haar, Selbstgedrehte, und auch in diesem Wohnwagen …
    »Ich leb hier, weil ich’s mir so ausgesucht hab. Ich kümmer mich um niemanden, niemand kümmert sich um mich. Geradeheraus, so bin ich.«
    »Damit habe ich kein Problem.«
    »Ich komm nicht weit rum. Kein Verlangen. Aber hier in der Gegend seh ich dies und hör das. Letzten Herbst waren sie hier – fahrendes Volk. Keine Zigeuner, verstehen Sie, fahrendes Volk.«
    »Ich kenne den Unterschied.«
    »Genau. Schlampige Bande. Abfall, Wohnwägen, Dreck, Feuer, die sie nicht hätten anzünden dürfen. Sie haben vielleicht drei Wochen hier gecampt, halbe Meile weiter, auf Gardale zu. War froh, als sie weg waren. Haben die Hunde jede Nacht verrückt gemacht, die Gören kamen her, waren neugierig, haben in die Fenster geglotzt. Sie hätten mich bis aufs Hemd beklaut, aber sie hatten zu viel Angst. In der Woche, bevor sie abhauten, gab’s einen Unfall. Kinder haben rumgetobt; eins ist von einem Wohnwagendach gefallen.«
    »Wie haben Sie

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