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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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das rausgefunden?«
    »Ich sag doch, ich seh und hör dies und das.«
    »Ist das Kind ins Krankenhaus gekommen?«
    »Es war tot, Boss. Ein Mädchen. Ist auf einen Haufen Steinplatten gefallen. So viel weiß ich.«
    »Was wissen Sie noch, Murdo?«
    Murdo nahm einen langen, gemächlichen Zug aus seiner Selbstgedrehten, schaute dabei die ganze Zeit Serrailler durch halbgeschlossene Augen an, als wollte er ihn noch einmal abschätzen. Dann sagte er: »Ich weiß, dass sie das Mädchen begraben haben.«
    »Wer?«
    »Die Familie. Sie wissen das auch. Sie wissen, wo.«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Ich geh mit den Hunden. Ich fang Kaninchen und so, entlang der Schlucht. Sie haben sie ein Stück hoch an dem abfallenden Hang begraben. Eines Nachmittags haben sie da gebuddelt. Am nächsten Tag haben sie das Mädchen da verscharrt, und am Tag drauf waren sie weg.«
    »Warum sind Sie nicht schon früher zu uns gekommen und haben uns das erzählt?«
    Murdo zuckte die Schultern. »Ging mich nichts an. Ging Sie auch nichts an, damals nicht.«
    »Doch. Nach dem Gesetz muss uns jeder Unfalltod gemeldet und eine Gerichtsverhandlung zur Feststellung der Todesursache abgehalten werden.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Als Sicherheitsmaßnahme, abgesehen von allem anderen. Denken Sie darüber nach. Und man kann nicht ohne Erlaubnis Menschen einfach dort begraben, wo man will.«
    »Sie gehörte ihnen.«
    »Also, kommen Sie, Murdo, Sie wissen sehr gut … Und warum sind Sie jetzt damit rausgerückt?«
    »Hab’s im Radio gehört. Die Fragen danach.«
    »Sie hätten sich nicht melden müssen, genauso wie Sie es damals nicht getan haben. Irgendetwas hat Sie dazu veranlasst.«
    »Na ja, dieses andere Kind. Als die sagten, es könnte was mit dem anderen Kind zu tun haben … dem Jungen … Das hat mich aufgerüttelt.«
    »Warum? Sie haben mir gerade erzählt, dass das Mädchen von einem Wohnwagen gefallen ist und sich den Kopf aufgeschlagen hat. Warum sollte das irgendwas mit dem Verschwinden dieses Schuljungen aus Lafferton Monate später zu tun haben?«
    »Hat es eben nicht. Das hab ich gemeint. Ich weiß, was mit dem Mädchen passiert ist, ich weiß, wann und wie und wer sie war. Hat nichts mit dem Jungen zu tun. Hab keine Ahnung wegen des Jungen. Ich hab alles über ihn gehört und mir nichts dabei gedacht, bis ihr Burschen zwei und zwei zusammengezählt habt und auf fünf gekommen seid. Ich hab keine Freunde bei den Fahrenden. Sie bedeuten mir nichts. Aber sie sind keine Kinderräuber, Boss. Sie brauchen jemanden, der sich für sie einsetzt, und das kann genauso gut ich sein.«
    »Wissen Sie, wohin sie von hier aus gezogen sind?«
    »Richtung Cornwall.«
    »Nichts Genaueres?«
    Murdo stand auf. Er drückte den Stummel der Selbstgedrehten mit seinen dicken Fingern aus und ließ ihn in einen Blechaschenbecher fallen. »Sie haben alles gehört. Sie können gehen, Boss. Ich hab gesagt, ich mag die Polizei nicht. Je weniger ich von euch seh, desto besser. Sie tun, was Sie tun müssen, und ich hab Ihnen nie etwas darüber erzählt, und es gibt keinen Zeugen.«
    Er hielt die Wohnwagentür auf und wartete. Serrailler musste dicht an Murdo vorbei. Er roch nach Old-Holborn-Tabak und Schweiß.
    »Danke. Kann sein, dass wir uns noch mal mit Ihnen in Verbindung setzen. Wir finden Sie hier?«
    »Wozu? Ich hab nichts mehr zu sagen, und ich hab sowieso nichts gesagt, nicht wahr?«
    Als Serrailler zu Nathan zurückging, fingen die Hunde hinter dem Wohnwagen wieder an zu bellen.
    »Das hat mir nicht gefallen, Chef«, meinte Nathan beim Wegfahren. »Ich hab mich direkt unter das Fenster gestellt, als Sie drinnen waren.«
    »Danke. Haben Sie was gehört?«
    »Nee.«
    »Schade.«
    Sie holperten über den Pfad.
    »Hat es denn was gebracht?«
    »Ja und nein. Es muss überprüft werden, aber ich glaube nicht, dass er sich schuldig gemacht hat, außer vielleicht Informationen zurückzuhalten … die er uns jetzt freiwillig gegeben hat.«
    »Hilft es uns bei David Angus weiter?«
    »Nein«, erwiderte Serrailler grimmig, »absolut überhaupt nicht.«

[home]
    50
    C hef?«
    »Warten Sie …«
    Simon drehte die Hitze unter dem Topf herunter, in dem er sich Nudeln kochen wollte, und ging zurück ins Wohnzimmer. Der Handyempfang war am besten neben den hohen Fenstern über dem Kathedralenhof, der jetzt leer und silbern im Laternenlicht lag.
    »Was gibt es?«
    »Tut mir leid – bloß, wussten Sie, dass Mrs. Angus in einer halben Stunde ein Interview im Fernsehen

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