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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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ein. Marilyn Angus will niemanden sonst im Haus haben, behauptet, es ginge ihnen gut.«
    »Könnte sie selbstmordgefährdet sein?«
    »Nein. Dazu wirkt sie zu unkonzentriert, scheint nicht genug Energie und Entschlusskraft zu haben.«
    »Stellt sie eine Gefahr für Lucy dar?«
    »Nur in dem Sinne, dass sie Lucy vernachlässigt, das Mädchen oder was es tut nicht wahrnimmt, sich einfach nicht kümmert.«
    »Klingt nicht gut. Möchtest du, dass ich Chris bitte, bei ihnen vorbeizuschauen?«
    »Jemand sollte es tun.«
    »Er hat so viel um die Ohren. Aber er wird es machen. Ich glaube, die Vertretung hat heute Morgen tatsächlich eine Sprechstunde abgehalten.« Sie hob Felix hoch und rieb ihm den Rücken.
    »Gut, ich muss wieder los.«
    »O nein. Du bleibst hier, bis du mir erzählt hast, worauf du hinauswolltest, bevor dein Handy geklingelt hat.«
    Er hatte gewusst, dass sie darauf zurückkommen würde. Er hatte ihr nie ausweichen können, selbst als sie Kinder waren.
    »Du hast mich gefragt, ob ich glaubte, jemand hätte Martha umgebracht.«
    »So direkt nicht.«
    »Ach, sei doch nicht so spitzfindig, genau das hast du gemeint.«
    »Na gut. Glaubst du es?«
    »Aber wer?«
    »Das gehört nicht zur Frage. Ich meine nur, ist es möglich?«
    »Tja, alles ist möglich. Ist es wahrscheinlich? Nein, natürlich nicht. Warum sollte jemand das tun? Weil er sie loswerden wollte?«
    »Weil sie ihm leidtat.«
    »Wem tat sie leid?«
    »Herrgott, Cat, hör auf.«
    »Du hast damit angefangen. Verdammte Polizeiarbeit. Es gibt so etwas wie einen natürlichen Tod, weißt du.«
    »Vergessen wir es. Ich muss wirklich los. Nathan ist unterwegs zu einem potenziell gefährlichen Mann. Ich sollte dort sein.«
    »Mach, was du willst. Ich wünschte nur, du wärst nicht hier reinspaziert, hättest alle möglichen Zweifel gesät und sie zwischen den Fliesenritzen keimen lassen.«
    Simon, der dabei war, seine Jacke anzuziehen, drehte sich um. Seine Schwester weinte, drückte das Baby an ihr Gesicht.
    »Oh, Himmel, es tut mir so leid. Ich hab nicht nachgedacht, ich hätte den Mund halten sollen.«
    »Es hat dich beschäftigt, darum musste es raus. Ist schon gut, ich bin immer noch voller Hormone, kümmer dich nicht darum.«
    Simon hockte sich hin, reichte Cat ein sauberes Taschentuch und nahm ihr Felix ab, während sie sich die Augen wischte. Das Baby roch nach warmer Haut und Milch.
    »Entschuldige.«
    »Ich glaube ehrlich nicht, dass da auch nur der Hauch einer Wahrscheinlichkeit besteht, Si. Wirklich nicht. Schlag es dir aus dem Kopf. Geh und finde David Angus, bitte.«
    Sie schaute ihm ins Gesicht. Er schwieg. Es gab nichts zu sagen.
    »Und jetzt auch noch diese andere Sache, diese Kinderleiche in Gardale«, fuhr Cat fort. »Da muss doch eine Verbindung bestehen, oder?«
    »Nicht unbedingt. In diesem Stadium wissen wir noch gar nichts. Ich kann es weder bejahen noch verneinen.«
    Cats Augen füllten sich erneut mit Tränen. »Leg ihn in seinen Stubenwagen, ja? Er hat genug getrunken, und ich mach ihn nur mit meinen Tränen nass.«
    Simon deckte seinen Neffen zu und setzte sich dann neben Cat. Er nahm sie in die Arme.
    »Ich bin ein Scheißkerl.«
    »Nicht mehr als sonst.«
    »Vergiss das alles.«
    »Weiß nicht, ob ich das kann. Jetzt fort mit dir, ich werde noch eine halbe Stunde gemütlich lesen, bevor sie hier reinstürmen, ihren Tee verlangen und Hausaufgaben machen wollen. Ich rufe Chris an. Er ist in der Geburtsklinik und kann auf dem Nachhauseweg bei Marilyn Angus vorbeifahren.«
    »Danke, Cat.«
    »Wofür wirst du bezahlt, DCI Serrailler?«

[home]
    48
    A ndy Gunton konnte sich kaum bewegen. Sein Hals steckte in einer Manschette, sein rechter Arm in Gips. Er lag auf einer besonderen Matratze, die den Schmerz in seinem Bein und seinem zerschlagenen Rücken lindern sollte, aber er fragte sich, was sie bewirkte.
    Er konnte nicht viel tun. Nur nachdenken.
    Michelle war zweimal da gewesen und hatte ihn mit so schriller Stimme beschimpft, dass er sie gebeten hatte zu gehen. Sonst niemand, abgesehen von der Polizei. Er war nicht in der Lage gewesen, mit ihnen zu reden, aber sie würden wiederkommen. Er beschwerte sich jedoch nicht, er wusste, dass er von Glück sagen konnte, am Leben zu sein. Hatte Lee Carter ihn am Leben lassen wollen? Der Kleinbus war auf ihn zugerast, hatte ihn mit den Scheinwerfern geblendet, war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Im einen Moment marschierte er noch vom Flugplatz heimwärts, im nächsten krümmte er sich vor

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